Butscher: Immer noch ein bisschen da

Profis
22.11.2022

In Freiburg war Heiko Butscher als Spieler nicht nur für seine fußballerischen Talente bekannt.

Schlagzeuge haben mich immer magisch angezogen. Wenn irgendwo eines stand, musste ich mich einfach dransetzen. Wie hier auf dem Foto. Ich habe es gleich wiedererkannt, es war auf dem ZMF. Bei einer Mannschaftsvorstellung vor der neuen Saison, es muss im Sommer 2009 gewesen sein, wenn ich mich recht erinnere. Wir waren in der Saison davor aufgestiegen und hatten dann „SC Freiburg vor“ zusammen mit der Mannschaft und der Band Fisherman's Fall eingespielt – mit mir am Schlagzeug.

Dass das Lied jetzt nach all den Jahren immer noch im Stadion gespielt wird, freut mich total. Ich habe das Gefühl, dass ich damit immer noch ein kleines bisschen dabei bin. Und es steckt ja tatsächlich auch viel Herzblut drin. Die Idee, etwas in der Art zusammen zu machen, war damals schon im ersten Jahr mit Robin Dutt als Trainer gereift. Uwe Vetter, der heute immer noch Physio beim Sport-Club ist, hatte einen Draht zu der Band und uns den Song in einer Rohfassung schon mal vorgespielt.

Songidee entstand in der Zeit des Umbruchs

Für den SC war es eine Zeit des großen Umbruchs. Die Ära von Volker Finke war nach 16 Jahren zu Ende gegangen. Das war natürlich alles nicht ganz so einfach, nicht für den Trainer und nicht für die Mannschaft. Auch ich war neu gekommen, und wir haben das eigentlich ganz gut gemeistert, wurden schon im ersten Jahr Fünfter. Im zweiten Jahr war dann von hinten bis vorne einfach alles stimmig. Wir sind als Zweitligameister souverän aufgestiegen – es war ein top Spirit in der Mannschaft und im Umfeld.

Das Foto entstand danach, glaube ich, in der Vorbereitung auf das erste Bundesligajahr nach dem Wiederaufstieg. Das Schlagzeug war nicht meins, aber man kann auch auf fremden Instrumenten gut spielen – ein guter Schlagzeuger braucht sowieso nicht viel Equipment. Ich war musikalisch wirklich nicht untalentiert und musste mich mit 16 oder 17 Jahren entscheiden: eher Musik oder eher was mit Sport? Gott sei Dank fiel meine Wahl auf den Fußball.

"Liebe zur Musik ist geblieben"

Meine Liebe zur Musik und zum Schlagzeug ist aber geblieben. Was in Zeiten, in denen ich in Mietwohnungen lebte, nicht immer ganz einfach war. Bis mir meine Frau irgendwann ein E-Schlagzeug geschenkt hat. Ach, das sind einfach schöne Erinnerungen an eine Zeit, die dann ja auch sportlich sehr erfolgreich war. Ich habe am Ende so viel mitgenommen aus Freiburg. Es waren viereinhalb unheimlich lehrreiche Jahre.

Bis heute schwärme ich von den Freiburger Tugenden und versuche, sie bei meiner Arbeit mit einzubringen. Alle schwärmen ja von Freiburg. Aber das reicht eben nicht, die Schwierigkeit ist, deine Ideen auch konsequent umzusetzen. Damals beim SC war ich mal im Scouting-Büro bei Klemens Hartenbach (heute Sportdirektor; d.Red.). Mit welcher Akribie und Weitsicht da schon gearbeitet wurde – das musste auf Dauer erfolgreich sein.

Am meisten habe ich beim SC das Wort „Nachhaltigkeit“ gehört. Und mit der nötigen Struktur und Kontinuität zu arbeiten, auch wenn es mal nicht so läuft – da ist der Sport-Club, denke ich, wirklich ein Musterbeispiel.

Heiko Butscher, aufgezeichnet von Alex Steinmeier

Foto: Image Images

 
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