Vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Sport-Club ist Carmelo Policicchio über Jahrzehnte hinweg ein hoch geschätzter Weggefährte gewesen, vielen auch ein Freund, der dem Verein eng und auf ganz unterschiedliche Weise verbunden war: als freier Mitarbeiter des Stadionmagazins „Heimspiel“, als Betreiber eines Wurst- und Getränkestandes hinter der Nordtribüne des Dreisamstadions und der Stadionkneipe 15.30 im Europa-Park Stadion und – natürlich – als Wirt der Szenekneipe Swamp.

Bei all dem und vor all dem war Carmelo Policicchio ein gleichermaßen leidenschaftlicher wie romantischer Fußball- und SC-Fan. Mit seiner Liebe zum Sport-Club und der damit verbundenen Haltung wurde er dabei nach dem ersten SC-Bundesligaaufstieg 1993 zu einem der Mitbegründer und Protagonisten einer Fankultur, die die öffentliche Wahrnehmung des Vereins bestimmte und bis heute bestimmt. Diese Fankultur hatte und hat wesentlichen Anteil daran, dass der Sport-Club auch weit über die Grenzen der Stadt und der Region hinaus als „der ein bisschen andere Verein“ große Wertschätzung und viele Sympathien erlangte. Carmelo Policicchio war eines der Gesichter dieser Fankultur. Nicht umsonst besuchten überregionale Journalisten, die das Phänomen SC Freiburg verstehen wollten, bei ihren Recherchen das Swamp und sprachen mit Chico. Nicht umsonst aß der Literaturnobelpreisträger Günter Grass seine Wurst im Dreisamstadion an Chicos Stand. Nicht umsonst verkehrten neben SC-Fans – und Gästefans – unterschiedlicher Couleur SC-Trainer genauso selbstverständlich im „Swamp“ wie Manager, Aufsichtsräte und Vereinsvorstände des Sport-Club.

Vielleicht zählte das bei und trotz all seiner sprichwörtlichen Grantligkeit zu den größten Begabungen von Carmelo Policicchio: dass er Begegnungs-Plätze schuf, an denen kraft seiner Persönlichkeit und Menschlichkeit die Grenzen auch zwischen Lagern fließend wurden. Im übertragenen Sinn zählen zu diesen Orten auch die vielen, vielen Kolumnen, die er seit 2003 für unser Stadionmagazin „Heimspiel“ geschrieben hat. Unter dem Rubrikentitel „Worte kommen meist zu spät“ wurden die Texte der frühen Jahre 2009 von der Freiburger Agentur amici als Buch veröffentlicht und seine späteren Kolumnen 2019 dann mit dem Untertitel „2. Halbzeit“ vom Kölner Verlag Strzelecki Books. „Mit dem SC fürs Leben gelernt“ ist die Überschrift über einem dieser Texte, in dem – wie so oft – Carmelo Policicchios Liebe zur Musik und zum Fußball Doppelpass spielen. Thema ist auch „Something to talk about“, ein Lied von Badly Drawn Boy aus dem Soundtrack einer Nick-Hornby-Verfilmung, in dem es heißt: „The joy ist not the same, without the pain.” „Freude ohne Schmerz gibt es nicht”, schreibt Carmelo Policicchio dazu und: „Wir haben das vom SC gelernt.“

Freude ohne Schmerz wird es beim Sport-Club vorerst auch in der Erinnerung an Carmelo Policicchio nicht geben. Dafür aber das Wissen, dass Carmelo ‚Chico’ Policicchio ein wunderbarer Botschafter für das war, was den SC Freiburg in seinem Wesen bestimmt. Es zu bewahren, ist das, was in seinen Kolumnen und vielen Köpfen und Herzen als sein Vermächtnis eingeschrieben ist.

Unsere tiefe Anteilnahme gilt Chicos Familie und seinen Freundinnen und Freunden.