Eine Ballschule mit Trainer Max

Engagement
25.04.2022

Anlässlich seines Inklusionsspieltags schaute der SC Freiburg bei der „Füchsle-Ballschule“ und ihrem Trainer Max Gräßlin vorbei, der laut seiner Schüler nicht nur "nett" und "lustig" ist, sondern auch ganz offen mit seiner leichten Behinderung umgeht. Ein Vor-Ort-Besuch.

Es gibt viele Dinge, die an Kindern sympathischer sind als an Erwachsenen. Dass sie sich noch nicht routiniert vor Kameras verhalten, gehört ganz sicher dazu. Lucas und Thommy haben jedenfalls keine Lust, dem Reporter des SC-Medienteams mit Blick in die Kamera und möglichst in ganzen Sätzen das zu sagen, was für die beiden Zweitklässler aus der Reinhold-Schneider-Schule sowieso ausgemachte Sache ist. Nämlich, dass ihr Trainer Max „nett“ ist, „gut Fußball spielen kann“ und eben auch „lustig“ sei.

All das haben sie ja schließlich schon mehrfach durch Nicken betont. Und während der zwei Schulstunden, die an diesem regnerischen Vormittag der „Füchsle-Ballschule“ gehörten, hat man ihnen ja wohl auch angesehen, dass sie Spaß hatten. Beim Laufen, als es galt, der gegnerischen Mannschaft bunte Bänder abzunehmen, beim Kicken über eine Bank hinweg, als es zuweilen wie „Ketchup“ klang, wenn die Zweitklässler einen vermeintlichen „Headshot“ landeten. Und schließlich beim abschließenden Turnier. Das, so finden die beiden, gewohnt wortkarg, habe „am meisten Spaß gemacht.“ Jetzt wollen sie aber wieder weiterspielen, „der Max“ hat schließlich gerade eine neue Übung angekündigt.

Hier, in dieser Turnhalle in Littenweiler, ist Max Gräßlin, der seit vergangenem Sommer Teil des Trainerstabs für die „Ballschulen“ des SC ist, der unumschränkte Chef im Ring. Bestimmt tritt er auf. Und fast schon streng, wenn eines der Kinder meint, auf die Erläuterungen der Übungen verzichten zu können und lieber wild mit dem Ball herumkickt. Ein einziges Mal äfft ein Kind eine seiner Anweisungen nach. Und merkt sofort, dass das keine gute Idee war: „Wenn ich einen Papagei brauche, kaufe ich mir einen“, sagt Gräßlin. Und die anderen Kinder lachen.

Seine leichte Behinderung ist heute und hier kein Thema. Wenn die Zweitklässlerinnen und Zweitklässler sie überhaupt registrieren, geben sie es nicht zu erkennen. Dabei bräuchten sie da bei Max Gräßlin keine Bedenken zu haben, denn der 36-Jährige geht sehr offensiv mit seiner Einschränkung um. 1985 kam er als Frühchen zur Welt, Probleme hat er nach schweren ersten Lebensmonaten heute nur noch bei der Feinmotorik, wie sie zum Schreiben oder bei filigraneren Bewegungen vonnöten ist. Rhetorisch dürfte Gräßlin, dessen Eltern ihn von frühester Kindheit an gefördert haben, hingegen vielen Altersgenossen überlegen sein.

Als er nach dem Training mit der Aussage damit konfrontiert wird, dass Thommy und Lucas ihn als „nett“, „witzig“ und „guter Fußballer“ apostrophiert haben, antwortet er ebenso charmant wie druckreif: „Bei den zwei ersten Aussagen, würde ich sagen, das ehrt mich. Bei den fußballerischen Qualitäten bin ich mir nicht ganz so sicher. Aber wenn es die Kinder sagen, wird es schon stimmen.“ Dass an ihm kein Pelé verlorengegangen ist, sei aber nicht weiter tragisch: „Ich habe selbst für mich gemerkt, dass es besser ist, wenn ich Kindern Fußball beibringe, als wenn ich selbst spiele.“ Genau deshalb ist der Mann ja auch Leiter des Bereichs Inklusion für Kinder und Jugendliche beim PTSV Jahn. Dort, auf dem Vereinsgelände neben dem Dreisamstadion, wohnt er auch in einer WG.

Wie alle anderen Trainerinnen und Trainer bei der „Ballschule“ hat auch Gräßlin in der Reinhold-Schneider-Schule einen Kollegen zur Seite, mit dem zusammen er die Übungen anleitet. Niklas Weißer, der im Rahmen seines Sportmanagement-Studiums in Bayreuth ein Praktikum beim Gesellschaftlichen Engagement des Sport-Club absolviert, ist heute das erste Mal in Trikots und kurzen Hosen aktiv.

Max Gräßlin packt derweil seine Sachen zusammen, nachher geht es noch zu seinem Halbtagsjob im „Hofgut Himmelreich“, wo er im Service des inklusiven Restaurantbetriebs arbeitet. Die eineinhalb Stunden mit den temperamentvollen Kindern kommentiert er gewohnt eloquent: „Bewegung tut ihnen gut. Man merkt ihnen schon an, dass sie viel am Computer sitzen“, sagt er lächelnd. „Ich glaube, dass die Lehrer/innen auch froh sind, dass sie nach der Ballschule eine ruhigere Klasse haben.“

Der Artikel erschien erstmals im Stadionmagazin "Heimspiel" gegen Borussia Mönchengladbach.

 
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