Mit rotem Kopf und lächelnd

Engagement
02.11.2021

Wieso? Weshalb? Darum – die Heimspiel-Serie (2) zum Kinderfußball heute mit: Konzept für kleine Kicker/innen, das der Sport-Club mit dem Südbadischen Fußballverband entwickelt hat. Ein Interview mit Martin Schweizer.

Heimspiel: Herr Schweizer, der SC und der Südbadische Fußballverband haben ein neues Kinderfußballkonzept entwickelt. Warum sollen Kinder nicht einfach den Großen nacheifern und wie sie trainieren?

Martin Schweizer: Um kindgerechten Fußball zu bieten, muss man, statt vom Erwachsenen aus zu denken, die Perspektive der Kinder einnehmen: Was sind deren Bedürfnisse? Wie lernen sie? Und da wird klar: Etwa statische Übungen zum Passen oder Spannstoß sind nicht angemessen.

Weil Kinder spielen wollen?

Ja. Freies Spielen macht Kindern nicht nur am meisten Spaß, sondern sie lernen so auch am nachhaltigsten: in adäquaten Spielformen, durch Ausprobieren, Misserfolgs- und Erfolgserlebnisse, zudem implizit, also ohne Anleitungen von außen. So kommen Kinder mit der Zeit von selbst zu kreative Lösungen. Zudem sollten sie im Training auch mal andere Sportarten machen, um dann aus einem möglichst vielseitigen Schatz an Bewegungserfahrungen schöpfen zu können. Wie kindgerechte Fußballtrainings konkret aussehen können, haben wir auf der Website sbfv.de/kinderfussball für jeden übersichtlich aufbereitet.

Dort wird auch erläutert, wie südbadische G- und F-Jugenden, also U7 und U8, nun ihre offiziellen Spiele austragen: in kleineren Einzelteams, dafür auf zwei Feldern parallel.

Uns war wichtig: Alle Kinder müssen möglichst immer zum Spielen kommen, statt lange auf Spielzeit zu warten. Nach einem Training oder Spieltag soll jedes Kind verschwitzt, mit rotem Kopf und lächelnd heimgehen. Zudem sollte man Kinder kognitiv adäquat fordern. Unsere Wettkampfform Drei gegen Drei mit Torhütern ist für Fünf- bis Achtjährige die passende, da sie hier ständig Ballaktionen haben und ins Dribbling gehen können. Das ist wichtig, weil die Lernpsychologie uns sagt: Fünf- bis Zehnjährige sind im entscheidenden Lernalter, speziell was das Dribbeln angeht.

Deshalb ist in Belgien sogar die U6-Wettkampfform, die gespielt wird, Eins gegen Eins plus Torwart?

Ja, reiner Dribbelfußball eben. Bei der Durchsicht, wie Kinderfußball in anderen Ländern praktiziert wird, überzeugte uns der belgische Ansatz. Dribbelfußball haben wir deshalb als wichtige Trainingsform übernommen, aber nicht für den Wettkampf – auch um den südbadischen Klubs keinen zu extremen Wandel zuzumuten.

Auch so ändert Ihre Neukonzeption eine Menge – obwohl Kinderfußball doch auch früher schon massenhaft Kinder anzog und Toptalente auf den Weg brachte.

Als Kinder vor 50, 40 oder 30 Jahren ins Training gingen, hatten sie zuvor oft schon stundenlang auf der Straße oder dem Bolzplatz gekickt. Beim freien, unangeleiteten Spielen fand dort das eigentlich effiziente, nachhaltige Lernen und beste Training statt. Heute zielt unser Konzept darauf ab, Kindern im Verein – im Training und Wettkampf – quasi ein Äquivalent des Straßenfußballs zu bieten. Der spielt heute nämlich keine große Rolle mehr. Der Grund: Kinder haben – etwa durch die Technisierung – bei der Freizeitgestaltung auch eine Menge anderer Optionen. Deshalb wenden sich viele als Kinder oder Jugendliche wieder vom Vereinsfußball ab, wenn er sie nicht genug anspricht.

Soll man im Nachwuchs etwa gar nicht mehr technisch und taktisch arbeiten?

Doch natürlich, aber erst wenn es sinnvoll und altersgerecht ist, nicht schon mit kleinen Kindern.

Abgesehen von der Website – wie verbreitet man die neuen Ideen zum Kinderfußball?

Der SBFV hat viele Vereine zu Pilotspieltagen vor Ort besucht. Bei uns trägt zudem unser Kooperationstrainer Ralf Eckert unsere Kinderfußballidee nach außen, wir bieten an Freiburger Schulen Funinho- und Ballschule-AGs an und laden Vereinstrainer am Tag des Kinderfußballs zu uns ein. Last not least träumen wir davon, im Dreisamstadion ein Kompetenzzentrum Kindersport einrichten zu können.

 

 
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