Das „Netzwerk Inklusion und Sport“ von Gründer Max Grässlin lädt am 27. April zum „Inklusiven Sporttag“ in Freiburg ein. Der SC ist einer der Unterstützer und hat mit Grässlin gesprochen.
Herr Grässlin, wie „Der Spiegel“ jüngst berichtete, wird es in den EM-Stadien wohl deutlich zu wenig Plätze für Rollstuhlfahrer geben. Das Thema Inklusion scheint noch nicht in allen Köpfen angekommen zu sein, oder?
Grässlin: Ich glaube, das Thema ist bereits in vielen Köpfen drin, es wurde diesbezüglich in den vergangenen Jahren auch schon viel getan: an Schulen, in Vereinen, in Unternehmen. Nur hapert es manchmal an der Umsetzung von den Bedürfnissen, die wir Menschen mit Behinderung nun mal haben.
Welche fallen Ihnen da konkret ein?
Grässlin: Ein Dauerthema ist die Barrierefreiheit. Noch immer gibt es viele Hürden, über die wir nicht steigen können und die uns die Teilhabe am öffentlichen Leben erschweren: Schwellen vor Toiletten oder anderen Eingängen zum Beispiel oder mangelnde Audio-Angebote für Sehbehinderte. Es ist schon viel Gutes passiert und umgesetzt worden, aber es dürfte noch deutlich mehr sein.
Wie bewerten Sie das Engagement des SC Freiburg in puncto Inklusion?
Grässlin: Total positiv fand ich, dass wir Menschen mit Behinderung beim Stadionneubau miteinbezogen und gehört wurden. Dass der Sport-Club beispielsweise Inklusionsspieltage ausruft, durch das Fanradio sehbehinderten Menschen eine Teilhabe am Spielgeschehen ermöglicht, Rollstuhlfahrern ermäßigte Tickets anbietet – auch das sind richtige und wichtige Maßnahmen für Menschen mit Handicap. Zudem engagiert sich der SC Freiburg auch für das ‚Netzwerk Inklusion und Sport‘, das ich vor fünf Jahren gegründet habe. Die Idee dahinter ist, regionale Institutionen und Vereine zu vernetzen, um das Thema Inklusion gemeinsam und gebündelt voranzubringen – es letztlich noch mehr unter die Menschen zu bringen.
Dabei soll auch der „Inklusive Sporttag“ helfen, den Ihr Netzwerk mit Kooperationspartnern wie dem
SC Freiburg am 27. April veranstaltet.
Grässlin: Wir haben als Netzwerk in den vergangenen Jahren schon etliche Inklusionsturniere und andere Veranstaltungen organisiert, aber der Sporttag wird noch mal eine andere, größere Nummer. Vor der alten Stadthalle werden neun Partnervereine wie der Sport-Club, die FT oder die USC Eisvögel Sportstationen aufbauen. Es gibt Tischtennisplatten, Fußballparcours, Basketballkörbe, Ballspiele, Glücksräder mit tollen Preisen, Biathlon, Volleyball, ein Mitmachprogramm vom Circus Harlekin und vieles mehr. Alle Angebote können und sollen sowohl von Menschen mit als auch ohne Behinderung genutzt werden. Das Programm richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche und ihre Familien. Das wird ein großartiger Sporttag...
...der auch große Aufmerksamkeit für das Thema Inklusion schaffen dürfte.
Grässlin: Hoffentlich! Da hilft dann auch die Strahlkraft des SC Freiburg. Wichtig ist uns, mit diesem Tag auf die Belange von Menschen mit Behinderung aufmerksam zu machen, wie gesagt: Das Thema noch mehr in der Köpfe der Menschen zu bekommen, um im Nachgang durch aktive Maßnahmen weitere Verbesserungen für uns herbeizuführen. Aber noch wichtiger ist uns, dass wir an jenem Tag einfach eine spaßige Zeit haben. Dass Menschen mit und ohne Handicap aufeinandertreffen, gemeinsam oder auch jeder für sich Sport treibt, dass man zusammen jubelt, zusammen lacht. Dass alle merken: Menschen mit und ohne Handicap können zusammen! Man muss sich nur darauf einlassen.
Interview: Christian Engel
Zur Person:
Max Grässlin, 38, ist in Freiburg geboren und aufgewachsen. Er ist Fußballtrainer beim PTSV Jahn und hat vor fünf Jahren das „Netzwerk Inklusion und Sport“ gegründet.