Podiumsdiskussion: Rassismus auf den zweiten Blick

Nachhaltigkeit
27.06.2024

Bei einer Veranstaltung in der Vitra-Lounge des Dreisamstadions ging es am Dienstagabend um den Zusammenhang zwischen Kolonialismus und Fußball und um die vielfältigen Erscheinungsformen von Rassismus im Fußball.

Eingeladen hatten die Supporters Crew Freiburg und die Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg unterstützt durch den SC Freiburg. Und der Andrang von Fans, Mitgliedern und interessierter Öffentlichkeit war groß.

Helen Breit als Vorsitzende der Supporters Crew Freiburg begrüßte die Anwesenden und führte in das Thema ein. In ihrer Stellungnahme zu Rassismus im Fußball unterstrich sie später, wie wichtig die Zusammenarbeit von Fußball und politischen Institutionen wie der Heinrich Böll Stiftung sei.

Auseinandersetzung mit eigenen Denkmustern

„Die gute Nachricht ist, dass sich alle einig sind, den offenen Rassismus abzulehnen – also den, den man direkt wahrnehmen kann und der plump artikuliert ist. Das ist aber auch relativ einfach, denn man kann sagen, das hat ja nichts mit einem selbst und der eigenen, antirassistischen Haltung zu tun“, sagte Helen Breit.

Gegen strukturellen Rassismus vorzugehen sei dagegen deutlich komplexer, weil man sich auch mit sich selbst und den eigenen Denkmustern auseinandersetzen müsse.

Dominanz weißer Menschen

Anschließend präsentierte der Berliner Sportjournalist und Autor Ronny Blaschke einige Ideen seines Buches „Spielfeld der Herrenmenschen“, in dem er unter anderem herausarbeitete, dass „ohne den Kolonialismus die globale Verbreitung des Fußballs nicht hätte stattfinden können.“

Rassismus, so Blaschke, äußere sich im Fußball auf vielfältige Weise. Bezugnehmend auf eine empirische Studie aus dem Jahr 2022, die rassistische Zuschreibungen analysiert hat, führte Blaschke aus, dass weiße Spieler häufiger auf Spielpositionen eingesetzt wurden, die mit Attributen wie Spielaufbau, Spielführung, Spielüberblick oder Spielorganisation verbunden sind. Auf Positionen, die mit Körperlichkeit, Aggressivität und Schnelligkeit assoziiert werden, waren schwarze Spieler hingegen überrepräsentiert.

Außerdem sei im Fußball noch immer eine Dominanz von weißen Menschen festzustellen, vor allem in den Führungsetagen aber etwa auch bei den Kommentatoren und allgemein in den Medien, die über Fußball berichten.

Dekolonialisierung hat nicht stattgefunden

Seit 2006 seien zwar erste Schritte in die richtige Richtung gegangen worden, doch das reiche noch längst nicht aus, denn eine Dekolonialisierung im Fußball habe nie stattgefunden. Noch immer würden etwa Trikots und Bälle in Pakistan und Bangladesch produziert.

Danach unterhielt sich Autor Blaschke auf dem Podium mit Jackson Agbonkhese, der den SV Aasen in der Bezirksliga Schwarzwald trainiert und außerdem Auswahltrainer in Südbaden und Inhaber einer Talentsoccer-Academy ist. Agbonkhese war im Alter von zehn Jahren aus Nigeria, dem „Land der guten Fußballer“, wie er selbst sagt, nach Deutschland gekommen.

Auseinandersetzung mit Alltagsrassismus

Agbonkhese äußerte die Hoffnung, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus häufiger, wenn nicht sogar nahezu täglich geschehen müsse, und nicht phasenweise, wie es bisher der Fall sei. Denn als dunkelhäutige Person sei man Alltagsrassismus eben auch täglich ausgesetzt.

Und obwohl es einerseits Rassismus in unterschiedlichsten Ausprägungen im Fußball gebe, so äußerte Agbonghese doch die Hoffnung, dass Sport gerade in Vereinen dabei helfen könne, mit Menschen in Kontakt zu treten, eine Gemeinschaft zu bilden und die Integration zu erleichtern, für die allerdings auch gute Bildung unerlässlich sei.

Dass der Fußball durchaus eine zusammenführende Kraft hat, zeigte nicht zuletzt der Abend. Denn die vielen Denkanstöße – auch aus dem engagiert mitdiskutierenden Publikum – verleiteten viele Teilnehmende dazu, sich im Anschluss weiter auszutauschen, zu vernetzen und den Abend gemütlich ausklingen zu lassen.

 
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