"Haben als Team einen Schritt nach vorn gemacht"

Frauen & Mädchen
07.04.2021

SC-Spielführerin Rebecca Knaak (24) über die Entwicklung der Mannschaft, den Saisonendspurt und die Pokalniederlage in Frankfurt.

scfreiburg.com: Rebecca, schön, dass Du Dir die Zeit nimmst. Wie hast Du die Osterfeiertage verbracht?

Rebecca Knaak: Nach dem Pokalspiel am Samstag hatten wir am Sonntag und Montag frei, was wir glaube ich auch alle zum Abschalten gebraucht haben. Ich habe die Zeit unter anderem zum Spazierengehen genutzt – viel ist momentan ja nicht möglich.

Ihr seid im Pokalhalbfinale mit 1:2 knapp gegen Eintracht Frankfurt ausgeschieden. Was überwiegt mit einigen Tagen Abstand: Der Stolz im Pokal weit gekommen zu sein oder der Ärger über das Ausscheiden?

Bei mir überwiegt noch der Frust. Wenn wir es bis ins Finale geschafft hätten und dort verloren hätten, sähe das jetzt vielleicht etwas anders aus, aber so trauere ich noch der verpassten Gelegenheit hinterher.

Du warst maßgeblich beteiligt an der Freiburger Führung und hast das 1:0 mit einem starken langen Ball über 60 Meter auf Marie Müller vorbereitet. Hast Du Dir die Szene im Nachgang nochmal angeschaut?

Ja, ich hab es nochmal gesehen und auch in der Videoanalyse war es ein Thema. Das war schon so geplant, auch wenn wir Glück hatten, dass die Frankfurter Abwehrspielerin den Ball ein bisschen verschätzt und nicht mehr dran kommt.

Ihr habt insbesondere in der ersten Halbzeit gut mitgespielt und hättet mit ein bisschen Glück sogar das 2:0 nachlegen können. In der zweiten Halbzeit wurde die Eintracht dann stärker und hat das Spiel gedreht. Woran hat es aus Deiner Sicht gelegen?

Frankfurt hat der frühe Ausgleich nach Wiederanpfiff natürlich in die Karten gespielt. Und wir haben in Ballbesitz nicht druckvoll und präzise genug gespielt, weswegen uns in der zweiten Halbzeit auch die Torchancen gefehlt haben – das hat auch die Videoanalyse nochmal verdeutlicht. Es war insgesamt ein ordentliches Spiel von uns, aber wir hätten gegen eine gute Frankfurter Mannschaft einen noch besseren Tag erwischen müssen, um ins Finale einzuziehen.

Als wir uns vor einem Jahr das letzte Mal für scfreiburg.com unterhalten haben, war der Spielbetrieb der Frauen-Bundesliga aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochen und noch nicht absehbar ob die Saison fortgeführt werden kann. Wie hast Du die vergangenen zwölf Monate erlebt?

Erstmal finde ich es erstaunlich, dass das alles schon wieder ein Jahr her ist. Auch wenn wir uns jetzt immer noch in dieser Ausnahmesituation befinden, ist wahnsinnig viel passiert. Wenn man bedenkt, dass wir vor einem Jahr nicht wussten wie es weitergeht, ist es umso schöner, dass der Spielbetrieb – im Rahmen der Vorgaben – wieder läuft und wir auch die vergangene Spielzeit zu Ende spielen konnten.

Im Anschluss an die vergangene Saison stand dann wieder ein großer personeller Umbruch an.

Das hat man auch gemerkt. Auch wenn alle Neuzugänge schnell integriert waren, mussten wir uns erst finden. Die Hinrunde war sehr schwankend, es ging auf und ab. Am Ende überwog bei uns die Unzufriedenheit über die Leistungen und die Tabellenposition. Seit dem Winter haben wir aber eine sehr positive Entwicklung genommen und als Mannschaft nochmal einen Schritt nach vorne gemacht.

Vor allem defensiv steht ihr in dieser Spielzeit wesentlich sicherer. Ein Zeichen der mannschaftlichen Geschlossenheit auf dem Platz?

Auch, ja. Da bedingt sich vieles gegenseitig: Einerseits ist wichtig, dass wir gut stehen. Aber zur defensiven Stabilität zählt auch, dass wir in Ballbesitz mehr Ruhe haben und die Bälle, die wir gewinnen, nicht gleich wieder verlieren. Das machen wir mittlerweile abgeklärter als noch vor einigen Monaten. Dadurch bleiben wir als Mannschaft auch kompakter.

Der DFB hat angekündigt, jene Spiele der letzten vier Spieltage, die nicht von MagentaTV übertragen werden, live zu streamen. Die Pokalspiele gegen Frankfurt und Potsdam waren ebenfalls live zu sehen und das Ligaspiel gegen Turbine konnte bei uns auf scfreiburg.com angeschaut werden. Ist die gestiegene mediale Sichtbarkeit ein Thema in der Mannschaft?

Das freut uns natürlich alle! Zumal uns die Zuschauer im Stadion wahnsinnig fehlen und es bislang für Fans, die unsere Spiele in der Pandemie live sehen wollten, nur selten Möglichkeiten gab uns spielen zu sehen. Aber trotzdem ist da noch Luft nach oben und wir hoffen, dass das Live-Angebot im Frauen-Fußball weiter ausgebaut und professionalisiert wird.

Nach der Länderspielpause steht das Rückspiel gegen den VfL Wolfsburg auf dem Programm. Das Hinspiel endete 1:1 und bedeutete gleichzeitig einen von nur zwei Punktverlusten der Wölfinnen in dieser Saison. Wie könnt Ihr den VfL wieder ärgern?

Es wird wie im Hinspiel auf die mannschaftliche Geschlossenheit ankommen. Wir wissen, dass Wolfsburg nach dem Halbfinalsieg im Pokal gegen die Bayern mit Selbstbewusstsein kommt, wollen aber so lange wie möglich die Null halten und eine der Chancen, die sich uns bietet nutzen um wieder etwas Zählbares mitzunehmen.

Fünf Spieltage vor Saisonende steht ihr mit 24 Punkten im Tabellenmittelfeld auf Rang sechs. Was habt ihr euch für den Saisonschlussspurt vorgenommen?

Wir wollen die Saison mit einem positiven Gefühl beenden und die Entwicklung seit dem Winter fortführen. Vergangenes Jahr hatten wir nach dem Re-Start noch ein paar richtig coole Spiele mit guten Ergebnissen – wenn uns so ein Abschluss wieder gelingen sollte, wären wir zufrieden.

 

Interview: David Hildebrandt 

Foto: Achim Keller

 

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