Keine Reise zu weit

Der Weg nach Köln: Jena

Frauen & Mädchen
17.05.2023

Vier Spiele, vier Autor/innen: Wir nehmen euch in dieser Woche mit auf den Weg ins Pokalfinale in Köln. Heute: Viertelfinale in Jena.

Wir haben das Auswärtsspiel in Jena zum Anlass für einen Testlauf genommen. Üblicherweise mieten wir uns als Fanclub für jede Auswärtsfahrt einen Neunsitzer, aber die Mietpreise sind mittlerweile saftig angestiegen, die Benzinpreise ebenso – also sagten wir uns: Fahren wir doch mal mit dem Zug. Die Tickets nach Jena konnten wir ja rechtzeitig buchen, pro Person haben wir so hin und zurück keine 40 Euro gezahlt – ein Schnäppchen.

In der Früh um vier Uhr bin ich raus aus den Federn, um kurz nach fünf habe ich die weiteren sieben Mitglieder von unserem Fanclub – den Roten Füchsen Freiburg – am Offenburger Bahnhof getroffen. Dann gings los. Zum Glück gab es an jenem Tag keine Bahnstreiks, außerdem auf der Hinfahrt keine Verspätung, nach sieben Stunden waren wir schon da. Wir haben dann erst mal zu Mittag gegessen, sind bisschen durch die Stadt geschlendert. Lustig war, dass uns viele Passanten angesprochen haben: Spielen die SC-Männer heute etwa in Jena, fragten sie uns. Nein, sagten wir, die Frauen! Seid ihr verrückt, sagten manche, für Frauenfußball fahrt ihr so weit? Ich sagte: Wie reisen unseren SC-Frauen überall hin nach. Das ist unser Hobby, das ist unsere Leidenschaft, wir machen das liebend gerne. Manch einer schüttelte ungläubig den Kopf, aber die meisten sagten zu uns: Toll, dass ihr das macht, toll, dass ihr eure Mannschaft selbst im fernen Thüringen unterstützt.

Das machten wir dann abends im Stadion auch tatkräftig. Ich erinnere mich, dass es vom Wetter her sehr frisch war. Es war schließlich ein Abend im Februar, da kann es schon mal ziemlich kalt sein. Dick eingepackt saßen wir auf der Tribüne und sahen zu, wie auch der SC auf dem Platz erst einmal auftauen musste. Jena hatte die erste Torchance, super vereitelt von Keeperin Lena Nuding. Und dann gingen wir 1:0 in Führung, durch einen Treffer von Judith Steinert nach einer guten Viertelstunde. Kurz darauf kam es zu einer kuriosen Szene. Nach einem Pass in die Spitze kam die Torhüterin von Jena rausgelaufen und wollte den Ball wegschlagen, traf dabei aber ihre zurückeilende Mitspielerin – von dort kullerte der Ball ins eigene Tor.

Wir Fans auf der Tribüne hatten unseren Spaß. Wir hatten unsere Banner aufgehängt, stimmten Fangesänge an. Und immer, wenn die Jenaer Fans ihre Lieder anstimmten, versuchten wir, ihren Gesang zu übertönen. So bisschen Kampfstimmung auf der Tribüne musste sein – ging aber sehr friedlich zu.

Nach dem Seitenwechsel kam Jena zu ein paar guten Torgelegenheiten, ein Schuss ging gar an die Unterkante der Latte. Aber Freiburg hatte die Partie weitestgehend im Griff, machte am Ende den Deckel drauf: durch Tore von Lisa Kolb und Samantha Steuerwald. Nach der Partie feierten sie zusammen mit uns auf dem Platz, das ist jedes Mal schön, dass das Team uns so wertschätzt. Man muss echt sagen, dass uns die Frauenabteilung des SC super unterstützt übers Jahr. Sie helfen uns, wo sie können, geben uns zum Beispiel Tipps, wo wir Tickets für dieses oder jenes Spiel herbekommen.

Es war dann schon 22 Uhr irgendwas, als wir wieder im Zug saßen. Lief eigentlich auch zurück alles glatt. Nur einmal, in Frankfurt, hatte ein Zug eine Stunde Verspätung. Wenn man dort um vier Uhr in der Kälte hockt, ist das echt nicht so angenehm, aber: Mit einem Sieg im Gepäck fährt es sich viel leichter heim. Da kann kommen was will: Die gute Laune nimmt einem niemand. Um halb sieben ging ich glücklich und zufrieden ins Bett.

aufgezeichnet von Christian Engel

Peter Geisert (57) hat 2017 gemeinsam mit Friedrun Held den Fanclub Rote Füchse gegründet, den ersten offiziellen Frauenfanclub des SC Freiburg. In dieser Zeit hat der Maschinenführer von Pressen kein einziges Auswärtsspiel verpasst, nur ein einziges Heimspiel: „Da musste ich zu einer Taufe, ging nicht anders.“ Der Fanclub Rote Füchse hat mittlerweile 38 Mitglieder und freut sich über weiteren Zulauf.

 

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