Vier Spiele, vier Autor/innen: Wir nehmen euch in dieser Woche mit auf den Weg ins Pokalfinale in Köln. Heute: Halbfinale in Leipzig.
Heute ist es endlich soweit. Der Tag, auf den ich zwölf lange Jahre gewartet habe: Ich stehe im Pokalfinale mit dem SC. Ein Traum, der in Erfüllung geht. Für mich hat dieses Pokalfinale eine ganz besondere Bedeutung. Es ist schon ein absurder Zufall, wie oft ich im Halbfinale das Trikot werfen musste, wie oft ich kurz vor dem großen Ziel gescheitert bin. Ende April war das in Leipzig glücklicherweise anders.
Ich erinnere mich noch gut an diesen besonderen Tag: Als ich morgens aufgewacht bin, fühlte sich alles ein bisschen anders an. Ich wusste: Wir haben heute eine riesige Chance vor uns. Meine Vorfreude war unendlich groß und ich hatte vollstes Vertrauen in unser Team. Nach dem Aufstehen habe ich noch zu meiner Mitspielerin Jana Vojteková gesagt: „Wir machen das! Ich will heute Abend im Finale stehen!“
Die Zeit bis zum Anstoß fühlte sich dann aber fast endlos an. Den ganzen Tag über habe ich in viele unterschiedliche Gesichter geschaut: Ich selbst habe mich wie ein kleines Kind gefreut und wollte auch allen anderen ein gutes Gefühl geben. Viele aus unserem Team waren aber angespannt und nervös. Doch dafür habe ich keinen Grund gesehen. Ich habe zu den anderen gesagt: „Habt keine Angst, sondern Vertrauen in uns selbst! Wir alle sind gut genug, niemand muss zweifeln.“ Als Sportlerin ist man oft sehr selbstkritisch, das weiß ich am besten. Daher war es für mich wichtig, allen ein gutes Gefühl und Selbstvertrauen zu geben, ganz nach dem Motto: „Du bist gut genug!“
Und genau das haben wir am Abend auch auf den Platz bekommen. Ich habe zu jeder Sekunde gespürt, wie jede und jeder Einzelne alles dem Erfolg unterordnet. Den größten Anteil an unserem Finaleinzug hatten aber nicht wir Spielerinnen auf dem Feld, sondern unsere Bank. Das Stadion in Leipzig war laut, aber unsere Bank war noch lauter. Wenn ich als Spielerin weiß, dass ich diese Unterstützung habe, bin ich im Spiel selbst viel ruhiger und kann mich mehr auf mich konzentrieren. Unsere Bank war der Schlüssel zum Erfolg an diesem Tag.
Der Schlüssel, um nach 97 Minuten in glückliche Gesichter zu schauen. Ich war unglaublich froh, die anderen nach dem Spiel derart glücklich zu sehen. Dieser Zusammenhalt war für mich das Wichtigste: Jeder hat es jedem gegönnt. Ich selbst musste nach meinem Tor bereits Tränen zurückhalten. Klar, für mich hat das Pokalfinale eine große Bedeutung. Vor allem aber freut mich unser Erfolg für unsere Abteilungsleiterin Birgit Bauer-Schick und alle, die tagtäglich so viel Arbeit und Herzblut in uns stecken. Für mich ist es deshalb das Schönste, ihnen das Finale zu schenken.
Und heute ist es endlich so weit: Nach vielen Trainingseinheiten auf dem Platz und nach vielen Stunden Arbeit und Organisation in den Büros wartet auf uns alle der große Tag. Für mich ist es bereits das vierte Pokalfinale – und das wichtigste. Drei Mal stand ich schon im Finale, noch nie aber auf dem Feld. Ich weiß nicht, wie das sein kann. Die Pokalgeschichte kann so einfach nicht enden. Ich werde alles tun, um heute diesen Bann zu brechen, und (hoffentlich) das Spiel meines Lebens machen. Für uns als Team. Für unsere Abteilung. Für unseren Verein. Für Freiburg.
aufgezeichnet von Niklas Batsch
Hasret Kayikci (31) ist seit 2011 beim Sport-Club und möchte in ihrem vierten Anlauf das DFB-Pokalfinale bestreiten. Drei Mal bereits stand die Kapitänin im Endspiel, noch nie konnte sie allerdings aktiv mitwirken. Diese verrückte Pokal-Historie soll heute endlich gebrochen werden.