Im DFB-Pokalfinale müssen sich SC-Frauen dem VfL Wolfsburg vor Rekordkulisse mit 1:4 (1:1) geschlagen geben. Das Freiburger Tor des Tages erzielte Janina Minge per Kopf nach einer Ecke von Hasret Kayikci zum zwischenzeitlichen Ausgleich (42.).
Es sollte ein Fußballfest werden – und alle Fans, die die Reise nach Köln angetreten hatten, wurden nicht enttäuscht. Bereits ab 11 Uhr trafen sich an diesem Donnerstag hunderte von fußballbegeisterten Menschen vor dem Rhein-Energie-Stadion, um dem DFB-Pokalfinale der Frauen den Rahmen zu bieten, den es verdiente. 44.808 Fans fanden am Ende den Weg in die ausverkaufte Arena. Nie sahen mehr Fans ein Frauen-Fußballspiel in Deutschland.
Beim Freiburger Teil der Rekordkulisse wurde die gute Stimmung früh auf die Probe gestellt. Denn: Die Wölfinnen gingen mit dem ersten Angriff der Partie in Führung. Lynn Wilms suchte mit einem Flachschuss vom rechten Strafraumeck die lange Ecke. Gabrielle Lambert wehrte noch hervorragend mit dem Fuß ab, der Abpraller landete dann aber unglücklich am Bein von Lisa Karl und im Freiburger Tor (4.).
Im Vergleich zum 1:1 in der Liga beim MSV Duisburg hatte Theresa Merk zwei Änderungen vorgenommen. Für Lena Nuding, die am vergangenen Sonntag kurz vor der Pause mit einer Knieverletzung ausgewechselt werden musste, stand Gabrielle Lambert im Tor. Greta Stegemann begann in der Innenverteidigung neben Samantha Steuerwald, Kim Fellhauer nahm zunächst auf der Bank Platz.
Gute Reaktion auf frühe VfL-Führung
Steuerwald und ihre Mitstreiterinnen in der Freiburger Viererkette hielten den Serien-Pokalsieger, dem VfL bot sich die Chance auf den neunten Titel in Folge, nach dem frühen Rückstand immer wieder erfolgreich vom eigenen Tor fern. Die Qualität des Champions-League-Finalisten blitzte zwar immer wieder durch, weder eine Direktabnahme von Alexandra Popp (15.) noch ein Schuss von Svenja Huth (16.) sorgten aber für die ganz große Gefahr.
Auf der Gegenseite dauerte es bis zur 26. Minute, bis Meret Felde erstmals das Tor von Merle Frohms ins Visier nahm, ihr Versuch aus 20 Metern landete aber deutlich neben dem Tor (26.). Zwei Minuten später parierte Gabrielle Lambert im SC-Tor im Eins-gegen-eins mit Felicitas Rauch herausragend.
Kayikci-Ecke bringt Ausgleich
Die zahlreich mitgereisten SC-Fans gaben im weiten Rund klar die Stimmung an und wurden kurz vor der Pause für ihre Unterstützung belohnt. „Wir haben uns nach den ersten 15 Minuten super reingekämpft und haben uns das 1:1 zur Pause dann noch erhofft“, sagte Theresa Merk nach Spielende. Zunächst vereitelte Lena Oberdorf mit einer Grätsche gegen Lisa Karl in höchster Not noch den Ausgleich (41.). Die darauffolgende Ecke brachte Kapitänin Hasret Kayikci aber genau auf den Kopf von Janina Minge, die Merle Frohms mit ihrem Kopfball aus acht Metern keine Chance ließ und zum Ausgleich traf (42). Mit 1:1 ging es in die Pause.
Die zweite Halbzeit begann aus SC-Sicht ähnlich bitter wie Durchgang eins. Auf Zuspiel von Janina Minge startete Lisa Kolb in die Tiefe, griff sich nach einem 50-Meter-Sprint aber sofort an den hinteren Oberschenkel und musste ausgewechselt werden (52.). Für sie kam Cora Zicai.
Es sollte nichts daran ändern: Die Breisgauerinnen waren nach der Pause sofort richtig gut im Spiel und begegneten der Mannschaft von Trainer Tommy Stroot auf Augenhöhe. Und hatten sogar die Chance auf die Führung, als Kayikci mit schönem Zuspiel Giovanna Hoffmann fand und die Mittelstürmerin ihren Volley aus zehn Metern leider zu zentral platzierte.
Blomqvist erzielt erneute Wolfsburger Führung
Die Qualität des Wolfsburger Kaders zeigte sich eindrucksvoll an einem Wechsel, den Stroot und seine Mitstreiter zur Pause vornahmen. Ewa Pajor, immerhin Viertplatzierte der Bundesliga-Torjägerinnen-Liste (elf Treffer), ersetzte Sveindis Jonsdottir. Die Polin – gerade zwölf Minuten auf dem Feld – fasste sich aus 18 Metern ein Herz, traf mit ihrem Flachschuss den Pfosten und wurde damit zur Vorbereiterin von Rebecka Blomqvist, die zur erneuten Wolfsburger Führung einschob. Wir bekommen das 1:2 in einer Phase, in der wir das Momentum eigentlich auf unserer Seite haben“, kommentierte SC-Trainerin Merk.
Die Freiburgerinnen mussten über die gesamten 90 Minuten weite Wege zurücklegen. Das machte sich in der Schlussphase bemerkbar, Hasret Kayikci hatte den Ausgleich trotzdem noch doppelt auf dem Fuß. Erst zischte ihr Schuss auf Zuspiel der mitstürmenden Steuerwald knapp neben das Wolfsburger Gehäuse (71.), dann parierte Frohms einen abgefälschten Versuch der SC-Kapitänin exzellent (77.). „Aus Finalspielen kann man immer etwas lernen“, so Theresa Merk unmittelbar nach dem Abpfiff. Alleine schon, vor so einer Kulisse spielen zu dürfen.“
Die Treffer erzielte erneut der VfL Wolfsburg, der sich auch Titel Nummer neun in Serie am Ende nicht nehmen ließ. Erst nickte Alexandra Popp eine Ecke ein (84.), dann traf Dominique Janssen nach Handspiel von Meret Felde und Videobeweis vom Elfmeterpunkt zum 1:4-Endstand (89.). Auch wenn der Frust bei der Pokalübergabe groß war (Merk: „Das Ergebnis ist für meinen Geschmack zu hoch“) – die SC-Frauen haben dem großen Favoriten über weite Strecken der Partie Paroli geboten und ihre Farben mehr als würdig vertreten.
Marius Faller
Foto: Achim Keller
Aufstellung VfL Wolfsburg: Frohms - Wilms (90.+1, Wedemeyer), Hendrich, Janssen, Rauch - Oberdorf (90.+1, Demann), Roord (81., Waßmuth) - Huth, Jonsdottir (46., Pajor) - Popp, Blomqvist (87., Brand) | |
Trainer: Tommy Stroot | |
Bank: Weiß, Agrez, Bremer, Wolter | |
Aufstellung SC Freiburg: Lambert - Müller, Steuerwald, Stegemann, Karl - Minge, Felde (90.+1, Fellhauer), Kayikci - Steinert (74., Schasching), Hoffmann (74., Bouziane), Kolb | |
Trainerin: Theresa Merk | |
Bank: Adamczyk, Axtmann, Xhemaili, Vojekova, Wensing, Zicai | |
Tore: 1:0 Karl (4., ET), 1:1 Minge (42.), 2:1 Blomqvist (57.), 3:1 Popp (84.), 4:1 Janssen (89., HE) | |
Gelbe Karten: - Steuerwald | |
Gelb-Rote Karten: | |
Rote Karten: | |
Schiedsrichterin: Fabienne Michel | |
Zuschauer: 44.808 |