In den vergangenen Tagen waren Cora Zicai und Rafaela Borggräfe erstmalig Teil der deutschen A-Nationalmannschaft. Mittlerweile sind beide wieder wohlbehalten zurück in Freiburg - und wir haben die Chance genutzt, mit den SC-Eigengewächsen über ihre Eindrücke zu sprechen.
scfreiburg.com: Cora, Raffa - habt ihr die vergangenen Tage schon ein bisschen realisieren können?
CORA ZICAI: Realisiert habe ich noch recht wenig, darüber nachgedacht aber schon viel. Das waren wirklich verrückte, aber auch sehr schöne Tage.
RAFAELA BORGGRÄFE: Bei mir hat es auch gedauert, aber mit ein bisschen Abstand konnte man die vergangenen Tage gut rekapitulieren. Ich war sehr froh über meine Nachnominierung, weil ich auch viel positives Feedback erhalten habe. Ich will beim SC einfach weiter meine Leistung bringen, dann lasse ich mich überraschen, was die Zukunft für mich bereit hält.
Raffa, Du bist erst bei der U23 gestartet, hast dort auch direkt debütiert, ehe Du in den A-Kader nachnominiert wurdest. Wie ist Dein Eindruck vom U23- und dem A-Team?
BORGGRÄFE: Ich wurde nach unserem U23-Spiel gegen Spanien von Kathrin Peter darüber informiert, dass ich nicht mit nach Belgien fliegen werde, sondern zur A-Nationalmannschaft reisen darf. Das war auf jeden Fall überraschend, aber gleichzeitig extrem cool. Ich kam erst in der Mittagspause an, bin dann nach und nach auf meine neuen Mitspielerinnen getroffen. Das Team macht auf jeden Fall einen tollen Eindruck.
Cora, wie hast Du von Deiner ersten Nominierung für die A-Elf erfahren?
ZICAI: Ich habe einen Anruf vom Bundestrainer erhalten und war natürlich völlig überrascht. Die Freude nach dem Gespräch war aber umso größer, ich habe dann direkt mit meiner Familie und meinen engsten Freunden sprechen müssen. Das hat sich von Anfang an alles surreal angefühlt.
Wie waren die ersten Tage mit dem Team?
ZICAI: Ich hatte das Glück, dass ich zusammen mit Janina Minge und Giovanna Hoffmann angereist bin, die schon alle Abläufe kannten. Als wir angekommen sind, waren da auch erst einmal zehn Kameras auf uns gerichtet - das habe ich auch nicht unbedingt erwartet (lacht). Für mich war es eine große Ehre, auf die vielen bekannten und erfahrenen Nationalspielerinnen zu treffen - dafür bin ich immer noch extrem dankbar. Anfangs war es für mich schon ein bisschen schwierig, mit dieser neuen Situation umzugehen, weil ich immer noch etwas schüchtern bin. Die Mannschaft hat es mir dann aber sehr leicht gemacht, alle waren super lieb.
Wie wurdet ihr denn aufgenommen? Gibt es so etwas wie Einstandsrituale?
BORGGRÄFE: Zum Glück nicht (lacht). Ich wurde richtig gut aufgenommen, die Truppe ist super lieb. Es ist eine Gruppe, in der man sich sehr wohlfühlen kann. Alle sind nur wegen des Fußballs da, alle wollen die maximale Leistung bringen.
ZICAI: Genau, alle haben uns ein gutes Gefühl gegeben, ich war total positiv von den Menschen überrascht.
Wie lange wirst Du Deinen 20. Geburtstag am vergangenen Freitag noch im Hinterkopf behalten, Cora?
ZICAI: Für immer! (lacht)
Wann hast Du die Info bekommen, dass Du in der Halbzeit eingewechselt wirst?
ZICAI: Alleine die Chance zu bekommen, bei diesem Lehrgang dabei zu sein, war ein absolutes Privileg. Ich wollte einfach alles aufsaugen und mitnehmen, eine Einwechlung wäre die Kirsche auf der Torte gewesen. In der 38. Minute hat mich der Bundestrainer informiert, dass ich wirklich in der Halbzeit reinkommen werde. Danach war ich komplett unter Stress, hatte noch nie so ein besonderes Gefühl gespürt. Ich konnte das in diesem Moment einfach nicht realisieren. Als ich auf dem Platz stand, war ich dann aber überhaupt nicht mehr nervös, sondern konnte einfach meinen Traum leben.
Und dann hast Du sogleich abgeliefert - Vorlage und Tor. Wie verrückt war dieses erste Länderspiel für Dich?
ZICAI: Selbst das Aufwärmen mit der Nationalmannschaft war etwas ganz Besonderes für mich. Ich habe alles andere drumherum ausgeblendet, war voll im Tunnel. Dass ich dann in meinem ersten Einsatz direkt eine Vorlage und ein Tor beisteuern konnte, macht diesen Tag einfach unvergesslich. Wenige Tage zuvor habe ich ja nicht einmal damit gerechnet, überhaupt irgendwann in der A-Nationalmannschaft dabei zu sein. Umso cooler war es, dass so viele Spielerinnen von uns und aus der U20, ganz viele aus unserem Staff, meine Familie und meine Beraterin auch da waren. Darüber habe ich mich extrem gefreut.
Was nehmt ihr aus den vergangenen Tagen mit?
BORGGRÄFE: Es waren auf jeden Fall sehr aufregende und teilweise auch turbulente Tage mit vielen Gänsehaut-Momenten. Wenn man da einmal dabei ist, möchte man auch wieder hin. Deswegen werde ich jetzt versuchen, für den Sport-Club alles auf den Platz zu bringen und mich über meine Leistungen noch einmal zu empfehlen.
ZICAI: Ich weiß Kleinigkeiten einfach extrem zu schätzen: Dass so viele Personen, die mir nahestehen, bei meinem Debüt im Stadion dabei waren, war zum Beispiel sehr besonders. Giulia Gwinn hat mir am Abend nochmal eine tolle Nachricht geschickt, dass ich stolz auf mich sein könne. Alle haben sich mit mir gefreut. Für all das bin ich wirklich sehr dankbar und stolz. Ich glaube, dass ich ganz viele Tipps und Details aufsaugen konnte und werde versuchen, all das in den kommenden Wochen hier in Freiburg umzusetzen.
Ihr seid beide Ur-Freiburgerinnen und SC-Eigengewächse: Wieso ist der Sport-Club weiterhin eine gute Adresse, um Nationalspielerin zu werden?
BORGGRÄFE: Bei uns in Freiburg werden Talente gesehen und weiterentwickelt. Es wird an Dich geglaubt, Du bekommst die Zeit für Deine Entwicklung, ohne Druck zu verspüren. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass man auch in Freiburg gut zu einer Nationalspielerin wachsen kann - sowohl für die U-Mannschaften als auch für die A-Auswahl. Ich freue mich, dass ich mich nun in eine Liste voller bekannter Namen wie Giulia Gwinn, Laura Benkarth oder Janina Minge einreihen konnte.
ZICAI: Ich komme von hier, habe die SC-Jugend durchlaufen und bin hier zu Hause. In Freiburg diesen Anruf zu bekommen, eingeladen zu werden und dann auch debütieren zu dürfen, ist das Schönste, was mir passieren konnte.
Interview: Niklas Batsch
Foto: DFB