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Federico, vor rund einer Woche sind unsere Profis in Bochum ins Halbfinale des DFB-Pokals eingezogen. Wie hast Du das Spiel verfolgt?

Ich habe zu Hause am Fernseher bis zur letzten Minute mitgefiebert und dann richtig laut mitgeschrien. Gut möglich, dass ich den einen oder anderen Nachbarn damit geweckt habe (lacht). Es war ein intensives Spiel und Bochum hat richtig dagegengehalten. Deshalb hat es mich mega gefreut, dass sich Sallai am Ende in der Verlängerung so durchgesetzt hat. Einfach überragend. Super, dass die jetzt auch im Halbfinale stehen.

Auch. Du sagst es. Mit der U19 haben wir das Halbfinal-Ticket schon im Dezember gelöst. Gegner daheim war Leipzig und es war ein ganz ähnlicher Krimi. Hast Du uns zu dem Spiel eine kurze Zusammenfassung? 

Wir hatten mit Leipzig eine Mannschaft, die auf dem Papier stark ist und auch in der Gruppe Nord immer den Anspruch hat, vorne mit dabei zu sein. Dieses Jahr sind sie nicht so auffällig wie die Jahre zuvor und verfügen dennoch über eine hohe individuelle Qualität. Mit unseren Jungs hatten wir abgemacht, dass wir in diesem Spiel alles raushauen wollen. Das haben wir auf den Platz gekriegt, finde ich. Wir haben trotz Rückstands mit Amnay (Moutassime, Anm.), der ein super Freistoßtor geschossen hat, reagieren können. Leider haben wir uns in der Verlängerung für ein tolles Spiel nicht belohnt. Also ging es ins Elfmeterschießen - und Laurin (Mack, Torhüter, Anm.) hatte seinen Auftritt. 

Mit drei gehaltenen Elfmetern. In der Runde der besten Vier wartet am Samstag Dortmund. Wie groß ist die Vorfreude?

Riesig. Ehrlicherweise aber auch erst jetzt wieder, nach ein paar Tagen, weil wir am Samstag ein wichtiges Spiel in der Bundesliga in Darmstadt mit 2:3 verloren haben. Eigentlich gibt es aber nichts Besseres, um etwas wiedergutzumachen, als ein Halbfinale gegen den BVB. Das ist eine absolute Topmannschaft. Sie hat es jetzt als erstes deutsches Team seit Längerem wieder geschafft, sich in der Youth League für ein Viertelfinale zu qualifizieren.

Nach einem 3:1-Sieg im Elfmeterschießen bei Manchester United.

Ich habe ihr Spiel in Manchester angeschaut, das sogar auf DAZN übertragen wurde, auch ein paar Spieler haben sich das angeschaut. Dass die Dortmunder individuell gut sind, wissen wir. Sie führen auch die Bundesliga West souverän an, haben noch keine Niederlage. Das sind eigentlich Punkte, die nicht für uns sprechen. Und genau diese Chancenlosigkeit wollen wir nutzen und mit unserer Art und Weise über den Kampf ins Spiel hineinfinden. Außerdem ist das Dreisamstadion ein super Erlebnis für die Jungs, eine tolle Kulisse.   

Wir sind in der Liga Süd/Südwest mit 22 Punkten 13., Dortmund führt die Liga West mit 32 Punkten an. Inwiefern lassen sich die Ligen vergleichen?

Direkte Vergleiche mit West habe ich nicht, aber ich glaube schon, dass unsere Liga im Süden mit Teams wie Bayern, Hoffenheim, Stuttgart, Frankfurt, Augsburg, Nürnberg, Mainz, die Jahr für Jahr vorne mitspielen und diesen einen Platz an der Spitze unter sich ausmachen, die stärkste ist. Das Teilnehmerfeld im Westen ist weniger dicht. Klar hat man da Leverkusen, Dortmund, Schalke, Gladbach, aber unten streckt sich die Tabelle aus meiner Sicht schon anders als bei uns. 

Bayern und Stuttgart sind im DFB-Pokal der Junioren auch noch dabei, die hätten wir genauso kriegen können. Beide Teams kennt man, wie Du schon ansprichst, aus der Liga, Dortmund nicht. Ist das ein Vorteil oder Nachteil?

Vor allem für die Jungs finde ich das Los Dortmund super, gerade weil es etwas Neues ist. Gegen Bayern und Stuttgart spielen wir in der Liga, gegen Stuttgart testen wir außerdem öfters noch, weil es sich von der Distanz her anbietet. Der BVB bedeutet nochmal einen anderer Gegner, eine andere Vorbereitung, das macht Spaß.  

Unsere U23 und unsere Frauen sind im Dreisamstadion mittlerweile heimisch geworden, für Dein Team ist es Neuland. Wie bereitest Du mit Co-Trainer Ewald Beskid, Torwarttrainer Dominik Wohlfarth, Physiotherapeutin Larissa Kern, Athletiktrainer Magnus Leible und Videoanalyst Valentin Vochatzer die Mannschaft auf die neue Umgebung vor?

Statistisch gesehen sind wir in der Liga aktuell auswärts besser als zu Hause. Deshalb können wir es eigentlich nicht besser haben: Wir spielen auswärts vor heimischem Publikum. Die Jungs kennen die Gegebenheiten auf dem Platz von vielen Einsätzen als Balljungs bei den Spielen der Profis. Manche Spieler haben auch schon U23 gespielt, sei es bei Testspielen oder bei Einsätzen in der 3. Liga. Es geht darum, die Aura des Stadions mitzunehmen und es anzunehmen wie ein normales Spiel. Und sich über einen super Rasen zu freuen, auf dem zwei Mannschaften, die kicken wollen, auch kicken können. Das wird ein wirklich gutes Spiel. Hoffentlich mit dem besseren Ausgang für uns. 

Dortmund, U19-Pokal. Eigentlich kein so schlechtes Omen, oder?

Ja, das stimmt. 2009. Finale. 6:5 im Elfmeterschießen. Ein gewisser Chicco Höfler und ein gewisser Johnny Schmid waren damals dabei und Christian Streich der Trainer der Jungs. 2013/14 hatte die U19 auch eine ganz schwierige Saison in der Liga, aber dann den Zweiten aus West ausgeschaltet und im Finale sogar Schalke besiegt. Der Glauben daran wird besonders wichtig sein und die Tatsache, dass wir von unserer Seite aus von Sekunde eins alles tun. Egal, wie das Spiel läuft. Ich hoffe, dass die Geschichte lebt.

Aus dem Samstag lässt sich als SC-Fan perfekt ein Doppelspieltag machen. Erst U19 im Dreisamstadion, dann Profis im Europa-Park Stadion. Falls der eine oder andere Fan noch überlegt: Wieso sollte er kommen?

Jugendspiele auf dem Niveau der U19-Bundesliga haben maximale Intensität, diese Spiele gehen hoch und runter. Von den Laufleistungen her ist der Unterschied zur Bundesliga wirklich minimal. Vielleicht laufen wir manchmal sogar mehr, weil wir noch nicht die Spielkontrolle haben, wie sie eine Profi-Mannschaft hat. Das ist Spannung pur, da kann alles passieren. Also ein perfekter Ausflug für die Leute, die im schönen Dreisamstadion noch ein bisschen Sonne tanken und dann mit einem hoffentlich guten Gefühl ins Europa-Park Stadion rübergehen wollen. Für unsere Jungs wäre es super, wenn so viele wie möglich dabei sind, um uns zu unterstützen. 

Zuletzt gelang das im Jahr 2018. Damals stand in Berlin der aktuelle U23-Trainer Thomas Stamm mit Ewald Beskid und Torwarttrainer Dominik Wohlfarth an der Seitenlinie, Du hast die Videoanalyse vor Ort gemacht. Diese Saison gibt es die historische Chance, gleich doppelt im DFB-Pokal-Finale vertreten zu sein. Mit der U19 und mit den Profis. Wie sehr ist das im Hinterkopf?

Das wäre ein Traum, der sich da verwirklichen würde. Wir werden mit allem, was wir haben, die Jungs bestmöglich vorbereiten und ihnen so viel Mut zusprechen, dass sie diese Möglichkeit beim Schopfe packen. Wir haben eine schwierige Saison und zwei Jahre Corona mit Ligenabbruch hinter uns. Diese Gier, dieser Hunger ist auf jeden Fall da. Für den ganzen Verein wäre das natürlich ein maximales Highlight.

Interview: Sina Ojo

Für SC-Fans, die nicht im Stadion sein können, gibt's das Spiel im Livestream.