"Eine unberechenbare und anspruchsvolle Liga"

SC II
26.07.2019

Zwei Wochen früher als die Bundesligaprofis des Sport-Clubs, die sich zurzeit in Schruns auf die kommende Spielzeit vorbereiten, startet die U23 in die neue Saison. In diesem Jahr hält der Spielplan der Regionalliga Südwest zum Auftakt direkt ein Derby bereit: Am Samstag (27.07., 14 Uhr) gastiert die zweite Mannschaft des SC bei Aufsteiger Bahlinger SC. scfreiburg.com hat anlässlich des Saisonstarts mit U23-Trainer Christian Preußer über Bundesligadebütanten, Wiedersehen mit alten Bekannten und die Lage der Liga gesprochen.

scfreiburg.com: Christian, du gehst in deine vierte Spielzeit mit der U23. Wie viele verschiedene Spieler hast du in dieser Zeit trainiert?

Christian Preußer: Das werden einige gewesen sein. Wir haben in der U23 ja immer eine relativ hohe Fluktuation und jede Saison quasi einen Neustart, da auch viele Spieler aus der U19 nachkommen. Ich wüsste es jetzt von der Anzahl gar nicht, da wir mittlerweile ins vierte Jahr gehen. Die Jungs, die dann höherklassig unterkommen verfolge ich natürlich noch intensiv. Da besteht zu einigen noch Kontakt und das werden auch immer mehr. Einige unserer Ehemaligen sind ja mittlerweile in der zweiten und dritten Liga unterwegs.

Nicht nur in der zweiten und dritten Liga: Mit Nico und Keven Schlotterbeck, Christoph Daferner und Chima Okoroji feierten letzte Saison gleich vier Nachwuchsspieler ihr Bundesligadebut beim SC. Eine starke Quote, wie erklärst du dir das?

In erster Linie damit, dass die genannten Spieler den SC-Weg über die Fußballschule mit voller Überzeugung mitgegangen sind. Es ist wichtig, dass sich junge Spieler Zeit lassen und Geduld aufbringen, gleichzeitig aber maximal ehrgeizig und mit Hartnäckigkeit an ihren Stärken und Schwächen arbeiten. Das haben alle vier mit ihren unterschiedlichen Charaktereigenschaften gut hinbekommen. Und das ist dann natürlich für die Fußballschule und den ganzen Verein perfekt, dafür machen wir es ja.

Und was empfindest du als Trainer wenn du deine Schützlinge auf dem Rasen des Schwarzwald-Stadions auflaufen sieht?

Das ist schwer zu beschreiben, weil es oft einen Prozess über einen langen Zeitraum abbildet – auf jeden Fall Stolz. Letztlich ist es natürlich auch eine Bestätigung der Arbeit. Für die Jungs natürlich am meisten, sie leisten ja den Großteil, wir können sie dabei nur so gut wie möglich unterstützen.

Auch für die restlichen Spieler ist es ja sicher toll zu sehen, dass die Durchlässigkeit vorhanden ist.

Hunderprozentig! Das sind natürlich die Beispiele die zeigen: Wenn man gute Leistungen bei uns zeigt, kann man auch mit einem langen Atem den Durchbruch schaffen. Keven Schlotterbeck beispielsweise ist Jahrgang 1997, da hätte man vor zwei Jahren nicht gedacht, dass er Bundesliga spielt. Solche Beispiele sind natürlich eine maximale Motivation für alle.

Es ist das Los einer U23, dass sich das Gesicht der Mannschaft immer wieder teils drastisch verändert. Wie geht ihr damit um?

Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir in vielen Aspekten quasi von vorne anfangen müssen. Wir können natürlich schon auf ein paar Sachen aufbauen, weil Spieler dabei sind, die schon letztes Jahr und vorletztes Jahr da waren. Aber die ganz grundsätzliche Spielidee, auf was wir achten, was uns wichtig ist, wie wir Standardsituationen spielen, das müssen wir uns alles neu erarbeiten. Dementsprechend gibt es jedes Jahr unterschiedliche Phasen und Zeiten bis die Rädchen ineinandergreifen. Unser Anspruch ist jedoch, im Laufe der Saison sichtbare Entwicklungsschritte zu erkennen und das haben wir die letzten Jahre immer gut hinbekommen.

Gefühlt ist der Umbruch dieses Jahr nicht so groß, oder trügt das?

Von der Anzahl der Ab- und Zugänge ist er tatsächlich nicht so groß, letztes Jahr war es aber im Vergleich auch extrem. Damals waren sechzehn Spieler neu im Team. Dieses Jahr sind es „nur" neun, aber natürlich fallen auch einige Leistungsträger wie zum Beispiel Fabian Rüdlin, Christoph Daferner, Nico Schlotterbeck und Niclas Thiede weg. Dementsprechend vollzieht sich in der Startelf schon ein ordentlicher Umbruch.

Mit Ivica Banovic (38) hat ein Routinier und Führungsspieler die Mannschaft verlassen, dafür kommt Sandrino Braun (31) zum SC zurück. Ist es eine bewusste Entscheidung den jungen Spielern, erfahrenere Kicker wie Braun oder Felix Roth (31) zur Seite zu stellen?

Ein Teil der U23-Analyse vor einigen Jahren war, dass es nur mit jungen Spielern und ohne stabile Säulen sehr schwer ist, in der Regionalliga Südwest konkurrenzfähig zu sein. Die Regionalliga ist bis auf wenige Ausnahmen eine Vollprofiliga mit unheimlich vielen ambitionierten Vereinen. Daher freuen wir uns sehr, dass wir mit Sandrino einen erfahrenen Spieler mit SC-Vergangenheit dazubekommen haben. Man sollte jetzt nur nicht den Fehler machen, Sandrino mit Ivica gleichzusetzen, da beide ganz unterschiedliche Spieler sind und einen anderen Werdegang haben. Im Zusammenspiel mit Felix Roth - beide haben ja auch schon hier zusammengespielt - haben wir zwei wichtige Führungsspieler für diese Saison bei uns.

Torwart-Neuzugang Lars Hunn hat sich in der Vorbereitung direkt verletzt, wie ist die Lage beim ihm und wie ist die sonstige Personalsituation?

Bei Lars sieht es leider nicht so gut aus. Es wird eine ganze Weile dauern, bis er wieder da ist. Er hat sich anderthalb Wochen nachdem er zu uns gekommen ist, im Training die Achillessehne gerissen. Zum Glück wurde er innerhalb kürzester Zeit versorgt und operiert, sodass die Reha jetzt schon anlaufen kann. Die Jungs haben ihn auch schon im Krankenhaus besucht, kümmern sich um ihn. Es gefällt mir gut, dass die Mannschaft ihn da gleich mitnimmt und unterstützt. Ansonsten ist die Lage im Allgemeinen gut, wir sind bis jetzt bis auf kleinere Sachen verletzungsfrei durch die Vorbereitung gekommen. 

Zuletzt wurde in den Medien auch der Name eines größeren Vereins im Zusammenhang mit der U23 genannt: Nishan Burkart stößt von Manchester Uniteds U23 zum Kader, was kannst du zu ihm sagen?

Nishan ist jetzt eine Woche da und hat sich in der kurzen Zeit schon ganz gut eingelebt. Einen internationalen Transfer haben wir jetzt auch nicht regelmäßig, aber wir haben Nishans Werdegang sehr intensiv verfolgt die letzten Jahre. Er ist sehr früh nach England gegangen und wurde dann bei Manchester United weiter ausgebildet. Wir waren jetzt an dem Punkt an dem wir gesagt haben, dass er über die U23 ein Perspektivspieler für die Bundesligamannschaft werden könnte. Insofern bin ich sehr froh, dass er jetzt da ist. 

Kommen wir zur bevorstehenden Saison: Am Samstag geht es mit dem Spiel gegen den Bahlinger SC wieder los. Ein Derby also zum Auftakt - fieberst du dem doppelt entgegen? 

Wir freuen uns einfach, dass es losgeht. Es ist ein Spiel, das natürlich viele in der Region interessiert und dementsprechend einige Zuschauer anziehen wird. Mich freut es für Bahlingen, dass sie den Aufstieg geschafft haben, ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwer es ist aus der Oberliga aufzusteigen. Es wird sicherlich ein heißes Derby, grade weil so viele Spieler in der Vergangenheit bei uns gespielt haben. Aber letztlich ist es natürlich auch nur ein Spiel von 17 in der Vorrunde, insofern wird es zwar eine wichtige Partie, auch weil es der Auftakt ist, aber es ist nicht so, dass wir uns in irgendeiner Form anders darauf vorbereiten als auf andere Spiele. Aber es gibt natürlich definitiv uncoolere Auftaktpartien (lacht).

Du hast es grade schon angesprochen: In Bahlingen gibt es ein Wiedersehen mit einigen ehemaligen SClern. Faiz Gbadamassi, Amir Falahen, Erich Sautner, Rico Wehrle und auch Trainer Dennis Bührer – um nur ein paar zu nennen – haben alle eine Sport-Club-Vergangenheit. Gibt es ein Wiedersehen auf das du dich besonders freust?

Klar, ich habe mit einigen Spielern noch Kontakt gehalten. Amir Falahens Weg habe ich aufmerksam verfolgt, schön zu sehen, dass er wieder in der Region ist. Ich freue mich auch auf Rico Wehrle und Maxi Faller, mit denen wir gemeinsam in die Regionalliga aufgestiegen sind. Und natürlich gibt es noch viele andere Gesichter, die ich gerne wiedersehe, weil wir eine Weile lang denselben Weg eingeschlagen haben.

Wie schätzt du denn den Bahlinger SC allgemein ein? 

Sehr stark, dass muss ich ganz ehrlich sagen. Ich habe sie auch letztes Jahr in der Oberliga sehr häufig gesehen – eine ganz gestandene, stabile Mannschaft mit höherklassiger Erfahrung, die in sich total gefestigt ist. Man merkt, dass sie schon lange zusammenspielen, eingeschworen sind, Widerstände überwinden können und einen klaren Plan haben. Wenn sie verletzungsfrei bleiben, traue ich ihnen definitiv eine gute Saison zu und hoffe, dass wir auch in den kommenden Jahren in der Regionalliga aufeinandertreffen – dann haben beide Vereine einen guten Job gemacht.

Und wie siehst du die diesjährige Regionalliga?

Es gibt wahrscheinlich acht Vereine die aufsteigen wollen. Wenn man sich die Etatgrößen und die Tradition der Vereine anschaut, ist das definitiv eine sehr, sehr interessante Liga, die uns aber unglaublich viel abverlangen wird. Ich denke es ist die perfekte Liga für uns, zumal einige ambitionierte Amateurvereine neu dabei sind. Mit den zweiten Mannschaften aus Mainz und Hoffenheim ist das eine gute Mischung, gleichzeitig aber auch sehr unberechenbar und anspruchsvoll. Und wenn man dann in Saarbrücken, Homburg oder Offenbach vor vielen Zuschauern spielt, hat das auch nochmal einen besonderen Reiz.

Interview: David Hildebrandt

 
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