Bernhard Weis hat im Winter die U23 des Sport-Club als Cheftrainer übernommen. Vor dem Jahresauftakt in der Regionalliga beim FSV Frankfurt (16. Februar, 14 Uhr) spricht der ehemalige U19-Coach über seinen Start, das Trainingslager in Sotogrande und seine Gedanken an die bevorstehenden Pflichtspiele.
Hallo Bernhard, wie bist du in deiner neuen Aufgabe angekommen?
Bernhard Weis: Ich bin gut angekommen. Alles ist bei der U23 etwas mehr – mehr Mitarbeiter, ein größeres Trainerteam, mehr Trainingseinheiten. Daran muss ich mich gewöhnen, aber es fühlt sich alles gut an.
Was waren deine ersten Gedanken, als du gefragt wurdest, ob du die U23 übernimmst?
Weis: Gute Frage. Zuerst dachte ich: Cool, dass sie an mich denken. Der zweite Gedanke ging dann in die Richtung: Was bedeutet das für mich, was kommt auf mich zu? Aber ich habe mich natürlich gefreut.
Wie hat deine Familie auf deine Beförderung reagiert?
Weis (lacht): Wie es halt so ist, wenn man Kinder zuhause hat. Es ging erstmal darum, wann ich zuhause sein werde, wie sehen die Wochenenden aus? Wie bekommen wir die Kinderbetreuung hin? Meine Frau arbeitet auch. Es muss alles organisiert sein. Der Beruf des Trainers ist natürlich etwas ungewöhnlich, was die Arbeitszeiten betrifft. Aber wir haben es bisher hinbekommen und werden es auch jetzt schaffen.
Du bist seit 13 Jahren beim SC, hast im Jugendbereich gearbeitet, wo die Ausbildung an erster Stelle steht – inwieweit ändert sich das nun mit deiner Aufgabe bei der U23?
Weis: Letztendlich ist es in der U23 auch noch Ausbildung. Die Jungs sind ja noch nicht fertig, sie stehen zwei, drei Stufen vor dem nächsten Schritt, der entweder bedeutet, den Schritt in den Profifußball zu schaffen oder eben nicht ganz. Das gehört immer noch zur Ausbildung dazu. Die Jungs sind älter und haben andere Themen. Ein wichtiger Punkt, der in der U23 wegfällt, ist die Schule. Die Spieler sind damit fertig und können sich voll auf den Sport konzentrieren.
Du verpasst nun das Pokalhalbfinale der U19 als Trainer – ist da ein bisschen Wehmut dabei und wirst du trotzdem dabei sein?
Weis: Highlightspiele wie ein Halbfinale oder Finale sind besondere Momente. Das durften wir ja letztes Jahr schon erleben. Auf der einen Seite ist ein weinendes Auge dabei, auf der anderen Seite bin ich keiner, der Dingen hinterhertrauert. Ich bin im Hier und Jetzt. Und jetzt mache ich U23. Ich freue mich für die Jungs und hoffe, dass sie das Halbfinale gegen Bremen gewinnen. Dann würden sie wieder nach Potsdam fahren und dort wäre ich dann auch dabei.
Am Sonntag seid ihr aus dem Trainingslager zurückgekommen – Sonne, Wärme, jetzt wieder Winterwetter. Wie gut tat es, im T-Shirt auf dem Trainingsplatz zu stehen?
Weis: Rauskommen und etwas anderes sehen ist nie schlecht. Das tut mir als Trainer genauso gut wie den Spielern. Es war eine tolle Abwechslung, die Bedingungen waren top – da kann man es aushalten. Und es ist ein Privileg, dass wir das als U23 machen konnten. Andere Regionalligisten wären froh, sie dürften ein Trainingslager in Spanien machen. Wir durften es, es war top organisiert. Die Mannschaft hat mal etwas zusammen unternommen, auf dem Platz haben wir gut gearbeitet, insgesamt war es eine runde, tolle Sache.
Außer für das Sportliche – wozu habt ihr die Tage in Sotogrande vor allem genutzt?
Weis: Wir haben mit den Jungs abends zusammengesessen und Themen angesprochen. Die Jungs waren am letzten Abend auch mal unterwegs, haben auswärts gegessen und sich die Gegend angeschaut. Ähnlich haben wir es im Trainerteam auch gemacht. Das gehört dazu und schweißt zusammen.
Und sportlich? Du kennst die Spieler, die Spieler kennen dich – die Gewöhnung aneinander sollte reibungslos geklappt haben – hat die Mannschaft deine Vorstellungen schon aufgenommen?
Weis: Natürlich gibt es zu Beginn nichts Perfektes und immer Luft nach oben. Wir haben uns mit dem einen oder anderen Thema auseinandergesetzt und ich habe jetzt auch das Gefühl, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben. Aber am Ende einer Vorbereitung ist es ja immer etwas ungewiss, wo man steht. Wir haben etwas mitgegeben, und jetzt geht es an die Umsetzung im Ligabetrieb.
Welche Erkenntnisse ziehst du aus der Testspielniederlage gegen den dänischen Erstligisten FC Nordsjaelland (1:5)?
Weis: Der Gegner, bei dem auch ein paar Nachwuchsspieler dabei waren, war richtig gut und die Niederlage war verdient. Es war auch ein Vergleich mit jungen Spielern, woran unsere sich auch messen konnten. Nordsjaelland hat Jugend auf Topniveau, allerdings fährt der Verein eine ganz andere Linie und holt seine Spieler auch schon im Jugendbereich aus anderen Ländern. Das Ergebnis ist in dieser Höhe zu hoch, wir bekommen zwei Elfmeter gegen uns, von denen man einen sicher geben kann, beim anderen bin ich mir nicht sicher und dann legen wir uns ein Tor mit etwas Slapstick quasi selbst rein. Für uns war es ein Spiel, nach dem wir wussten, wir müssen jetzt die Sinne schärfen, denn ab dem kommenden Sonntag geht es ab.
Bestimmt hast du die ersten 19 Spiele in der Regionalliga auch verfolgt – wie lautet dein sportliches Zwischenfazit?
Weis: Mit dem Abstieg nach der vergangenen Saison wusste die Mannschaft nicht so richtig, wo sie steht. Dafür war es bislang eine ordentliche Saison, bei dem einen oder anderen Spiel hat man vielleicht etwas liegen lassen, aber da war ich auch nicht immer nah genug dran. Ich denke, es gibt noch Luft nach oben und wir wollen nun gemeinsam eine gute Restrunde spielen.
Mit welchen Zielen gehst du die ersten Spiele als Cheftrainer der U23 in der Regionalliga an?
Weis: Zunächst haben die Jungs individuelle Ziele, dabei möchten wir sie als Trainerteam gerne begleiten und ihnen helfen. Wenn wir unsere Grenzen als Mannschaft etwas verschieben, können wir den jetzigen Tabellenplatz (Anm. d. Red.: Platz 6 nach 19 Spielen) mindestens auch halten. Der Wunsch ist, am Saisonende auch in dieser Region zu landen.
Am kommenden Sonntag startet ihr mit dem Spiel beim FSV Frankfurt – wie stellst du dir den optimalen Start vor?
Weis: Optimal wäre natürlich, erfolgreich zu starten. Aber wir wissen, dass es in Frankfurt nicht leicht wird, das ist eine richtig gute Mannschaft, sie sind Dritter, haben drei Punkte mehr als wir. Wir möchten in diesem Spiel, in dem wir direkt gefordert sind, gerne etwas mitnehmen. Gleichzeitig finde ich es aber total interessant zu sehen, wie wir in das Spiel reingehen. Denn bislang hat die Mannschaft gegen Teams, die vor ihr standen, nur einen Punkt geholt. Da ist dann schon spannend: Wie haben wir uns entwickelt, können wir dem FSV Frankfurt auch weh tun?
Interview: Isabel Betz
Foto: SC Freiburg