Der SC Freiburg hat am Dienstagabend mit einem 5:4 (2:2, 1:1) nach Elfmeterschießen beim VfL Osnabrück das Achtelfinale im DFB-Pokal erreicht. In einer hoch spannenden Partie an der Bremer Brücke war SC-Towart Benjamin Uphoff mit drei gehaltenen Elfmetern der Mann des Abends.
Die 120 Minuten mitsamt Elfmeterschießen, die sich der Erst- und der Drittligist am Dienstagabend lieferten, als nervenaufreibend zu bezeichnen, würde dem Spiel nicht gerecht. Zweimal konnte die jeweils in Rückstand liegende Mannschaft im Laufe der 120 Minuten in allerletzter Sekunde ausgleichen, bevor der Sport-Club schließlich im Hexenkessel der Bremer Brücke dank eines überragend haltenden Benjamin Uphoff das Elfmeterschießen gewinnen konnte.
„In der ersten Halbzeit haben wir es gut gemacht, sind verdient in Führung gegangen. Dann ist Osnabrück immer stärker geworden. Es war eine großartige Atmosphäre – es wurde schwierig für uns“, zog Christian Streich ein zwiegespaltenes Fazit. „Wir hatten Schwierigkeiten, sind aber zurückgekommen, das spricht für uns. Am Ende waren wir die glücklicheren, Kompliment an Osnabrück, das war großartiger Fußball“, führte Streich aus.
Kurzfristiger Ausfall beim SC
Das Freiburger Trainerteam entschied sich gegen den Drittligisten zu drei Wechseln im Vergleich zum Auswärtserfolg beim VfL Wolfsburg. Für Mark Flekken stand Benjamin Uphoff zwischen den Pfosten, in der Innenverteidigung kam Keven Schlotterbeck für Manuel Gulde in die Mannschaft und in der Offensive durfte Ermedin Demirovic für Wooyeong Jeong ran. Kurzfristig musste außerdem Nicolas Höfler mit muskulären Problemen passen, für ihn stand Janik Haberer in der Startelf. Taktisch blieb es beim 3-4-3 der Vorwochen.
VfL-Trainer Daniel Scherning vertraute derselben Elf, die bereits beim 0:0 gegen den Halleschen FC am vergangenen Wochenende begonnen hatte. Der Tabellenvierte der Dritten Liga formierte sich im 4-3-3.
Hexenkessel Bremer Brücke
Einen „heißen Tanz“ hatte Christian Streich an der Bremer Brücke prophezeit. Die Pyro-Einlage der Osnabrücker Fans dürfte er damit zwar nicht gemeint haben, dennoch war von der ersten Sekunde an zu sehen, mit welcher Intensität die Gastgeber das Spiel angehen würden. Den SC-Spielern wurde selbst tief in der eigenen Hälfte mit Ball am Fuß keine ruhige Sekunde gelassen, die Hausherren gingen ein enormes Tempo.
Der Sport-Club brauchte ein paar Minuten um sich auf die Gangart des VfL einzustellen, kam dann aber gut in die Partie und löste sich phasenweise stark aus dem Pressing der Gastgeber. Den ersten Schuss auf den Kasten von Philipp Kühn setzte Christian Günter nach starker Hackenvorarbeit von Vincenzo Grifo (8.).
Bereits nach 24 Minuten war das Spiel für den ersten Freiburger beendet. Philipp Lienhart, der einige Minuten zuvor bei einem harten Zweikampf mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen war, musste benommen vom Platz geführt werden. Für ihn kam Manuel Gulde ins Spiel.
Grifos Kunstschuss zum 1:0
In einer Partie, die von intensiven Zweikämpfen im Mittelfeld bestimmt wurde, bedurfte es eines Patzers in der Osnabrücker Hintermannschaft, um den Sport-Club in Führung zu bringen. Torwart Philipp Kühn ging einem eigentlich harmlosen Querschläger nach, der allerdings aus dem Strafraum trudelte. Lucas Höler erreichte den Ball vor dem Keeper, behielt die Übersicht und legte zurück auf Vincenzo Grifo, der vom linken Flügel mit einem sehenswerten Schlenzer ins verwaiste Tor traf (33.).
Fast im direkten Gegenzug vereitelte Benjamin Uphoff mit einer Glanzparade gegen Marc Heider, der aus kurzer Distanz freistehend abzog, den Ausgleich (36.). Der Beginn einer Osnabrücker Drangphase vor der Pause, die die Breisgauer aber schadlos überstanden und ihrerseits in der Nachspielzeit durch einen Kopfball von Nico Schlotterbeck abermals gefährlich vor des Gegners Tor kamen (45.+1).
Unverändert ging es in den zweiten Durchgang, in dem sich das Bild des ersten wiederholte: Aggressive, hoch pressende Gastgeber begegneten auf engem Raum kombinierenden Freiburgern, die sich auch von der extrem aufgeheizten Stimmung an der Bremer Brücke nur selten aus der Ruhe bringen ließen.
Osnabrück drückt und belohnt sich
Für den ersten Freiburger Warnschuss in den zweiten 45 Minuten sorgte Ermedin Demirovic, der Philipp Kühn allerdings nicht überwinden konnte (51.). Lukas Kübler brachte den Ball zehn Minuten später aus halbrechter Position nach schönem Zuspiel von Janik Haberer ebenfalls nicht im Tor unter (61.). Die beste Chance des Drittligisten in dieser Phase hatte Ba-Muaka Simakala dessen Freistoß aus gut 25 Metern nur Zentimeter am Lattenkreuz vorbeipfiff (76.).
Es blieb ein Spiel, dessen Reiz für den neutralen Zuschauer insbesondere die verbissen geführten Zweikämpfe, das hohe Spieltempo und der enge Zwischenstand ausmachten. Insbesondere die Schlussviertelstunde entwickelte sich zu einem wilden Ritt mit zahlreichen Fouls und Verletzungsunterbrechungen. Echter Spielfluss kam nur noch selten zustande. Dass der Ausgleichstreffer für den VfL in allerletzter Sekunde durch einen Standard resultierte, kam daher nicht überraschend. Im Gewühl nach einer Ecke traf Lukas Gugganig aus kurzer Distanz mit dem Schlusspfiff (90.+7).
Später Ausgleich, Elfmeterkiller Uphoff
Also nochmal 30 Minuten Aufschlag an einem herbstlichen Dienstagabend in Osnabrück, in denen im ersten Durchgang die scheinbar unermüdlichen Gastgeber die besseren Chancen verzeichneten (92., 101.) – und kurz nach Wiederanpfiff in Führung gingen. Mit einem satten Schuss von der Strafraumkante ließ Sebastian Klaas SC-Keeper Benjamin Uphoff keine Chance (109.). Der Sport-Club stemmte sich bis zum Schluss gegen die Niederlage, spielte nach einer Gelb-Roten Karte gegen Simakala in den letzten fünf Minuten in Überzahl und erzielte wie zuvor die Niedersachsen kurz vor Spielende den Ausgleich. Keven Schlotterbeck nickte eine Flanke von Lucas Höler in der 120. Minute in die Maschen.
Es ging ins Elfmeterschießen an der Bremer Brücke, in dem Benjamin Uphoff zum Spieler des Abends avancierte. Der Freiburger Keeper parierte zunächst glänzend gegen Florian Kleinhansl und anschließend die letzten beiden Osnabrücker Elfmeter des Abends gegen Davide Itter und Andrew Wooten. Da gleichzeitig Christian Günter, Maximilian Eggestein und Keven Schlotterbeck souverän vom Punkt trafen, endete der Abend für den Sport-Club in einer Jubeltraube vor den 400 mitgereisten SC-Fans und mit dem Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals.
David Hildebrandt
Foto: Bernd Thissen
VfL Osnabrück: Kühn – Traoré (74. D. Itter), Beermann, Trapp, Kleinhansl – Taffertshofer (87. Gugganig) – Kunze (61. Klaas), Köhler – Opoku (87. Wooten), Heider, Higl (74. Simakala) | |
Trainer: Daniel Scherning | |
SC Freiburg: Uphoff – Lienhart (27. Gulde), K. Schlotterbeck, N. Schlotterbeck – Kübler (112. Sildillia), Haberer (82. Jeong), Eggestein, Günter – Höler, Demirovic (65. Schade), Grifo (111. Weißhaupt) | |
Trainer: Chistian Streich | |
Tore: 0:1 Grifo (33.), 1:1 Gugganig (90.+7), 2:1 Klaas (108.), 2:2 K. Schlotterbeck (120.); Elfmeter: 2:3 Günter, 3:3 Klaas, 3:4 Eggestein, 4:4 Gugganig, 4:5 K. Schlotterbeck | |
Gelbe Karten: Köhler, Kleinhansl, Gugganig, Kühn – Eggestein, Kübler, Günter, Grifo, Schade | |
Gelb-Rote Karten: Simakala (117.) | |
Rote Karten: | |
Schiedsrichter: Robert Schröder (Hannover) | |
Zuschauer: 11.530 |