Am Sonntag empfängt der Sport-Club zum letzten Spiel im Dreisamstadion den FC Augsburg (17:30 Uhr, live auf DAZN, im Ticker in unserem Matchcenter sowie als Audioreportage bei „Sportclub live“).
„Den einen Moment gab es nicht,“ gab Christian Streich auf die Frage nach seiner eindrücklichsten Erinnerung an das Dreisamstadion auf der Pressekonferenz am Freitag preis. „Es gab ein paar hundert besondere und außergewöhnliche Momente. Meist mit Freude und einem Gefühl der Gemeinsamkeit verbunden.“
Mit diesen Eindrücken dürfte der 56-Jährige nicht allein sein. Bereits 1955 wurde der Platz auf dem das Dreisamstadion steht, offiziell als Spielstätte des Sport-Club eingeweiht. 66 Jahre und unzählige umkämpfte Partien – darunter 359 in der Bundesliga – später, steht an diesem Wochenende das letzte Bundesligaspiel der Herren an der Schwarzwaldstraße an.
Auch wenn der Abschied mit viel Wehmut verbunden ist, steht der Umzug ins Europa-Park Stadion doch für das kontinuierliche Wachstum des Sport-Club in den vergangenen Dekaden und markiert ein neues Kapitel seiner Historie. Oder um es mit Christian Streichs Worten zu sagen: „Dieses Stadion steht für eine unglaubliche Geschichte. Niemand hätte gedacht, dass wir je so viele Jahre in der Bundesliga spielen.“
Mehr als eine schöne Randnotiz ist auch die Tatsache, dass sich die Mannschaft gegen den FCA einer stimmgewaltigeren Kulisse als zuletzt erfreuen wird. Statt der gut 10.000 Zuschauer, die die beiden ersten Heimspiele der Saison im Stadion verfolgen durften, sind am Sonntag 14.500 Fans zugelassen. „Es wäre super, wenn die Leute 90 Minuten mit uns mitgehen und uns auch helfen, wenn es nicht so laufen sollte. Damit sich die Energie zwischen Mannschaft und Fans voll entwickelt,“ appelliert Streich an den heimischen Anhang.
Gleichzeitig warnt der dienstälteste Trainer der Bundesliga davor, die Partie zu stark zu überhöhen. „Es ist nachvollziehbar, dass das Spiel mit viel Nostalgie verbunden ist. Vor der Mannschaft habe ich aber bis jetzt noch kein einziges Wort dazu verloren. Wir sind komplett mit der Vorbereitung auf Augsburg beschäftigt,“ so Streich, der ein „total kompliziertes Spiel“ gegen die Fuggerstädter erwartet.
Abschiedsgeschenke sind vom Gast aus Augsburg nicht zu erwarten. Die bayrischen Schwaben, zunächst holprig in die Spielzeit gekommen, konnten am vergangenen Wochenende gegen Borussia Mönchengladbach ihren ersten Saisonsieg feiern. Über die Qualitäten des Gegners macht sich auch Streich keine Illusionen: „Sie verteidigen stark, machen hinten alles zu – und kicken können sie auch. Sie haben schnelle Spieler und ein gutes Umschaltspiel.“ Nicht mithelfen können am Sonntag Jonathan Schmid (nach Corona-Erkrankung) und Kimberly Ezekwem (Aufbautraining).
Die Mannschaft von Christian Streich und seinem Trainerteam hat zum Abschied sogar die Möglichkeit, einen alten Vereinsrekord zu brechen. Denn: Noch nie blieb der Sport-Club an den ersten sechs Spieltagen einer Bundesligasaison ungeschlagen. Gelänge dies am Sonntag, wäre es wohl nicht nur für Christian Streich eine Erinnerung, die einen prominenten Platz neben den hunderten bereits bestehenden finden würde.
David Hildebrandt
Foto: Achim Keller