Zehn Tage hat sich der Sport-Club in Sotogrande auf die Fortsetzung von Bundesliga, DFB-Pokal und Europa League vorbereitet. Christian Streich in der Medienrunde vor dem Heimflug über…
… das Trainingslager:
Die Trainingslager haben sich verändert im Lauf der Jahre. Früher wurde täglich dreimal trainiert, das machen wir so nicht mehr. Das Training ist mehr dem Spielrhythmus während der Saison angepasst und das hat sich bewährt. Die Spieler bekommen so mehr Erholungsphasen, sind in den Einheiten aber frischer und weniger verletzungsanfällig. Das spiegelt sich in den Trainingsleistungen wider.
Als junger Trainer hätte ich mich nicht getraut, weniger als dreimal am Tag trainieren zu lassen. Bei verlorenen Spielen hätte es geheißen, die machen ja nichts. So war der Zeitgeist. Das hat sich auch Dank des Einflusses der Athletiktrainer und der medizinischen Abteilung geändert.
Bei uns arbeiten viele Spieler die Einheiten dafür nochmal anderthalb Stunden individuell nach. Die erfahrenen und erfolgreichen Spieler leben das vor und die Jungen sehen das. Da ist viel Selbständigkeit und Professionalität.
… die Ausgangsposition:
Wir haben eine gewisse Ruhe und Zutrauen. In manchen Aufstellungen sind wir auch nicht mehr ganz jung, haben Erfahrung. Die Spieler haben sich sukzessive verbessert, das wissen sie und das merken sie. Und wir haben natürlich den Ehrgeiz, dass wir das auf dem Platz wieder bestätigen und gute Leistungen zeigen. Aber was soll ich mit den Spielern über Tabellenplätze sprechen? Das bringt nichts. Es weiß ja eh jeder, wieviel Punkte wir haben.
Wir und die Menschen drumherum sind von unseren vielen Erfolgserlebnissen verwöhnt in den letzten zweieinhalb Jahren. Wir müssen aufpassen, dass das nicht als normal angesehen wird und müssen auch mit Enttäuschungen umgehen können. Man muss vernünftig bleiben und darf nicht anfangen durchzudrehen, das ist gar nicht so einfach.
… den Konkurrenzkampf:
Kurzfristig müssen wir auf der Seite schauen, wie es bei Lukas Kübler gesundheitlich geht. Kiliann Sildillia hat die ganze Zeit trainiert und kontinuierlich arbeiten können. Abschließend lässt sich auf dieser Position noch nichts sagen. Im Mittelfeld hat sich Yannik Keitel in der letzten Aktion im letzten Training vor den Weihnachtsferien verletzt. Jetzt hat er natürlich Rückstand – aber gut, dass er wieder auf dem Trainingsplatz steht. Vorne macht es Wooyeong Jeong richtig gut und Lucas Höler kommt immer mehr in die Verfassung, in der er vor der Verletzung war. Im Spiel gegen Basel hat er Power reingebracht und ein schönes Tor geschossen. Mit Kofi bin ich auch sehr zufrieden. Er läuft schlau und sehr unangenehm für die Innenverteidiger an. Das Beeindruckende ist: Die Jungs sind saumäßig ehrgeizig und wollen unbedingt in die Mannschaft – gehen aber trotzdem gut miteinander um und pushen sich gegenseitig.
… die Wahrnehmung:
Ich glaube, einige Mannschaften werden gegen uns voll draufgehen, weil sie uns nicht spielen lassen wollen. Andere werden abwarten. Und es gibt Gegner, denen ist es völlig egal, wie wir kicken, die ziehen ihr Ding durch. Das war in der Vorrunde aber auch so. Ich glaube nicht, dass sich Mannschaften gegen uns generell anders aufstellen, weil sie meinen, den Schlüssel zu haben. Wir müssen halt flexibel bleiben.
… den Ausblick:
Wolfsburg hat neunmal nicht verloren, die marschieren richtig. Über Frankfurt müssen wir ohnehin nicht reden. Wir können ruhig in die erste englische Woche gehen, aber wir müssen auch gleich gute Leistungen zeigen. Sonst haben wir nach 18 Spielen immer noch 30 Punkte. Die Motivation bei uns ist jedenfalls hoch. Wir spielen in der Bundesliga, im Pokal und in der Europa League – das sind viele Höhepunkte. Wenn wir stabil bleiben und nicht zu viele Verletzte haben, wollen wir dieses Niveau auch über eine längere Phase halten.