Der Sport-Club spielt beim 5:0 (4:0) gegen Olympiakos Piräus groß auf und überwintert in der UEFA Europa League. Michael Gregoritsch darf sich über einen lupenreinen Hattrick freuen. Außerdem trafen Kiliann Sildillia und Ritsu Doan.
Wenn nach 80 Minuten eine Laola-Welle durch das Freiburger Rund schwappte, nach 90 Minuten der SC-Freiburg-Walzer getanzt wurde und in der Nachspielzeit „Oh, wie ist das schön“ angestimmt wurde, dann musste schon etwas ganz Besonderes passiert sein.
Im Vergleich zum 1:1 gegen den SV Darmstadt 98 hatte das Freiburger Trainerteam die Grundformation verändert und auf eine Viererkette umgestellt. Für Manuel Gulde rückte Kiliann Sildillia neu in die Startelf und begann auf der Rechtsverteidigerposition. Links feierte Jordy Makengo sein Startelfdebüt bei den SC-Profis.
„Wir sind gut in das Spiel gekommen und hatten gleich gute Aktionen“, sagte Christian Streich auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.Nach drei Minuten landete eine abgefälschte Flanke von Maximilian Eggestein bei Michael Gregoritsch, der auf Höhe des Elfmeterpunktes geschickt seinen Körper zwischen Ball und Gegenspieler stellte und platziert in die linke untere Ecke traf. Als „super Tor“ sollte sein Trainer diese Aktion im Nachhinein bezeichnen.
Sein Sturmpartner Lucas Höler hatte in der Pressekonferenz am Mittwoch noch betont, wie wichtig Erfolgserlebnisse in Form von Toren für Stürmen seien. Den Beweis dafür lieferte Gregoritsch nur fünf Minuten nach seinem ersten Pflichtspieltreffer in dieser Saison. Zunächst scheiterte der österreichische Nationalstürmer aus 17 Metern noch am griechischen Torhüter Alexandros Paschalakis. Die anschließende Ecke von Ritsu Doan landete jedoch erneut bei Gregoritsch, der freistehend aus kurzer Distanz zum 2:0 einköpfte.
Gregoritsch-Hattrick mit Verzögerung
Der Sport-Club zeigte in der Anfangsphase phasenweise herausragenden Kombinationsfußball. War die erste Pressinglinie der Griechen überspielt, bot sich den Breisgauern viel Platz, den sie zu nutzen wussten. Nach zwei Halbchancen des griechischen Rekordmeisters durch einen Distanzschuss von Kostas Fortounis (10.) und einen abgeblockten Abschluss von Daniel Podence (12.) hatte Gregoritsch nach 20 Minuten die Chance auf einen frühen Hattrick. Höler schickte Makengo auf die Grundlinie und der Linksverteidiger chippte den Ball in den Rückraum. Dort landete dieser über Umwege beim 29-jährigen Grazer, der seinen dritten Treffer aus sieben Metern nur um Zentimeter verpasste.
Die Gastgeber stellten an diesem Tag die deutlich entschlossenere Mannschaft. Sinnbildlich dafür war eine Grätsche von Philipp Lienhart in höchster Not gegen Sotiris Alexandropoulos nach 33 Minuten. Anstelle eines möglichen Anschlusstreffers fiel nur drei Minuten später das dritte Tor auf der anderen Spielfeldseite. Eine butterweiche Flanke von Makengo fand Gregoritsch im Zentrum, der einen Kopfball aus acht Metern perfekt setzte, Paschalakis erneut keine Chance ließ und nun doch einen lupenreinen Hattrick schnürte.
Sildillia erhöht vor der Pause
Piräus‘ Angreifer Ayoub El Kaabi, der am ersten Gruppenspieltag beim Freiburger 3:2 in Griechenland doppelt getroffen hatte, wurde in der ersten Hälfte von Matthias Ginter und Lienhart komplett abgemeldet. Die Freiburger Angreifer machten dagegen trotz komfortabler Führung weiter. Nach 42 Minuten stürmte auch Sildillia auf der rechten Seite mit, wurde von Gregoritsch mustergültig bedient und erzielte aus 13 Metern seinen ersten Pflichtspieltreffer für die SC-Profis und das vierte Freiburger Tor an diesem Tag. „Wir waren heute fußballerisch richtig gut. Nach dem vierten Tor war das Spiel entschieden. Schöner Abend, gutes Spiel – wird sind zufrieden“, resümierte SC-Trainer Streich nach der Partie.
Mit 4:0 ging es in die Pause, nicht wenige Fans mussten sich die Augen reiben. In Hälfte zwei verwaltete der Sport-Club das Ergebnis vor 34.000 Zuschauern im Europa-Park Stadion routiniert. Zu den wenigen Highlights nach dem Seitenwechsel zählte ein Abschluss von El Kaabi aus spitzem Winkel (60.) – und die Standing Ovations für Gregoritsch, als er nach 66 Minuten das Feld verlassen durfte. Für ihn kam Junior Adamu, der elf Minuten nach seiner Einwechslung bei einem Freiburger Konter plötzlich ganz viel Platz auf der linken Seite hatte. Auf Höhe des Sechzehners legte er nach innen. Anstelle des anvisierten Grifo landete das Spielgerät abgefälscht bei Doan, der aus elf Metern locker zum 5:0 einschob.
Als der bosnische Schiedsrichter Irfan Peljto die Partie nach 93 Minuten beendete, standen längst auch Merlin Röhl und Roland Sallai, die zuletzt verletzt gefehlt hatten, auf dem Platz. Gemeinsam mit ihren Mitspielern konnten sie den denkwürdigen Abend mit den SC-Fans auf den Tribünen feiern. Auch der späte Siegtreffer von West Ham United in Backa Topola konnte die Stimmung nicht trüben. Mit einem Sieg in London am 14. Dezember würde der Sport-Club als Gruppensieger direkt in das Achtelfinale der Europa League einziehen, mit einem Unentschieden oder einer Niederlage müssten die Freiburger in die vorverlagerten Play-offs. So oder so – der SC Freiburg überwintert auch in diesem Jahr im zweithöchsten europäischen Club-Wettbewerb.
Marius Faller
Foto: Achim Keller
Aufstellung SC Freiburg: Atubolu - Sildillia, Ginter, Lienhart (66., Gulde), Makengo - Höfler (78., Weißhaupt), Eggestein - Doan, Grifo (78., Sallai) - Gregoritsch (66., Röhl), Höler (66., Adamu) | |
Trainer: Christian Streich | |
Bank: Müller, Rüdlin, Baur | |
Aufstellung Olympiakos Piräus: Paschalakis - Rodinei (84., Quini), Retsos, Ntoi, Ortega - Camara, Hezze (84., Carvalho) - Fortounis, Alexandropoulos (46., Iborra), Podence (49., Masouras) - El Kaabi (84., El-Arabi) | |
Trainer: Diego Martínez | |
Bank: Tzolakis, Papadoudis, Biel, Solbakken | |
Tore: 1:0 Gregoritsch (3.), 2:0 Gregoritsch (8.), 3:0 Gregoritsch (36.), 4:0 Sildillia (42.), 5:0 Doan (77.) | |
Gelbe Karten: - Hezze, Retsos, Iborra | |
Gelb-Rote Karten: | |
Rote Karten: | |
Schiedsrichter: Irfan Peljto | |
Zuschauer/innen: 34.000 |