Der SC Freiburg verliert am letzten Spieltag der Bundesligasaison 2023/24 mit 1:2 (0:0) beim 1. FC Union Berlin und verpasst damit knapp die Chance auf den internationalen Wettbewerb.
Trotz des am Ende unbefriedigenden Ergebnisses aus Freiburger Sicht wurde die Mannschaft nach Spielende von den 2.500 mitgereisten SC-Fans ausgiebig für eine kräftezehrende Saison gefeiert. Ebenso Christian Streich für den die Auswärtspartie das letzte Spiel seiner zwölfeinhalbjährigen Amtszeit war.
„Union war maximal unter Druck und hat es geschafft das Spiel zu gewinnen. Das ist ein großer Erfolg nach einer schwierigen Saison. Für uns ist dieser heutige Tag – mein letzter hier – ein sehr enttäuschender. Ich bedanke mich bei allen herzlich“, hielt sich Streich nach Abpfiff seines letzten Auftritts kurz.
Erneute Improvisation in der Abwehr
Die Breisgauer – insbesondere in der Defensive personell stark ausgedünnt – gingen im Vergleich zum 1:1 gegen Heidenheim mit zwei Wechseln in das letzte Spiel unter Trainer Christian Streich. Für den verletzten Manuel Gulde rückte Jordy Makengo in die Abwehrkette. Im Sturm ersetzte Lucas Höler Michael Gregoritsch.
Bei Union brachte Interimscoach Marco Grote nach dem unglücklichen 2:3 in Köln drei Neue für die Startelf. Josip Juranovic, Lucas Tousart und Yorbe Vertessen begannen für Rani Khedira (gelbgesperrt), Jérome Roussillon (verletzt) und Kevin Volland (Bank).
Bereits 22/23 war der SC im Saisonendspurt zu Gast An der Alten Försterei. Die Voraussetzungen waren damals aber andere: Während am 32. Spieltag der Vorsaison beide Teams noch um den Champions-League-Einzug kämpften, den sich schließlich die Eisernen sichern sollten, ging es ein Jahr später an selber Stelle für Union um den Klassenerhalt und den SC um Europa- oder Conference-League.
Eggestein verpasst knapp
Die Stimmung An der Alten Försterei war angesichts der Ausgangslage bereits vor Spielbeginn angespannt und aufgeheizt – zumal das Abschneiden beider Teams auch zu keinem geringen Faktor von den Ergebnissen auf den anderen Plätzen abhing.
Zehn Minuten waren gespielt, als das Stadion zum ersten Mal kollektiv den Atem anhielt. Nach einem Freiburger Konter bediente Ritsu Doan Maximilian Eggestein, der frei vor Frederik Rönnow auftauchte, aber an der starken Fußabwehr des Union-Keepers scheiterte. Zwischen den Toren hatte die Partie zu diesem Zeitpunkt längst Fahrt aufgenommen. Sowohl die Breisgauer als auch die Gastgeber spielten mutig nach vorne und gingen in den Zweikämpfen intensiv zu Werke.
Zwar konnte der Sport-Club nach einer knappen halben Stunde leichte Feldvorteile und einen weiteren gefährlichen Abschluss durch Roland Sallai (17.) für sich verbuchen, allerdings hatte Union zu diesem Zeitpunkt auch schon mehrere gefährliche Konter gefahren, die lediglich am letzten Pass gescheitert waren.
In der 35. Minute griff dann der VAR in die Partie ein. Jordy Makengo hatte die Kugel im Strafraum aus kurzer Distanz an den Arm bekommen. Schiedsrichter Christian Dingert sah sich die Szene am Bildschirm an und entschied zu Ungunsten des Sport-Club auf Strafstoß. Eine Entscheidung, die keinen Einfluss auf den Spielstand hatte, da Josip Juranovic mit seinem kraftvollen aber nicht perfekt platzierten Schuss an Noah Atubolus starker Parade scheiterte.
Während auf der analogen Anzeigetafel in der Heimspielstätte der Köpenicker also weiterhin die Null stand, fielen die Treffer in den restlichen Bundesligastadien gefühlt im Minutentakt. Durch das 3:0 für Heidenheim gegen Köln hatten die Eisernen den Relegationsplatz zur Pause bereits so gut wie sicher und konnten in Durchgang zwei voll auf Sieg spielen. Für den SC bedeuteten die anderen Zwischenstände einen fragilen achten Platz, der vom Punktgewinn in der Hauptstadt abhing. Da Hoffenheim zu diesem Zeitpunkt mit 1:2 gegen die Bayern zurücklag, war allerdings sogar Platz sieben für die Breisgauer noch in Reichweite.
Gegentor aus dem Nichts
Mit dieser ebenso komplexen wie spannenden Situation ging es in die zweiten 45 Minuten. Der SC versuchte nun häufiger den Gegner zu locken und anschließend mit langen Bällen den Weg in die Tiefe zu suchen. Auf diese Weise entstanden mehrere Halbchancen für die Gäste, deren zusammengewürfelte Defensivreihe den Gegner in den ersten zwanzig Minuten nach Wiederanpfiff weitestgehend vom eigenen Tor fernhalten konnte.
Das änderte sich in der 68. Minute, als der kurz zuvor eingewechselte Benedict Hollerbach das Spielgerät ansatzlos vom Strafraumrand in den langen Winkel jagte und Union in Front brachte. Der SC reagierte mit wütenden Angriffen auf den Rückstand und die schwindenden Europa-Chancen. Michael Gregoritschs Volleyabnahme mit rechts wurde kurz vor der Linie geklärt (72.), insgesamt aber fehlte es dem Freiburger Spiel in dieser Phase nach vorne zu häufig am nötigen Tempo, um die massierte Defensive der Heimelf zu durchbrechen.
Ausgleich und direkter Gegenschlag
Doch die Schlussphase sollte noch einige Wendungen bereithalten. Nach einem Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte ging es beim SC schnell. Vincenzo Grifo fand von der linken Seite Ritsu Doan in der Box und dieser glich zum 1:1 aus (85.).
Die Freude im Freiburger Fanblock verebbte allerdings zu Beginn der Nachspielzeit wieder, denn abermals zeigte der Unparteiische auf den Punkt. Maximilian Eggestein hatte seinen Gegenspieler im Strafraum aus Sicht des Schiedsrichters zu energisch bearbeitet. Zwar lenkte Noah Atubolu den Strafstoß von Kevin Volland an den Pfosten, beim Nachschuss von Janik Haberer war der Freiburger Rückhalt dann aber machtlos (90.+2). Wieder lag Union in Front, der SC war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf einem Platz, der für den internationalen Wettbewerb berechtigt.
Daran sollte sich in der neunminütigen Nachspielzeit auch nichts mehr ändern. Der Sport-Club beendet eine Saison, die durch lange Doppelbelastung und zahlreiche Ausfälle geprägt war, auf dem zehnten Tabellenplatz. Die Eisernen wiederum springen am letzten Spieltag noch auf Rang 15 und vermeiden den Abstieg.
David Hildebrandt
Foto: Achim Keller
Aufstellung 1. FC Union Berlin: Rönnow - Doekhi, Knoche, Leite (63., Haberer) - Trimmel, Schäfer (63., Volland), Juranovic, Tousart - Gosens, Vertessen (63., Hollerbach), Aaronson (80., Laidouni) | |
Trainer: Marco Grote | |
Bank: Schwolow, Jaeckel, Kaufmann, Bedia, Král | |
Aufstellung SC Freiburg: Atubolu - Kübler, Keitel, Makengo, Günter (59., Weißhaupt) - Doan, Eggestein, Höfler, (82., Muslija) Grifo - Sallai (77., Philipp), Höler (59., Gregoritsch) | |
Trainer: Christian Streich | |
Bank: Müller, Szalai, Adamu, Rosenfelder | |
Tore: 1:0 Hollerbach (68.), 1:1 Doan (85.), 2:1 Haberer (90.+2) | |
Gelbe Karten: Knoche, Trimmel, Juranovic, Gosens - Makengo, Doan, Kübler, Eggestein | |
Gelb-Rote Karten: | |
Rote Karten: | |
Schiedsrichter: Christian Dingert | |
Zuschauer/innen: 20.012 |