Piräus, die Zweite: Nachdem der Sport-Club bereits in der vergangenen Saison auf den griechischen Rekordmeister getroffen war, ging die erste internationale Reise der neuen Spielzeit ebenfalls in den historischen Hafen Athens.

Damals hatte sich der SC von der Atmosphäre im Karaiskakis-Stadion nicht beeindrucken lassen und sich deutlich durchgesetzt. Gut ein Jahr später fiel das Ergebnis zwar knapper aus, am Ende jubelten aber wieder die Gäste. „Die erste Halbzeit war sehr ordentlich von uns, wir haben gut mit dem Ball gespielt. In der zweiten Halbzeit waren wir zu unruhig, hatten zu viele Ballverluste und haben einige Aktionen nicht gut ausgespielt. Es war eine heiße, eine emotionale Atmosphäre und wir haben bestanden in Piräus. Von dem her bin ich sehr zufrieden“, sagte Christian Streich zu später Stunde im Bauch des Stadions von Olympiakos Piräus.

Die Breisgauer gingen im Vergleich zur bitteren Niederlage gegen den BVB mit zwei Wechseln in der Startelf in die Partie: In der Abwehr ersetzte Kenneth Schmidt den gesperrten Manuel Gulde, außerdem rückte Vincenzo Grifo für den angeschlagenen Michael Gregoritsch ins Team. Bei den Gastgebern starteten nach dem 1:1 gegen AEK Francisco Ortega und Pep Biel anstelle von Quini und Daniel Podence.

Partie nimmt sofort an Fahrt auf

Während die Heimelf von Beginn an auf konsequentes und hochintensives Pressing setzte, wählte der SC einen etwas vorsichtigeren Ansatz und lief die Abwehrlinie von Olympiakos häufig erst knapp 30 Meter vor dem gegnerischen Tor an.

Zwar startete der Sport-Club druckvoll und mit der nötigen Schärfe in die Begegnung, die erste ganz dicke Chance gehörte aber Piräus. Vincenzo Grifo verlor die Kugel im eigenen Strafraum, im Anschluss retteten nacheinander Philipp Lienhart und Maximilian Eggestein gegnerische Abschlüsse in höchster Not kurz vor der Linie (6.).

Auf der Gegenseite sollte ein ebensolcher Patzer drei Zeigerumdrehungen später die Freiburger Führung bringen. Roland Sallai erlief ein zu kurzes Zuspiel auf Torwart Alexandros Paschalakis, schloss frei vor dem Keeper souverän ins lange Eck ab und ließ sich vom mitgereisten Freiburger Anhang ausgiebig feiern (9.).

Mitte des ersten Durchgangs wurde die temporeiche Partie richtig hitzig. Roland Sallai hatte Santiago Hezze bei einem Luftduell so heftig mit dem Ellenbogen erwischt, dass dieser ausgewechselt werden musste. Da Piräus-Trainer Diego Martinez zu energisch den Videobeweis forderte, wurde er vom Unparteiischen mit der ersten Gelben Karte der Begegnung bedacht. Ein Umstand, der das bereits zuvor extrem lautstarke Heimpublikum weiter anheizte.

El Kaabi trifft, Grifo antwortet

Wenige Minuten nach der strittigen Szene setzte Kostas Fortounis einen Eckball an die Latte (24.) – eine gute Viertelstunde später sollte der Ausgleich folgen. Die SC-Abwehr bekam eine Flanke von der rechten Außenbahn nicht verteidigt, Ayoub El Kaabi setzte sich im Gewühl durch und überwand Noah Atubolu zum 1:1 (40.).

Beinahe hätte Olympiakos das Spiel sogar noch vor dem Pausenpfiff gedreht. Dass es nicht so kam verdankte der Sport-Club seinem Torwart. Nach einem missglückten Rückpass seiner Vorderleute blieb Atubolu im Eins-gegen-Eins mit Giorgos Masouras lange stehen und vereitelte die Großchance mit einem starken Fußreflex (45.+2).

Doch auch diese Situation sollte nicht die letzte einer ereignisreichen ersten Halbzeit sein. Nach einem unstrittigen Foul an Ritsu Doan im Strafraum zeigte Schiedsrichter Allard Lindhout auf den Punkt. Vincenzo Grifo ließ sich von den zahlreichen auf ihn gerichteten Laserpointern nicht beirren und setzte den fälligen Strafstoß zur erneuten Führung platziert in die rechte Ecke (45.+7).   

Erneuter Ausgleich, erneute Führung

Auch nach Wiederanpfiff blieb das Tempo erstmal hoch. Zunächst setzte Giorgos Masouras einen Kopfball auf das Tornetz (47.), dann prüfte Philipp Lienhart nach einer Ecke Alexandros Paschalakis (48.). Im Anschluss gelang es der Elf des Freiburger Trainerteams besser, den Gegner fern vom eigenen Tor zu halten, erstmals kam ein bisschen Ruhe in die zerfahrene Begegnung.

Etwa 20 Minuten vor Spielende merkte man beiden Mannschaften an, wie kräftezehrend die Begegnung bis dato gewesen war. Stock- und Abspielfehler häuften sich – insbesondere bei den Griechen. Der erneute Ausgleich in der 75. Minute hatte sich entsprechend nicht angedeutet. Wieder war es Ayoub El Kaabi, der seinem Bewacher entwischte und eine Flanke im Fallen in die Maschen bugsierte (75.).

Die Freude der Anhänger von Olympiakos sollte nicht lange Bestand haben, denn der SC schlug wieder zurück. Eine Ecke von links landete hinter dem langen Pfosten bei Maximilian Philipp. Der Rückkehrer legte sich die Kugel zurecht und traf aus halbrechter Position überlegt zur erneuten Freiburger Führung (86.). Diese sollten sich die Freiburger in den Schlussminuten auch nicht mehr nehmen lassen – die Europa-Reise des Sport-Club beginnt wieder mit einem Dreier.  

Weiter geht es für den Sport-Club bereits am Sonntag (17.30 Uhr) bei Eintracht Frankfurt. In der Europa League folgt als nächstes das Heimspiel gegen West Ham United. Die Engländer sind mit einem 3:1 gegen Backa Topola in die Gruppenphase gestartet.

David Hildebrandt

Foto: SC Freiburg