Das Duell - das dritte der beiden Teams in dieser Saison, die sich schon in der Gruppenphase begegnet waren - startete gleich mal mit einem Gänsehautmoment, als die Fans "Steht auf für den SCF" anstimmten und sich alle Zuschauer daran beteiligten. Fast gleichzeitig gab es auch die erste gute Torchance für den SC, der mit der gleichen Startelf begann wie gegen Bayern München. Über die rechte Seite kam der Ball von Vincenzo Grifo an den Fünfmeterraum, wo Roland Sallai bereit stand und im letzten Moment geblockt wurde. 

Den Freiburgern gehörte die Anfangsphase. Engagiert, aktiv, auf der linken Seite mit Christian Günter, der wieder hochmotiviert war und Druck machte. Der Ball lief gut. Der SC bestimmte das Spielgeschehen. Christian Streich spendete Applaus für gewonnene Zweikämpfe und stark zurückeroberte Bälle. Es sah gut aus, was der Sport-Club zeigte. "Die Mannschaft hat sehr ruhig und klar gespielt, die Angriffe in aller Regel zu Ende gebracht", so Christian Streich. "Das Passspiel war sehr ordentlich, dadurch wurde es kein wildes Spiel, sondern sehr kontrolliert." Nur die Chancen fehlten zunächst, denn in der hintersten Reihe verteidigten die Londoner gut. Maximilian Eggestein versuchte es in der 19. Minute aus der zweiten Reihe, verzog aber einige Meter übers Tor. 

Der Tabellensiebte der Premier League fand erst nach 20 Minuten besser ins Spiel, hatte dann auch mal längere Ballbesitzphasen. Mehr als ein weit verzogener Torschuss von Mohammed Kudus sprang dabei zunächst aber nicht heraus. Der SC verteidigte das eigene Tor ebenso gut wie die Engländer ihres. In der 31. Minute musste West Hams Keeper Lukasz Fabianski zum ersten Mal eingreifen: Sallai hatte den Ball perfekt in den Sechzehner durchgesteckt. Lucas Höler schloss aus der Drehung direkt ab - zu mittig, so konnte Fabianski den Ball festhalten. Der Sport-Club war der Führung deutlich näher, immer wieder dribbelte sich auch Ritsu Doan mit seinen kleinen, schnellen Bewegungen durch die englische Defensive, stellte sie damit vor Schwierigkeiten.

SC wirbelt, West Ham kontert

West Ham, das, mit dem Wissen des Heimspiels im Rücken in der kommenden Woche, mit einem 0:0 zufrieden schien, gab den ersten Warnschuss in der zweiten Häflte ab. Kudus zog ab, Noah Atubolu hielt sicher (47.). Sallai gab eine Minute später die Antwort auf der Gegenseite - artistisch mit einem Seitfallzieher, der abgefälscht in Richtung Tor trudelte, dann aber geklärt wurde. Die Gäste spielten jetzt mit und vergaben in der 52. Minute eine Großchance, als Lucas Paqueta im Strafraum frei zum Abschluss kam, Doan klärte im letzten Moment zur Ecke. 

Es war jetzt ein schnelles Spiel in beide Richtungen, weiterhin mit Vorteilen für den Sport-Club. Günter hatte Platz und zog am linken Strafraumeck ab, aber auch am Tor vorbei (56.). Aber die Londoner blieben ebenfalls gefährlich. "Zwei, drei Chancen hatten sie natürlich, Atu hat gut gehalten", kommentierte Christian Streich nach dem Spiel. Nach einem Konter flog Paquetas Kopfball übers Tor (62.) und der Schuss von Jarrod Bowen, ebenfalls im Anschluss an einen Konter, wurde gerade noch zur Ecke abgefälscht. Die Hammers hatten die besseren Chancen, spielten immer wieder schnell und direkt in die Spitze. James Ward-Prowse kam in der 75. Minute zum Abschluss, Atubolu parierte sicher. 

Jokertor zum Sieg

Die Londoner hatten zwar mehr Möglichkeiten, aber der Sport-Club machte das Tor. Es war wunderbar herausgespielt. Über Eggestein und Noah Weißhaupt gelangte der Ball zu Günter, der im Strafraum Sallai sah und dieser den noch besser positionierten Michael Gregoritsch. Der Österreicher stand ganz alleine und hatte keine Mühe, das 1:0 zu erzielen (81.). Die Minuten liefen im Anschluss von der Uhr, Eggestein verzog nach Günters Vorlage übers Tor, vor dem eigenen Tor ließ der SC nichts mehr zu, aber der Video Assistance Referee brachte in der Nachspielzeit nochmal Unruhe ins Spiel. Eine Situation im SC-Strafraum, bei der eine Hand im Spiel gewesen sein soll, wurde minutenlang überprüft, Schiedsrichter Alejandro Hernandez entschied sich am Bildschirm dann aber gegen einen möglichen Elfmeter. Günter und Manuel Gulde waren sich nach dem Spiel einig: "Es war ein verdienter Sieg. Wir haben hart gearbeitet, mutig gespielt und waren vor allem in der ersten Halbzeit dominant."

"Wenn wir es schaffen wollen in West Ham brauchen wir eine unglaublich reife Leistung", sagte SC-Trainer Streich kurz nach Mitternacht mit Blick auf die bevorstehende Reise auf die Insel. Das Rückspiel findet am kommenden Donnerstag (14. März, 18:45 Uhr MESZ) im London Stadium in der englischen Hauptstadt statt. 

Isabel Betz

Foto: Achim Keller