Der SC Freiburg hat sich im Hinspiel der Europa-League-Playoff-Runde mit 0:0 vom RC Lens getrennt. Die besseren Chancen gehörten über 90 Minuten dem Sport-Club, der sich mit dem Remis in eine gute Ausgangsposition vor dem Rückspiel im Breisgau gebracht hat.
„Wir müssen dieses Spiel gewinnen mit diesen Chancen. Aber ich will der Mannschaft keinen Vorwurf machen, sie hat alles auf dem Platz gelassen", fasste Christian Streich nach Spielende zusammen und schickte ein Lob an sein Team und die Gastgeber hinterher: „Die Mannschaft hat sehr, sehr diszipliniert und schlau in diesem wunderbaren Stadion mit dem wunderbaren Publikum gespielt."
Umstellungen im Hexenkessel
Der personelle Engpass in der Innenverteidigung zwang das Freiburger Trainerteam einmal mehr zum Basteln. Der gegen Dortmund angeschlagen ausgewechselte Manuel Gulde konnte kurzfristig mitwirken, neben ihm starteten in der Dreierkette etwas überraschend Yannik Keitel und Lukas Kübler. Außerdem begannen im Vergleich zur Niederlage beim BVB Merlin Röhl und Ritsu Doan für Vincenzo Grifo und Michael Gregoritsch.
Das Stade Bollaert-Delelis, in dem der RC Lens seine Heimspiele austrägt, fasst eine größere Kapazität als die nordfranzösische Stadt Einwohner zählt. Dennoch ist das Stadion, das eine der Spielstätten bei der WM 1998 war, nahezu immer ausverkauft – und in Frankreich berüchtigt für seine Stimmung. Einen ersten Vorgeschmack auf die Atmosphäre gab es, als die Heimelf eine halbe Stunde vor Spielbeginn den Rasen betrat und vom eigenen Anhang frenetisch gefeiert wurde.
Sallai an die Latte
Auch die 2.000 mitgereisten Freiburger verschafften sich im Hexenkessel sofort lautstark Gehör und sahen, wie sich ihre Mannschaft vom Anpfiff weg engagiert in die Begegnung biss. Mit hoher Laufbereitschaft eroberten die elf Freiburger in der Anfangshase Bälle, schlossen Lücken und leiteten Gegenangriffe ein. Auch die erste dicke Chance der Partie sollte einem Freiburger gehören. Nach einem gewonnenen Zweikampf am gegnerischen Strafraum bediente Maxi Eggestein Roland Sallai, der das Kunstleder aus spitzem Winkel an die Oberkante der Latte jagte (19.). Knappe zehn Minuten später verfehlte ein aussichtsreicher Kopfball des Ungarn aus acht Metern sein Ziel deutlicher.
In einer munteren Begegnung verzeichneten die Gastgeber Mitte des ersten Durchgangs knapp 60 Prozent Ballbesitz, ohne diesen allerdings wirklich in gefährliche Aktionen ummünzen zu können. Die beste Gelegenheit des RCL bis zu diesem Zeitpunkt hatte Aushilfsinnenverteidiger Keitel mit einer eingesprungenen Grätsche stark entschärft (23.) und sich dafür im Anschluss ein herzhaftes Lob bei seinem Keeper abgeholt.
Der Sport-Club wiederum blieb seiner Linie treu, attackierte nur situativ in der gegnerischen Hälfte und verlagerte sich stattdessen auf eine kompakte Defensive, um nach Balleroberungen schnörkellos nach vorne zu spielen. Eine Taktik, aus der im Laufe der ersten 45 Minuten noch mehrere – leider zumeist harmlose – Abschlüsse der Breisgauer resultieren sollten. Folglich ging es nach einer ansehnlichen und temporeichen Halbzeit torlos in die Kabinen.
Abseits rettet den SC
Durchgang zwei begann mit der nächsten guten Gelegenheit für Roland Sallai, dessen Schuss aus halbrechter Position nach sehenswertem Zuspiel von Ritsu Doan von Keeper Brice Samba mit Mühe zur Ecke abgelenkt wurde (48.). Der Sport-Club hielt den Druck nun aufrecht und erspielte sich mehrere aussichtsreiche Kontergelegenheiten, die in letzter Instanz nicht zwingend genug ausgespielt wurden.
Spätestens, als sich Maximilian Eggestein in der 58. Minute aus kurzer Distanz die hundertprozentige Chance auf das 1:0 bot, wäre die Freiburger Führung verdient gewesen. Ein Abwehrbein verhinderte den sicher geglaubten Treffer auf der Linie. Vom Drittplatzierten der Champions-League-Gruppe B kam in dieser Phase des Spiels wenig.
Erst zwanzig Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit wurden die Gastgeber stärker – und gingen prompt vermeintlich in Führung. Nach einer kurz ausgeführten Ecke reagierte Noah Atubolu zunächst stark gegen Haidara, konnte den zweiten Versuch des Malinesen dann aber nicht mehr abwehren (70.). Auf Intervention des VAR nahm der Unparteiische den Treffer wegen einer Abseitsstellung in der Entstehung zurück.
Glück also für den SC, der seinem hohen Tempo nun langsam Tribut zollen musste und insbesondere bei gegnerischen Standards nicht immer wach wirkte. Entsprechend wurde die Schlussphase zur Abwehrschlacht, die der Sport-Club schließlich mit viel Leidenschaft unbeschadet überstand und sich so eine gute Ausgangsposition vor dem Rückspiel im Europa-Park Stadion erarbeitete.
David Hildebrandt
Foto: Achim Keller
Aufstellung RC Lens: Samba - Gradit, Danso, M. Haidara (89., Khusanov) - Aguilar (63., Chavez), Diouf (63., Abdul Samed), El Aynaoui, Frankowski - Sotoca, Wahi (72., Said), David Costa (72., Fulgini) | |
Trainer: Franck Haise | |
Bank: Leca, Pandor, N. Mendy, Sishuba, Thomasson, Guilavogui | |
Aufstellung SC Freiburg: Atubolu - Gulde, Keitel, Kübler - Makengo, Eggestein, Höfler, Doan - Röhl (79., Grifo), Sallai (86., Philipp), Höler (86., Gregoritsch) | |
Trainer: Christian Streich | |
Bank: Müller, Uphoff, Szalai, Sildillia, Günter, Muslija, Adamu | |
Tore: | |
Gelbe Karten: Gradit, Danso, Said - Philipp | |
Gelb-Rote Karten: | |
Rote Karten: | |
Schiedsrichter: Bartosz Frankowski (Polen) | |
Zuschauer/innen: 36.000 |