Bernd Cullmann: "Ich wollte hier nie weg"

Profis
24.01.2020

Jeder Klub hat seine Kultfiguren. Vor dem Auswärtsspiel beim 1. FC Köln kommt eine dieser Legenden des kommenden SC-Gegners zu Wort: Bernd Cullmann. 

Bernd Cullmann (70) bestritt von 1970 bis 1984 insgesamt 341 Bun­desligaspiele für den 1. FC Köln. Er gewann mit den Domstädtern 1977 den DFB-Pokal und in der Saison 1977/78 das Double. Der 40-fache Nationalspieler wurde 1974 Welt­ meister und 1980 Europameister.

Heimspiel: Herr Cullmann, Sie sind im Huns­rück geboren, zogen aber früh nach Köln.

Bernd Cullmann: Mein Vater war Beamter und als ich sieben Jah re alt war, wurde er nach Köln-Parz versetzt.

Dort haben Sie auch mit dem Fußballspie­len begonnen?

Klar, wir haben auf der Straße gekickt und mit zehn bin ich in den Verein.

Wer hat Sie für den FC entdeckt?

Mein Glück war, dass Wolfgang Weber damals schon in Köln spielte. Der kam auch aus Porz und hat mich dort empfohlen. So kam ich 1969 zunächst zu den FC-Amateuren.

Ihr erster Trainer war der Österreicher Ernst Ocwirk, den man heute kaum noch kennt.

Obwohl er ein bekannter österreichischer Fußballer gewesen war. Ich habe ihn mal gefragt, warum er so streng mit mir ist. Da mein­te er: "ass auf, ich kritisiere dich, weil ich glaube, dass du Talent hast. Wenn ich nichts mehr zu dir sage, dann habe ich dich aufgegeben." Daran musste ich oft denken.

Als Ihre Karriere Anfang der 1970er Jahre begann, stand der 1. FC Köln in der Tabelle immer auf den vorderen Rängen.

Wir hatten auch eine gute Mannschaft mit großen Stars. Wolfgang Overath, Heinz Flohe oder Hannes Löhr, später Toni Schumacher und Dieter Müller, das waren tolle Spieler. Eigentlich hätten wir damals mehr Titel holen müssen.

Die berühmte Kölner Mentalität?

Ach nee, daran lag das nicht. Es hat halt einfach das letzte Quäntchen gefehlt. Ich habe alleine vier Pokal-Endspiele verloren.

Aber auch zwei gewonnen, 1977 und 1978. Und '78 haben Sie mit dem FC sogar das Double geholt.

Das war mein größter Erfolg. Obwohl ich auch mit der National­mannschaft einiges erreicht habe.

Die Meisterschaft war ein Zweikampf zwischen Köln und Glad­bach, mit jenem ominösen 12:0 der Borussia gegen den BVB.

Wir spielten am letzten Spieltag bei St. Pauli und wussten, dass uns ein Sieg reichen würde, weil wir das bessere Torverhältnis als die Gladbacher hatten.

Eigentlich ...

... Ja, eigentlich. Dann stand es lange 1:0 für uns, wir m n das 2:0 und das 3:0 und dachten, dass es das war. Wir konnten ja nicht wissen, dass Gladbach 12:0 gewinnt. Und wunderten uns: "Was wollen die denn, wir sind doch Meister", als uns die Jungs von außen die ganze Zeit mit "Weiter, weiter" anfeuerten. Wir gewannen dann 5:0 und waren am Ende drei Tore besser.

Dabei wären Sie im Jahr zuvor fast nach Dortmund gewechselt. Sie hatten Probleme mit Ihrem Trainer Hennes Weisweiler?

Ich interpretierte meine Rolle als Libero offen­siver, als er das haben wollte. Da war ich eine Zeit lang außen vor bei ihm.

Aber Sie rauften sich dann zusammen?

Ja, nachdem der Wechsel zum BVB an der Ab­löse gescheitert war, habe ich mich wieder ins Team gespielt und war später sogar Kapitän.

Es gab natürlich auch bittere Niederlagen für Sie. Das 0:1 gegen die DDR bei der WM 1974 dürfte dazugezählt haben?

Stimmt. Nach dem Spiel wurde ich mit drei, vier anderen ersetzt. Für mich kam Rainer Bonhof ins Team, der überragend gespielt hat und dann auch im Finale spielte. Da ist übrigens unsere Freundschaft entstanden, die bis heute hält.

Schon außergewöhnlich, dass man mit je­ mand befreundet bleibt, der einen aus der Mannschaft spielt?

Rainer hat sich ja nicht selbst aufgestellt. Aber Sie haben Recht, das ist schon speziell. Wir sind wirklich enge Freunde geworden.

1979 hatten Sie die große Chancs, ins Landesmeister-Finale zu kommen. Im Halbfinale spielten Sie 3:3 bei Nottingham Forest.

Und dann verloren wir zuhause mit 0:1. Das Finale war in Mün­chen, aber einmal mehr haben wir da was liegen gelassen.

Ein Jahr später wurden Sie mit der Nationalmannschaft Euro­pameister. Sie können zufrieden auf Ihre Karriere schauen?

Ich habe mehr erreicht, als ich mir je erträumt habe.

Und Sie haben immer für den 1. FC Köln gespielt?

Als Franz Beckenbauer nach New York ging, wollten die Bayern mich als Nachfolger holen. Aber ich wollte nie von Köln weg.

Interview: Carmelo Policicchio

Foto: Imago Images

 
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