Nach der einjährigen Leihe von Real Madrid ist der Innenverteidiger seit vergangener Spielzeit fest beim Sport-Club. Im Trainingslager in Schruns haben der Österreicher und der Verein die Zusammenarbeit vorzeitig verlängert. Im Interview spricht der 23-Jährige über die Beweggründe, Traumtore und die 20. Freiburger Erstliga-Saison.

scfreiburg.com: Es gibt einen sehr dankbaren Einstieg in dieses Interview und die Überschrift steht eigentlich auch schon: „Philipp Lienhart verlängert seinen Vertrag vorzeitig". Du kannst die Schlagzeile mit Leben füllen. Was sind Deine Gründe für die vorzeitige Verlängerung?

Philipp Lienhart: Ja genau, wir haben gestern den Vertrag verlängert und ich freue mich über das Vertrauen des Clubs. Das möchte ich jetzt auf dem Platz bestätigen. Es gab ehrlicherweise auch andere Anfragen, aber Freiburg ist der perfekte Ort, um mich weiterzuentwickeln. Das sehen auch meine Familie und mein Berater so.

Warum genau wähnst Du Dich hier an der richtigen Stelle?

Ich fühle mich einfach wohl - innerhalb der Mannschaft und mit dem Trainer, der viel Erfahrung im Umgang mit jüngeren Spielern hat. Es macht großen Spaß, in Freiburg im Stadion zu spielen. Ich hoffe, ich komme auf meine Spielminuten. Dann ist es der optimale Platz.

Werfen wir mal einen Blick zurück auf die vergangen beiden Freiburger Jahre. 30 Pflichtspiele stehen auf dem Konto und es wären mit Sicherheit einige mehr gewesen, wenn es nicht immer wieder Rückschläge gegeben hätte. Vom Glück verfolgt warst Du nicht eben in Sachen Gesundheit...

Das stimmt leider. Die Verletzungen kamen eigentlich immer zum schlechtesten Zeitpunkt. 30 Spiele sind natürlich nicht genug und ich hoffe, dass ich in dieser Saison richtig durchstarten kann. Absolut positiv ist, dass ich eigentlich trotz Verletzungen nie richtig draußen war aus dem Team. Das ist schon besonders hier in Freiburg.

Zuletzt hast Du Dir Anfang März im Spiel gegen die Hertha eine Gehirnerschütterung zugezogen und warst acht Spiele raus. Wie hast Du diese Situation erlebt?

Das war brutal schwer. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass nach einer Woche wieder alles okay ist. Aber ich hatte große Probleme mit Schwindel und konnte eigentlich einen Monat das Haus nicht verlassen. Mir ist einfach immer wieder schwindelig geworden.

Der Gedanke "wird schon nicht so wild sein" ist wahrscheinlich bei vielen vorhanden. Mit Gehirnerschütterung ist aber nicht zu spaßen...

Bei Verletzungen am Kopf muss man einfach riesig aufpassen. Der Club hat das gemacht und mir die Zeit gegeben, die ich gebraucht habe. Das war wichtig für mich.

Bis gestern war übrigens in der ARD die Abstimmung zum „Tor des Monats Juni" möglich. Hast Du mitgemacht?

Du spielst auf das Tor von Luca Waldschmidt an, bei der Europameisterschaft gegen Österreich. Den hat er leider gut getroffen. Ich habe ihm direkt im Spiel schon gesagt, dass das jetzt nicht zwingend notwendig war und er sich das doch bitte für die Liga aufheben kann. Aber für Luca lief es natürlich super bei der EM und das freut mich auch für ihn.

Du hast die U21 von Österreich als Kapitän durch das Turnier geführt. Wie hast Du diese diese EM erlebt?

Es hat mir auf jeden Fall gut getan, nach der Gehirnerschütterung noch Spiele zu bekommen. Das Niveau war wirklich hoch und ich nehme das Turnier als sehr gute Erfahrung mit.

Jetzt sind wir schon mitten in Vorbereitung auf die neue Saison und noch bis Samstag hier in Schruns. Auf was kommt es an diese Woche?

Heute und morgen werden wir die Intensität nochmal erhöhen und es wird richtig geschwitzt hier. Wir müssen uns körperlich jetzt in die optimale Verfassung bringen und auf dem Platz die Abläufe in der Offensive und der Defensive schärfen. Dann sind wir auf die Bundesliga gut vorbereitet.
Wir gehen jetzt in unsere 20. Erstliga-Saison. Das ist für ältere Freiburger Semester immer noch eine ganz große Sache. Du bist 23 Jahre alt und kennst den Sport-Club größtenteils als Erstligisten. Ist die Wahrnehmung des Vereins je nach Alter unterschiedlich?

Der SC Freiburg hat auf jeden Fall einen guten Namen. Der hängt nicht nur mit der Liga, sondern auch mit der Atmosphäre und den Fans zusammen. In meiner Wahrnehmung ist der Stellenwert des Vereins sehr sehr groß. In Freiburg sowieso, aber auch darüber hinaus.

Was ist drin in dieser 20. Erstliga-Saison?

Die persönlichen Ziele sind klar: Gesund bleiben und auf dem Platz stehen. Als Mannschaft wollen wir viele gute Spiele abliefern, umsetzen, was wir uns vorgenommen haben. Wenn das gelingt, wird es nächstes Jahr im neuen Stadion in die 21. Freiburger Erstliga-Saison gehen.

Jetzt haben wir überhaupt nicht über Ronaldo, Toni Kroos und Real Madrid gesprochen. Das sind eigentlich die Standardinhalte eines Gesprächs mit Philipp Lienhart...

Das stimmt, diese Fragen kommen immer wieder. Aber ich habe mich daran gewöhnt und es gibt Schlimmeres, als auf Real angesprochen zu werden. Kein Problem also.

Beginnt mit der Vertragsverlängerung vielleicht trotzdem auch für Dich eine neue Phase, in der Philipp Lienhart im Mittelpunkt stehen soll und nicht seine Vergangenheit?

Kann man so sehen. Für mich ist das schon nochmal ein neuer Schritt und Startschuss, mit neuer Energie nochmals voll anzugreifen. Ich freu mich einfach drauf.

Interview: Sascha Glunk

Foto: Achim Keller