Wieso sind Roland Sallai und der SC ein perfektes Match? Und mit welchen deutschen Eigenheiten fremdelt der ungarische Nationalspieler trotzdem noch?
Vor dem Gastspiel an diesem Sonntag gegen den FC Augsburg (18 Uhr, live auf Sky sowie im Ticker auf scfreiburg.com, Twitter und in der Audioreportage) spricht der Freiburger Flügelspieler unter anderem darüber im Interview der Woche.
scfreiburg.com: Roland, ein paar Tage ist das 0:1 in Mainz her. Wie oft hast Du Dir seitdem Deine beiden Aluminiumtreffer angeschaut?
Roland Sallai: Die Niederlage war echt schmerzhaft. Wir hatten ja schon das Hinspiel gegen Mainz verloren. Umso mehr wollten wir das Rückspiel gewinnen. Jetzt haben wir insgesamt aber leider zweimal gegen Mainz verloren und sechs Punkte liegen gelassen. Klar war ich auch persönlich unglücklich, weil ich nicht nur den Pfosten und die Latte getroffen habe, sondern auch in der Anfangsphase nach einem Ball von Vince Grifo noch eine richtig gute Möglichkeit hatte. Da muss ich einfach noch besser werden.
Inwiefern? Sind zwei Aluminiumtreffer nicht eher unter Pech einzuordnen?
Natürlich ist es ein bisschen fehlendes Glück, wenn es um wenige Zentimeter geht. Aber ich bin überzeugt davon, dass ich in Zukunft aus einer Chance in einem Bundesliga-Spiel auch direkt ein Tor machen kann, wenn ich nur noch mehr trainiere.
Wie groß ist die Verärgerung, dass es nicht schon in Mainz geklappt hat?
Nach dem Spiel waren wir schon erstmal traurig. Aber mittlerweile ist das Vergangenheit. Wir haben auch im Video noch mal einige Dinge aufgearbeitet - und am Sonntag geht es weiter.
Welche Erkenntnisse hat die Videoanalyse gebracht?
Wir hatten vor dem Spiel einen Matchplan, aber haben es leider nicht geschafft, den so umzusetzen. Wir haben uns nicht wirklich viele Chancen erarbeitet. Das müssen wir ändern.
Du hast vor rund einer Woche Deinen Vertrag verlängert. Wieso sind Roland Sallai und der SC Freiburg ein "perfect match"?
Auch wenn ich verletzungsbedingt einige Aufs und Abs hatte, erinnere ich mich vor allem an die vielen schönen gemeinsamen Momente. Für mich persönlich ist diese Saison die bisher beste in Freiburg. Daher freue ich mich sehr, dass ich meinen Vertrag verlängern konnte.
Welche Entwicklungsschritte hast Du sportlich gemacht?
Ich denke, dass mein Spiel sehr viel klarer geworden ist. Wenn ich an mein erstes Jahr zurückdenke: Da wollte ich alles alleine machen. Ich war oft eigensinnig, habe den Ball nicht abgegeben und hatte deshalb hintenraus oft nicht mehr genügend Energie. Das klappt diese Saison sehr viel besser und hat sich auch mit fünf Toren und vier Assists schon etwas ausgezahlt. Da muss ich weitermachen.
Was hast Du Dir für die nächste Zeit beim Sport-Club vorgenommen?
Das Wichtigste ist, dass ich dem Team auch weiterhin eine Hilfe sein, noch weitere Tore schießen und Assists beisteuern kann. Und dann hoffe ich sehr, dass wir in der kommenden Saison im neuen Stadion und endlich wieder vor unseren Fans spielen können. Darauf freue ich mich sehr.
Du kennst den Verein, das Umfeld und die Stadt mittlerweile sehr gut. Gibt es deutsche Eigenheiten, die Du in den vergangenen Jahren verinnerlicht und eventuell sogar liebgewonnen hast?
Ich würde Deutschland mittlerweile als mein zweites Zuhause bezeichnen. Ich fühle mich in Freiburg wahnsinnig wohl, die Stadt ist schön und meine Teamkollegen sind super. Ein bisschen wie eine Familie. Das hatte ich so vorher nicht. Außerdem mag ich die Mentalität, die hier auch vor und nach dem Training herrscht, und den wichtigen Stellenwert von Regeneration: Der war mir so auch nicht bewusst.
Gibt es trotzdem noch etwas typisch Deutsches, mit dem Du bisher nicht richtig warmgeworden bist?
(lacht) Tatsächlich muss ich manchmal ein kleines bisschen an Soldaten denken, wenn ich die deutsche Disziplin sehe. Ein Beispiel: die Zeit. Wenn ich in Italien oder auch auf Zypern etwas später dran war, war das kein Problem. Aber wenn ich hier ein oder zwei Minuten zu spät bin, ist das ein Problem. Und es hat alles seinen Platz: die Kleidung, die Handtücher, die Schuhe. Das war in den anderen Ländern sehr anders. Hier haben wir eine Mannschaftskasse, da kann sowas schnell ganz schön teuer werden.
Damit zurück zum Sportlichen: Am Sonntag empfangen wir den FC Augsburg im Schwarzwald-Stadion. Was fällt Dir zu Augsburg ein?
Augsburg ist ein richtig starkes und toughes Team. Wir haben ihr Spiel gegen Gladbach natürlich angeschaut, das sie gewonnen haben. Es wird auf jeden Fall schwierig, aber wir wissen, dass wir am Sonntag einfach wieder unser Gesicht zeigen müssen.
Interview: Marcel Burger, Sina Ojo
Foto: Achim Keller