"Wir müssen auf dem Platz viel sprechen"

Profis
14.10.2020

Wooyeong Jeong hat ein schwieriges Jahr hinter sich.

Weil die Konkurrenz im offensiven Mittelfeld beim Sport-Club zu groß war, wechselte der 21-jährige südkoreanische Junioren-Nationalspieler im Januar leihweise zurück zu seinem Ex-Club FC Bayern. Bei der Drittliga-Mannschaft der Münchner erhielt er wertvolle Spielpraxis und freute sich am Ende sogar über die Meisterschaft.

Nach einer überzeugenden Vorbereitung in Freiburg stand Jeong in den bisher vier Pflichtspielen im SC-Kader, sammelte jeweils Einsatzminuten. Vor dem Heimspiel an diesem Samstag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky und im Ticker auf scfreiburg.com und Twitter) gegen Werder Bremen spricht "Woo" im Interview der Woche.

scfreiburg.com: Woo, erst einmal sind wir sehr froh, dass Du Dich bereit erklärt hast, das Interview auf Deutsch zu machen, weil wir bei Koreanisch leider passen müssen. Du bist seit knapp drei Jahren in Deutschland. Wieso sprichst Du so gutes Deutsch?

Wooyeong Jeong: Ich hatte schon in der Schule ein bisschen Deutschunterricht. Und als ich neu hierhergekommen bin, habe ich es weiter gelernt, um mich mit meinen Teamkollegen unterhalten zu können. 

Wenn man Dich auf dem Gelände trifft, sagst Du immer "Servus", das kommt vermutlich aus Deiner Zeit in München. Was ist für Dich typisch für Deutschland?

"Servus" ist für mich typisch Deutsch, das stimmt (schmunzelt). Sonst sind die Menschen hier genauso höflich und nett wie in Südkorea, das ist sehr ähnlich. Aber einen Unterschied gibt es: Wenn ich in Korea Freunde treffe, sagen wir einfach nur Hallo. Hier klatschen sich die Menschen gegenseitig ab und haben mehr Körperkontakt zueinander. Jetzt mit Corona ist es natürlich anders, aber vor Corona ist mir das aufgefallen.

Du hast Dich auf jeden Fall an Deine neue Heimat angepasst, wirkst sehr integriert. Mit welchen Teamkollegen hast Du am meisten Kontakt?

Ich verstehe mich mit vielen Kollegen hier sehr gut, aber die meisten Sachen unternehme ich mit Lucas Höler. Als ich 2019 nach Freiburg gewechselt bin und noch nichts und niemanden kannte, hat mir Luci sehr geholfen. Nach dem Training hat er oft zu mir gesagt: 'Komm, lass uns zusammen Mittagessen gehen.'  

Wie verbringst Du Deine Freizeit in Freiburg am liebsten?

Ich bin gerne in der Innenstadt, schaue durch die Straßen oder gehe mit Freunden Kaffee trinken. Sonst schlafe ich in meiner Freizeit ehrlich gesagt auch ganz gerne, das ist gut für die Regeneration (lacht). 

Sportlich war die vergangene Saison wegen der großen Konkurrenz auf Deiner Position keine leichte für Dich. Wie erinnerst Du Dich an diese Monate?

Die Zeit war natürlich schwierig für mich, aber es war auch eine gute Zeit. Weil ich in München viele Spiele machen konnte, bin ich im Sommer mit einem guten Gefühl nach Freiburg zurückgekommen... 

...hast eine auffällige Vorbereitung gespielt und Dich bisher in jedem Pflichtspiel in den Kader gespielt. 

Ich will auf dem Platz jeden Tag lernen, lernen, lernen. Der Trainer sagt auch immer zu mir, dass ich Vollgas geben und alles zeigen soll, was in mir steckt.

Um Dich so für einen der begehrten Positionen im Kader zu bewerben? 

Ja. Wenn ich am Samstag spielen darf, werde ich einfach alles geben und der Mannschaft helfen. 

Wir spielen daheim gegen Bremen, für Dich wäre es eine Premiere. Was müssen wir tun, um zu punkten?

Ich habe bisher noch nie gegen Bremen gespielt, aber ich kenne die Mannschaft natürlich. Wir müssen auf dem Platz viel sprechen. Das ist sehr wichtig. Es darf nicht jeder für sich alleine arbeiten, sondern wir alle müssen zusammenarbeiten.

Stand jetzt (14.10.) sind Zuschauer im Schwarzwald-Stadion am Samstag zugelassen.* Werden auch Freunde von Dir vor Ort sein?

Ja, aber keine aus meiner Heimat Südkorea. Meine Eltern wären sehr gerne nach Deutschland gekommen, aber Corona macht das im Moment sehr schwer. Sie schauen aber alle Spiele immer im Fernsehen an. Auch wenn es für sie durch die Zeitverschiebung oft abends oder nachts ist (die Differenz beträgt sieben Stunden, d. Red.). 

Wie populär ist die Bundesliga denn generell in Südkorea?

Die Leute in Südkorea schauen oft Bundesliga, sie kennen alle Vereine. Mich freut das natürlich. Aber manchmal, wenn ich nicht gut spiele, sind sie schon auch kritisch. Dann fragen sie: Wieso hast Du ein schlechtes Spiel gemacht? Was war da los?

Interview: Marcel Burger, Sina Ojo

*Nach einer Entscheidung vom 16.10. muss die Partie nun doch ohne Zuschauer stattfinden.

Foto: Achim Keller

 
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