Ein Jahr Corona-Pandemie, ein Jahr veränderter Alltag – und im Profifußball ein Jahr ohne Stadionzuschauer:
Vor dem Gastspiel beim 1. FSV Mainz 05 an diesem Samstag (15.30 Uhr, live auf Sky sowie im Ticker auf scfreiburg.com und Twitter) spricht der Innenverteidiger und österreichische Nationalspieler Philipp Lienhart im Interview der Woche.
Philipp, was war das letzte schöne Erlebnis vor Corona, an das Du Dich erinnerst?
Da würde ich auf jeden Fall den Heimsieg gegen Union Berlin im März 2020 nennen. Da war das Stadion noch einmal richtig voll, ausverkauft. Eine sehr schöne Erinnerung.
Ein Jahr ist das jetzt her. Seitdem gehören ausverkaufte Stadien der Vergangenheit an. Hast Du Dich mittlerweile an die leeren Tribünen gewöhnt?
Ein Stück weit habe ich mich schon daran gewöhnt, aber es ist nach wie vor sehr schade. Jeder Spieler würde sich freuen, wenn die Ränge wieder voll wären.
Die Pandemie hat den Alltag der Menschen verändert. Was fehlt Dir persönlich am meisten?
Den Kontakt zu anderen Menschen vermisse ich sehr. Aktuell fahre ich zum Training an die Schwarzwaldstraße und danach wieder heim in meine Wohnung. Wir können in kein Restaurant und kein Kaffeehaus gehen. Das ist schon schade. Und auch meine Eltern würde ich sehr gerne mal wieder sehen. Ich war schon länger nicht mehr zu Hause in Österreich. Wenn wir uns aber weiter an die Regeln halten, wird das sicher bald alles wieder möglich sein.
Wir haben im Schwarzwald-Stadion schon oft Spiele gewonnen, weil uns die Fans auf den Rängen nach Kräften unterstützt haben. Hätten sie am Samstag gegen Leipzig auch helfen können?
Auf jeden Fall! Genau in so einem Spiel hätten wir die Fans gebrauchen können. Wir haben in der ersten Halbzeit gut verteidigt, haben es Leipzig schwer gemacht, Lösungen zu finden und zu Torchancen zu kommen. Die Energie der Fans hätte uns da noch mal richtig Power gegeben.
Welche Erkenntnisse nimmst Du aus dem 0:3 gegen Leipzig mit?
Wir haben wirklich wenig zugelassen und wurden leider bestraft, weil wir individuelle Fehler gemacht haben. Wenn wir aber nach vorne noch die eine oder andere bessere Lösung finden, können wir jedem Gegner Probleme bereiten.
Durch die Leistungen und Ergebnisse in den Spielen zuvor haben wir eine auch weiterhin gute Ausgangsposition. Welchen Wert haben die 34 Punkte nach 24 Spieltagen?
Die 34 Punkte bedeuten, dass wir bis hierhin gut gearbeitet haben. Aber wir wollen natürlich noch weitere Punkte holen und uns nicht darauf ausruhen. Wir müssen wieder gut verteidigen und nach vorne noch mutiger sein. Dann werden wir gewinnen.
Als nächstes sind wir zu Gast beim 1. FSV Mainz 05. Da haben wir noch etwas gutzumachen.
Wir haben das Heimspiel mit 1:3 verloren. Das hat natürlich sehr wehgetan. Wir lagen relativ schnell in Rückstand, zur Halbzeit stand es 0:3. Danach war es schwierig, noch etwas auszurichten, weil die Mainzer gut verteidigt haben – und weil wir nach vorne nicht so viel geschafft haben. Wir wissen, dass wir viel, viel besser auftreten müssen, und das werden wir auch. Wir werden uns die Woche gut vorbereiten und dann gegen Mainz hoffentlich ein sehr, sehr gutes Spiel abliefern.
Das Spiel gegen Mainz im November war zugleich der Knotenlöser. Wieso?
Wir haben in der Analyse zum Mainz-Spiel noch mal alles überdacht und uns gefragt, warum es so schlecht gelaufen ist. Wir haben gemerkt, dass wir ab sofort wieder mehr gegen den Ball machen müssen, aggressiver und unangenehmer sein müssen. Ich glaube, das ist uns gut gelungen. Von dem Zeitpunkt an haben wir sehr viele Punkte geholt und sind wieder wie der SC Freiburg aufgetreten.
Für die Mainzer war der Sieg gegen uns einer von nur vier Siegen, die sie bis heute eingefahren haben. Wieso sollten wir vor dem Tabellenvorletzten trotzdem Acht geben?
In den vergangenen Wochen war bei Mainz ein Aufwärtstrend erkennbar. Gegen Schalke haben sie zuletzt Unentschieden gespielt, davor viele Punkte geholt. Das ist eine Mannschaft, die viel Power hat und körperlich sehr robust ist. Da müssen wir dagegenhalten.
Interview: Marcel Burger, Sina Ojo
Foto: Achim Keller