Sechs Spiele, sechs Auswärtsfahrten, sechs Autor*innen. Wir nehmen euch in dieser Woche mit auf den langen Weg ins Pokal-Finale in Berlin. Heute: Das Achtelfinale bei der TSG Hoffenheim.
Es ist das erste Mal nach fünfeinhalb Jahren, dass ich wieder im Stadion der TSG bin, direkt an der A6 bei Sinsheim. Vor fünf Jahren habe ich noch blau getragen, für die TSG gearbeitet, heute ist es rot und schwarz. Und der Greif sitzt im Logo. Es ist kalt. Vor der Arena weht wie immer ein zugiger Wind. Es ist Januar. Also erstmal rein ins Warme, in die Kabine. Die Gäste-Kabine. Die Trikots hängen schon. Es ist alles für die Ankunft der Mannschaft vorbereitet. Und ich suche mir – auf Empfehlung meines Kollegen – erstmal passende Wärmesohlen für die Füße aus einer Kiste. Von den Rängen wird an diesem Abend keine richtige Pokalstimmung aufkommen. Das liegt zum einen vielleicht an den geringen Temperaturen, vor allem aber daran, dass aufgrund der Corona-Verordnung nur 500 Zuschauer zugelassen sind.
An der Tür zwischen Flash und Mixed Zone stehen immer noch die gleichen Hostessen wir vor fünf Jahren. Ich lächle sie mit einem kurzen „Hallo“ an. Ob sie mich noch erkannt haben? Vieles ist noch gleich. Der blaue Gummiboden rund um die Kabinenbereiche, natürlich das Stadiondach, das für mich immer schon ein schönes Fotomotiv abgegeben hat, viele Gesichter, die ich wiedererkenne. Der ehemalige Chef bringt mir einen der leckeren Muffins, die es an diesem Tag nur für Mitarbeiter des Vereins, nicht aber für externe Presse-Mitarbeiter gibt. Auf der Hoffenheimer Bank treffe ich Heinz, den langjährigen Zeugwart. 73 Jahre, lebensfroh, fröhlich. Wir unterhalten uns über dies und das. Ich freue mich, ihn zu sehen. So wie einige andere aus dem Funktionsteam.
Die Nähe zur TSG bestimmt aber nicht über meinen Wunschausgang des Spiels. Natürlich möchte ich, dass der Sport-Club ins Viertelfinale einzieht. Ein spannendes Pokalspiel wäre toll, aber am Ende sollten dann die Südbadener gewinnen.
Auf der Pressetribüne werden noch Scherze mit alten Kollegen und Pressevertretern gemacht, es sind aber meine SC-Kollegen und ich, die jubeln. Und ehrlich gesagt – ich halte mich nicht zurück. Ich freue mich über das schnelle Tor von Vincenzo Grifo nach zehn Minuten. Nach einer halben Stunde steht es 2:0 – wieder trifft „Vince“. Es sieht gut aus für den Sport-Club. Nach der Pause wird es für fünf Minuten nochmal spannend, als der Anschlusstreffer für Hoffenheim fällt. Dann macht der SC mit den Treffern von Kevin Schade und Ermedin Demirovic aber alles klar. 4:1 steht es nach 90 Minuten – der Einzug ins Viertelfinale ist geschafft.
Die letzten Minuten erlebe ich unten am Spielfeldrand. Dort ist das Spiel nochmal viel intensiver als von der Tribüne aus: Näher dran, die Spieler wirken viel größer, man nimmt die Anweisungen, Rufe, Emotionen noch intensiver wahr. So auch den Schlusspfiff und die Freude der Mannschaft, der Trainer, des Betreuerteams über den Sieg – in diesem Fall über den Einzug in die nächste Runde des DFB-Pokals. Ins Viertelfinale, die Runde der letzten acht Teams. Die Interviews nach dem Spiel sind eine Freude – gute Stimmung, gute Laune. Während ich dabeistehe, muss ich lächeln und immer wieder geht mein Blick auf den Teil der Tribüne, auf dem Familien von Betreuern und Spielern sitzen. Vielleicht kann ich noch jemandem Hallo sagen, es ist aber niemand mehr da. Dann merke ich – während „Vince“ neben mir noch die Trophäe zum „Man of the Match“ verliehen bekommt – ich bin einfach zufrieden.
Für mich ist es ein gelungener und schöner Mittwochabend. Sportlich und privat. Ich habe nach über fünf Jahren ehemalige Weggefährten getroffen und darf nun – auch dank des Achtelfinalerfolgs in Hoffenheim – Teil des größten Erfolgs der Freiburger Vereinsgeschichte sein und das DFB-Pokalfinale in Berlin erleben. Auf der nächtlichen Heimfahrt, zurück ins Südbadische, denke ich an meine beiden Mädchen, die schon in ihren Betten schlafen, und freue mich, ihnen müde, aber zufrieden noch einen Kuss auf die Backen zu drücken.
Die Autorin: Isabel Betz (36), zwei Kinder, arbeitet seit einem Jahr für den Sport-Club. Vor ihrer Elternzeit hat sie Sportwissenschaft studiert und sieben Jahre bei der TSG Hoffenheim gearbeitet.
Fotos: Achim Keller / SC Freiburg