Vor dem Heimspiel an diesem Sonntag gegen Eintracht Frankfurt (live auf DAZN sowie im Ticker im Matchcenter und auf Twitter) spricht der französische Innenverteidiger und Jung-Profi Kiliann Sildillia, 19, im Interview der Woche - erstmals auf Deutsch.
scfreiburg.com: Kiliann, wie hast Du Dir Freiburg vorgestellt, als Du vor eineinhalb Jahren nach Freiburg gekommen bist?
Kiliann Sildillia: Eigentlich ziemlich genau so, wie es dann auch in der Realität war: Eine schöne, ruhige Stadt, ein familiärer Verein, ich fühle mich wohl. Ich war also gut vorbereitet.
Auch, was die deutsche Sprache angeht: Woher kommt Dein Talent fürs Deutsche?
Ich weiß nicht, ob man es Talent nennen kann (lacht). Aber ich hatte zwei Jahre Deutsch in der Schule, in Freiburg habe ich es dann weiter verbessert. Jetzt ist es ganz okay.
Gibt es trotzdem noch heute etwas, das für Dich seltsam hier ist?
In Metz hatte ich meine Familie um mich, hier in Freiburg bin ich alleine. Natürlich ist auch der Fußball ein anderer und das Essen, aber sonst sehe ich keinen großen Unterschied.
Vermisst Du das französische Essen?
Ein französisches Lieblingsessen hatte ich nie, und auch sonst esse ich eigentlich fast alles. Ich vermisse eher das Essen von Mama, Colombo du Poulet zum Beispiel (ein Gericht aus Guadeloupe, bestehend aus Hähnchen mit Gemüse und Gewürzen, Anm.).
In unserem "heimspiel"-Fragebogen letztens hast Du gesagt. Zu einem guten Tag gehört Lachen. Dich sieht man eigentlich immer lachen. Woher kommt die gute Laune?
Ich weiß es nicht, ich versuche das Leben schon immer positiv zu nehmen, und das Negative auf die Seite zu schieben. Vielleicht hat mir das auch ein bisschen das Leben hier erleichtert. Ich hatte nie Angst davor, dass ich Fehler mache, wenn ich Deutsch spreche. Ich habe einfach geredet, egal, wo ich war, und ich dachte: Aus den Fehlern lerne ich.
Die sportliche Situation dürfte Deine Laune aktuell auch weiter heben. Zu Beginn der Saison hast Du bei der U23 in der 3. Liga gespielt, dann plötzlich Startelf-Debüt gegen Leipzig. Das ist genau einen Monat her. Wie hast Du damals erfahren, dass Du spielen darfst?
Zwei Tage vor dem Spiel habe ich es geahnt. Am Spieltag ist der Trainer dann zu mir gekommen und hat mir gesagt, dass ich tatsächlich spiele. Vor dem Spiel war ich ein bisschen nervös, in dem Moment, als der Schiedsrichter das Spiel angepfiffen hat, war ich aber ruhig und habe versucht, so zu spielen wie immer und mein Bestes zu zeigen.
Deine Nervosität hat man Dir nicht angemerkt. Woher kam die Ruhe?
Ich habe lange auf diesen Moment gewartet und mir immer wieder gesagt: Wenn der Moment mal kommt, muss ich ins Spiel gehen und alles tun, was ich kann. Wenn das reicht, ist es gut und wenn nicht, dann muss ich weiter Gas geben und es beim nächsten Mal besser machen.
War Deine Familie beim Debüt im Stadion?
Meine Mutter war da, ja. Mich hat es gefreut, dass sie kommen konnte und sie war sehr stolz. Letztes Jahr war sie leider nicht oft bei meinen Spielen, weil wegen Corona lange keine Fans erlaubt waren. Sie mag Fußball aber sehr und hat auch mit mir zu Hause früher immer Fußball im Fernsehen angeschaut. Durch mich jetzt vielleicht noch ein bisschen mehr.
Ziemlich viele Eindrücke in ziemlich kurzer Zeit. Hast Du ein persönliches Highlight?
Mein erstes Bundesliga-Spiel war schon schön, das vergesse ich nicht. Aber auch das Spiel zuletzt beim FC Bayern mit den ganzen großen Namen war besonders.
Du bist einer von sechs Spielern, die vor der Saison von der U23 zu den Profis befördert wurden. Hilft Dir, dass Du nicht alleine bist?
Das hilft schon ein bisschen, aber ich habe ja auch letztes Jahr schon sehr oft mit der Bundesliga-Mannschaft trainiert, damals war vieles neu. Dieses Jahr war die Umstellung nicht mehr ganz so groß.
Du bist eigentlich Innenverteidiger, in drei Deiner vier Spiele für die Profis hast Du als Rechtsverteidiger gespielt. Wie war das für Dich?
Das war okay für mich. Ich habe auch in der Jugend als Rechtsverteidiger gespielt, deshalb wusste ich, wo ich stehen musste.
Wo merkst Du, dass Du noch lernen musst?
Ein bisschen in allen Bereichen. Meine Entwicklung ist noch nicht zu Ende. Ich kann mich auf jeden Fall überall noch verbessern.
Wer hilft Dir dabei außer dem Trainerteam?
Jeder gibt ein paar Tipps. Günni, aber auch die anderen Innenverteidiger, und ich nehme alle Tipps immer gerne an.
Ganz offensichlich auch in puncto Bescheidenheit. Oft haben schon junge Fußballer große Autos, Du kommst mal mit dem Fahrrad, mal zu Fuß und hast auch sonst nur ein recht kleines Auto. Wieso?
Letztes Jahr hatte ich noch keinen Führerschein und wollte den gerne in Frankreich machen. Das war wegen Corona aber nicht so einfach. Im Sommer habe ich ihn das dann nachgeholt. Jetzt habe ich meinen Führerschein, wollte aber nicht direkt ein großes Auto. In Freiburg ist ein kleines Auto sowieso viel sinnvoller.
Zurück zum Sportlichen: Als Nächstes geht es mit dem Sport-Club gegen Eintracht Frankfurt. Wie willst Du Dich für Deinen nächsten Einsatz empfehlen?
Gut trainieren, so wie immer. Dann entscheidet der Trainer. Über unseren Gegner weiß ich noch nicht so viel, eigentlich nur, dass Flumi (U23-Kapitän Johannes Flum, Anm.) dort gespielt hat, ihn könnte ich mal fragen. Aber wir haben natürlich auch vor dem Spiel noch eine Videoanalyse.
Was macht Dich zuversichtlich, dass wir im nächsten Heimspiel wieder punkten?
Wir haben beim FC Bayern (1:2, Anm.) nicht schlecht gespielt. Wenn wir gegen Frankfurt eine ähnlich gute Leistung zeigen, können wir wieder gewinnen und eine neue Serie starten.
Interview: Marcel Burger, Sina Ojo