Europameisterschaft statt Sommerpause. Michael Gregoritsch und Philipp Lienhart erzählen von ihrer Zeit mit der österreichischen Nationalmannschaft bei der EM, Dankbarkeit und das „coole Gefühl“ in den Stadien.
Hallo Gregerl, hallo Philipp – wie geht es euch?
Gregoritsch: Sehr gut. Nach dem ersten Spiel waren wir natürlich enttäuscht, sind aber mit gehobenem Kopf aus der Partie gegangen.
Lienhart: Auch mir geht’s gut. Ich bin voll im Training und froh, dass es körperlich so gut läuft. Nach dem Auftakt gegen Frankreich waren wir natürlich enttäuscht, aber das Gute bei einer EM ist eben, dass man nur drei oder vier Tage Zeit bis zum nächsten Spiel hat und dieses ist dann wichtiger als das erste, verlorene Gruppenspiel.
Heute Abend spielt ihr gegen Polen, das das erste Spiel gegen die Niederlande verloren hat. Wie ist eure Einschätzung vor dem Spiel?
Gregoritsch: Wir sind sehr motiviert, wollen Gas geben und das Spiel für uns entscheiden. Dass wir aber sicherlich eine der schwersten Gruppen haben und es auch gegen Polen schwer wird, ist natürlich auch klar.
Lienhart: Es wird schwer, bei einer EM gibt es keine leichten Spiele. Wir wissen um die Wichtigkeit und dementsprechend werden wir dieses Spiel heute Abend auch angehen und versuchen, dieses Spiel unbedingt zu gewinnen.
Wie verbringt ihr die Tage zwischen den Spielen – abgesehen von Trainingseinheiten?
Lienhart: Wir sind überwiegend im Hotel, aber wir haben viele Möglichkeiten, uns zu beschäftigen. Uns wird nicht langweilig und wir schauen uns natürlich auch gemeinsam die anderen EM-Spiele an. Das macht Spaß und ich habe das Gefühl, dass uns gerade das nochmal zusammenschweißt.
Gregerl, du hast erzählt, dass ihr keine bestimmten Ziele für die EM habt… Ist das so richtig?
Gregoritsch: Es ist nicht ganz richtig. Wir wollen uns keine Grenzen setzen. Wenn wir gesagt hätten, wir haben das Ziel, über die Gruppenphase hinauszukommen, hätten wir uns auch eine Grenze gesetzt. Es müsste heißen: Wir haben keine Ziele, weil wir eben keine Grenzen haben wollen.
Philipp, du hast beim Sport-Club fast die ganze Rückrunde verpasst, bist aber pünktlich zur EM wieder fit geworden. Sicher war es für dich keine Selbstverständlichkeit, nominiert zu werden. Wie stolz warst du, als du den Anruf bekommen hast, dabei zu sein?
Lienhart: Es war ein schwieriges halbes Jahr für mich, weil ich immer wieder körperliche Probleme hatte. Dementsprechend dankbar bin ich dem Teamchef, dass er mir trotzdem das Vertrauen gegeben hat, mit nach Deutschland zu kommen. Auf der anderen Seite bin ich auch dem Sport-Club dankbar, weil ich eben lange nicht gespielt habe und der Verein mir aber trotzdem keine Steine in den Weg gelegt hat, zur EM zu fahren. Jetzt möchte ich das Vertrauen gerne zurückzahlen. Es ist ein sehr stolzer Moment in meiner Karriere, für die Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft dabei zu sein und ich freue mich, dass ich diese Chance bekommen habe.
Ihr kennt die Stadien, in denen die EM-Spiele stattfinden, aus der Bundesliga. Dennoch muss es ein anderes Gefühl sein, jetzt dort zu spielen, oder? Wie beschreibt ihr es?
Gregoritsch: Es ist ein anderes Gefühl, weil die Stadien komplett zweigeteilt sind. Auf der einen Seite die Fans des einen, auf der anderen Seite des anderen Landes. Es ist ein cooles Gefühl, weil es einfach richtig geil ist und Spaß macht, eine Europameisterschaft zu spielen.
Lienhart: Die Stimmung im Stadion gegen Frankreich würde ich fast mit der beim Pokalfinale gleichsetzen. In der Bundesliga ist ja normalerweise das ganze Stadion hinter dir oder eben gegen dich. Bei der EM ist es aber meistens so ein 50/50-Ding. Die Stimmung in Düsseldorf war gut und ich hoffe, dass sie gegen Polen im Berliner Olympiastadion auch wieder so sein wird. Es sind viele Österreicher vor Ort, das freut uns.
Gregerl, du hast vor der EM noch dein Sportmanagement-Studium abgeschlossen – genauso wie dein Teamkollege Maximilian Eggestein. Herzlichen Glückwunsch dazu – erzähl doch mal kurz, wie du zu dieser Ausbildung gekommen bist und was deine Intention dafür war.
Gregoritsch: Ich wollte mich weiterbilden, damit ich nach der Karriere etwas in der Hand habe. Es hat sich dann so ergeben, dass ich das mit Egge zusammen gemacht habe. Ich bin zum Glück noch vor dem EM damit fertig geworden und stolz darauf, dass ich das geschafft habe.
Isabel Betz
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