"Rangnick als klares Signal"

Profis
19.01.2024

Jeder Club hat seine Kultfiguren. Vor dem Rückrundenstart gegen die TSG Hoffenheim kommt in Heimspiel eine der Legenden des nächsten SC-Heimgegners zu Wort: Denis Bindnagel. 

Herr Bindnagel, viele, die einmal ins idyllische Freiburg gezogen sind, lassen sich hier bis zum Lebensende nieder …

Bindnagel: (lacht) ... ja, nur der Herr Bindnagel ist nach einer Saison wieder davongezogen! Aber das lag bestimmt nicht daran, dass mir die Stadt und die Umgebung hier nicht gefallen haben. Es waren vielmehr sportliche Gründe. Ich hatte mit der SG Heidelberg-Kirchheim eine tolle Spielzeit 1999/2000 in der Oberliga gespielt, woraufhin der Sport-Club mich verpflichtete. Natürlich hatte ich beim Wechsel den Hintergedanken, bei den Profis reinschnuppern zu können, die damals unter Trainer Volker Finke in der Bundesliga spielten. Tatsächlich spielte ich dann aber – in Anführungsstrichen – nur bei den SC-Amateuren.

Damals gemeinsam mit Andreas Borne­mann, dem heutigen Geschäftsleiter Sport beim FC St. Pauli, oder mit Florian Bruns, heute Co-Trainer der SC-Profis.

Bindnagel: Flo Bruns spielte damals eher bei den Profis, half nur ab und zu bei uns aus. Und Andreas Bornemann war damals im fortgeschrittenen Fußballeralter, durfte dennoch hin und wieder bei den Profis ran. Für mich als Neuling war es nicht so leicht, in ein Team zu kommen, das sich teilweise schon seit der Jugend kannte. Aber es lag schon auch an mir, dass wir nicht so zueinander fanden, weil ich sportlich eben eher unzufrieden war.

Dann kam der Anruf aus Hoffenheim nach der Saison doch wie gerufen!

Bindnagel: Die TSG Hoffenheim hatte mich schon ein Jahr zuvor kontaktiert, bevor ich zum SC ging. Im Sommer 2001 riefen sie erneut an, und ich überlegte nicht lange. Ich wollte eben höherklassiger spielen.

Mit dem SC II hatten Sie in der Oberligasaison bereits gegen die TSG Hoffenheim gespielt, die als Aufsteiger die Konkurrenz überraschte und den direkten Durchmarsch in die Regionalliga schaffte. Haben Sie damals als Gegner – oder dann nach dem Wechsel zu den Kraichgauern – schon gespürt, wohin die Reise des Vereins gehen würde beziehungsweise sollte?

Bindnagel: Dass der Verein Ambitionen hatte, konnte man erkennen. Besonders eindrücklich am 1999 gebauten Dietmar-Hopp-Stadion, das 6.500 Plätze bot – das war viel für Oberliga- und Regionalligaverhältnisse. Ansonsten trainierten wir aber auf verschiedenen Trainingsplätzen in der Region. Von einem modernen Trainingszentrum wie heute waren wir noch weit entfernt. Es gab immer ein paar Verantwortliche, die große Ziele verfolgten – als junger Spieler habe ich von all diesen Plänen aber höchstens am Rande mitbekommen. Da ging es eher darum, sich selbst zu etablieren.

In der ersten Regionalligasaison 2001/02 landete Hoffenheim auf dem 13. Platz. In den Jahren danach lag die TSG immer im vorderen Tabellendrittel.

Bindnagel: Wir hatten ein, ich würde sagen, mittelmäßig bis gutes Team, das zu Recht vorne mitspielte. Für den Sprung in die 2. Bundesliga – die 3. Liga gab es noch nicht – fehlte aber noch einiges. Das Ziel Aufstieg wurde dann allerdings vor der Saison 2006/2007 konkret, als Ralf Rangnick als Trainer verpflichtet wurde. Das war ein deutliches Signal. Und es klappte in der Folge auch direkt: Am Ende landeten wir in der Regional­liga Süd mit 68 Punkten und deutlichem Vorsprung auf den Drittplatzierten auf dem zweiten Rang – und stiegen auf.

Für den Verein ein Segen – für Sie persönlich eher ein Fluch?

Bindnagel: Sportlich kann man das vielleicht so sagen, ja. Denn nach dem Zweitligaaufstieg kamen Spieler wie Demba Ba, Chinedu Obasi oder Vedad Ibisevic. Da standen im Training plötzlich schon ein paar Namen auf dem Platz, bei denen ich mir sagte, okay, aus Trainer- oder Vereinssicht ist es nur logisch, dass diese Jungs spielen – und nicht ich. Aber ich hätte natürlich gerne in der 2. Liga mehr als zehn Spiele gemacht, nach dem Durchmarsch in die Bundesliga auch in der höchsten Spielklasse Ein­sätze gehabt – wer würde das nicht wollen. Trotzdem hatte ich immer Respekt vor den Leistungen meiner Mitspieler und vor den Entscheidungen der Verantwortlichen. Ich musste meine sportliche Situation schlicht akzeptieren. 

In der Rückrunde des Zweitligajahrs liefen Sie für die Hoffenheimer Amateure auf – und erlebten so zumindest noch einmal ein Aufeinandertreffen mit dem SC II.

Bindnagel: Ja? Daran kann ich mich leider kaum noch erinnern.

Die TSG II gewann damals in der Oberligasaison 2007/08 daheim mit 4:0 gegen die SC-Amateure mit Spielern wie Dominik Wohlfarth und Michele Borrozzino, die am Ende immerhin Meister wurden und in die Regionalliga aufstiegen.

Bindnagel: Ich weiß nur noch, dass wir in dieser Saison mit Hoffen­heim auch oben mit dabei waren, fast noch die Relegation um den Aufstieg erreichten. Mir war es wichtig, überhaupt auf dem Platz zu stehen und nicht einfach nur die Zeit bei den Profis auf der Tribüne oder Bank abzusitzen. Also spielte ich bei den Amateuren, im Sommer wechselte ich dann zum SV Sandhausen. Und heute kicke ich noch in der Verbandsliga beim FC Zuzenhausen. Ich ha be viele Stationen kennenlernen dürfen in meiner Karriere und ich bin dankbar, so vieles miterlebt zu haben.    

Denis Bindnagel (44) bestritt zwischen 2001 und 2008 für die TSG Hoffenheim 171 Spiele. Der ehemalige Mittelfeldspieler, der heute noch als Innenverteidiger für den Verbandsligisten FC Zuzenhausen spielt, ist seit 2018 bei den Kraichgauern als Co-Trainer verschiedener Jugendmannschaften tätig.

 

Interview: Christian Engel

Foto: Imago Images

Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist

 
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