"Stevens war mein Förderer"

Profis
03.05.2024

Jeder Klub hat seine Kultfiguren. Vor dem Spiel beim 1. FC Köln kommt in Heimspiel eine der Legenden des nächsten SC-Auswärtsgegners zu Wort: Thomas Bröker. 

Herr Bröker, so ein Profidebüt wie das Ihre muss ein Fußballspieler erst mal erleben!

Bröker: Das können Sie laut sagen. Es war der sechste Spieltag der Zweitligasaison 2004/05. Im Sommer bin ich vom SV Meppen zum 1. FC Köln gekommen, erst einmal zu den Amateuren, aber mein Ziel war natürlich klar: zu den Profis aufzuzrücken. Der Saisonstart bei der zweiten Mannschaft lief mit zahlreichen Treffern so gut, dass der damalige FC-Trainer Huub Stevens mich auch bei den Profis mittrainieren ließ – und für das Spiel gegen Dynamo Dresden sogar in den Kader aufnahm.

Und dann saßen Sie dort auf der Bank und mussten erst einmal miterleben, wie die Gäste mit 2:0 in Führung gingen.

Bröker: Ja, das war extrem bitter. Unvergesslich ist bis heute, was für eine Stimmung die mitgereisten 5.000 Dresdner Fans bei uns im Stadion machten – das war beeindruckend.

Die Stimmung der FC-Fans sollte aber dann auch noch ganz gut werden.

Bröker: Ich kam in der 71. Minute aufs Feld – und was danach geschah: unfassbar! Marius Ebbers gelang kurz danach der Anschlusstreffer, keine fünf Minuten später glich Lukas Podolski aus. Da explodierte die Stimmung im Stadion. Und dann, in der 82. Minute, führte ich plötzlich auf der rechten Außenbahn den Ball, setzte mich dort durch und schlug eine – ich muss zugeben – nicht wirklich brillante Flanke in den Sechzehner, wo Marius Ebbers sich reinschmiss und das Ding irgendwie im Tor unterbrachte. Und dann wurde es laut! Extrem laut!

Wie geht man mit einer derart erfolgreichen Premiere als 19-Jähriger um – auch in den Tagen danach?

Bröker: In dem Moment genießt man das voll und ganz. Man steckt voller Adrenalin. Und im Nachgang dachte ich natürlich: Jetzt geht‘s los! Jetzt nimmt die Karriere an Fahrt auf, jetzt werde ich noch viele Spiele für die Profis machen.

Erst mal lief es in der Folge ja für Sie auch bestens weiter.

Bröker: Und wie! Ich bekam richtig viel Spielzeit unter Huub Stevens, stand mehrmals auch von Anfang an auf dem Platz. Ich sammelte weitere Scorerpunkte, schoss gegen die SpVgg Unter­haching mein erstes Tor. Aber dann kamen die Wehwehchen. Meist waren es eher kleinere Verletzungen, aber die warfen mich jedes Mal wieder zurück – und ich kam in der Rückrunde kaum mehr bei der ersten Mannschaft zum Einsatz.

War die mangelnde Spielzeit der Hauptgrund für Sie, sich nach jener Saison zu Dynamo Dresden ausleihen zu lassen?

Bröker: Überhaupt nicht. Es war zwar schade, dass ich in der Rückrunde weniger zum Einsatz kam, aber ich war ja auch erst 19 Jahre jung, hatte noch viele Jahre vor mir. Das Problem war eher, dass Huub Stevens den Verein nach dem Bundesligaaufstieg im Sommer verließ. Er war mein großer Förderer, ein wahnsinnig toller Trainer. Man wusste bei ihm immer, woran man war, viel mehr Ehrlichkeit ging kaum. Zudem mochte er Spieler, die Fußball arbeiteten – so wie ich. Es war sicherlich die herzliche, knurrige Art, gepaart mit großem Sachverstand, die ihn zu einem so außergewöhnlichen Trainertypen machten.

Das heißt: Kaum war klar, dass Stevens gehen würde, schauten Sie sich um?

Bröker: Nein, erst mal nicht. Aber nach den ersten vier Wochen unter dem neuen Coach Uwe Rapolder war mir klar: Der Trainer setzt auf andere Stürmer. So richtig warm wurden wir nie miteinander, zwischenmenschlich hat es nicht so gepasst. Also ging ich nach Dresden.

Weitere Stationen von Ihnen waren später der SC Paderborn 07, Rot-Weiss Ahlen und Fortuna Düsseldorf, bevor sie 2012 noch mal für drei Jahre zum 1. FC Köln kamen.

Einmal ist keinmal ...

Trotzdem müssen Sie uns erklären: Weshalb wechselt man als Stammspieler und Leistungsträger vom Erstliga-Aufsteiger Düsseldorf zum Erstliga-Absteiger Köln?

Bröker: Wir waren gerade kurios mit Fortuna Düsseldorf in die Bundesliga aufgestiegen. Vielleicht erinnern sich manche noch an die Relegationsspiele gegen Hertha BSC, als die Berliner nach einem verfrühten Platzsturm von Düsseldorfer Fans im Rückspiel Protest einlegten, wir aber dennoch dank eines 2:1-Sieges in Berlin und eines 2:2 im Rückspiel aufstiegen. Kölns damaliger neuer Trainer Holger Stanislawski rief mich kurz danach an und erklärte mir, er wolle beim 1. FC Köln nach dem Abstieg in die 2. Liga etwas Neues aufbauen und mich dabei haben. Und da ich immer noch in Köln lebte und die Stadt und den Verein liebte, sagte ich zu – auch wenn ich dabei auf mögliche Bundesliga-Einsätze mit Düsseldorf verzichtete. Leider waren dann die drei Jahre erneut geprägt von vielen Verletzungen. Vor allem hatte ich Probleme im Rücken – der plagt mich heute noch. Aber auch wenn die große Karriere vielleicht ausblieb: Ich habe aus meinem Talent und mit Blick auf meine körperlichen Voraussetzungen das Beste herausgeholt – und konnte meine Profikarriere dann bei Fortuna Köln 2019 zufrieden beenden.        

Thomas Bröker (39) hat für die Profis und Amateure des 1. FC Köln 85 Pflichtspiele bestritten (11 Tore). Für die Rheinländer, mit denen er zweimal in die Bundesliga aufstieg, stürmte er zwischen 2004 und 2006 sowie 2012 und 2015. Heute ist er Geschäftsführer eines Logistikunternehmens in Köln.

Interview: Christian Engel

Foto: Imago Images

 

 

 
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