"Den habe ich gut erwischt"

Profis
28.10.2023

Jeder Klub hat seine Kultfiguren. Vor dem Spiel bei Bayer 04 Leverkusen kommt eine der Legenden des nächsten SC-Auswärtsgegners zu Wort: Falko Götz. 

Herr Götz, Bayer Leverkusen ist ein toller Saisonstart gelungen, sowohl in der Bundesliga als auch in der Europa League. Auch im DFB-Pokal ist Bayer weiter dabei, hat im Sommer Talente gehalten und Topspieler verpflichtet – und mit Xabi Alonso einen Trainer, den das Magazin "11Freunde" jüngst als "besten Trainer der Liga" betitelte. Die Aussichten auf einen Titel waren schon lange nicht mehr so gut wie diese Saison, oder?

Falko Götz: Das muss auch unser Ziel sein. Mit der vergangenen Saison waren wir nicht so zufrieden. Dann kam mit Xabi Alonso ein ehemaliger Weltklassespieler, mit einer Titelsammlung, die ihresgleichen sucht. Er ist ein junger Trainer, und das merkt man ihm an: Er ist sehr ehrgeizig, bringt viele Facetten aus seiner eigenen Karriere mit, spielt selbst manchmal im Training noch mit. Wir haben in dieser Spielzeit außerdem eine bessere Mischung aus jungen Talenten und Topspielern mit großer Erfahrung. Wir rechnen uns einiges aus – und sind bislang auf einem guten Weg.

Und doch ist es erst Herbst.

Götz: Genau. Das betont Xabi Alonso immer wieder: Im Oktober gewinnt man keine Titel, erst im Mai werden die Medaillen verteilt. Aber die Mannschaft ist hungrig, das hat man bislang beobachten können: etwa bei den Siegen gegen Leipzig oder Mönchengladbach, beim Punktgewinn in München. Der Weg zum Titel ist ein sehr, sehr langer, aber wir sind bereit, viel dafür zu tun.

Auch der Weg zum ersten großen Titel der Vereinsgeschichte war lang. Beim UEFA-Cup-Sieg 1988 waren Sie dabei.

Götz: Glücklicherweise durfte ich ihn miterleben. Wir waren in jenen Jahren dabei, das Image der grauen Maus hinter uns zu lassen. Zuvor waren wir stets im hinteren Tabellendrittel gelandet, kämpften gegen den Abstieg. 1985/86 qualifizierten wir uns als Bundesligasechster erstmals für den Europapokal, was wir ein Jahr später wiederholen konnten. Das Stadion wurde umgebaut und bekam ein Dach, wir hatten richtige Topspieler wie Nationalspieler Herbert Waas oder den Südkoreaner Bum-kun Cha in unseren Reihen.

Mit diesem Team schafften Sie es, sich in der UEFA-Cup-Saison 1987/88 gegen einige namhafte Gegner durchzusetzen. Man denke nur an das Viertelfinale gegen den FC Barcelona um Legenden wie Bernd Schuster, Gary Lineker und Luis Aragonés.

Götz: Die hatten uns zum Glück nicht ernstgenommen, sonst weiß ich nicht, ob wir nach dem 0:0 im Hinspiel 1:0 im Camp Nou gewonnen hätten. Die schwierigsten Spiele waren eigentlich die beiden gegen Werder Bremen im Halbfinale. Die hatten auch ein super Team mit Thomas Schaaf, Frank Ordenewitz, Karl-Heinz Riedle – und Otto Rehhagel als Trainer. Nicht ohne Grund wurden sie in jener Saison Deutscher Meister. Aber das 1:0 aus dem Halbfinal-Hinspiel brachten wir am Ende über die Runden – mit einem torlosen Remis in Bremen und mit einer super Einstellung.

Im Finale traf Bayer Leverkusen auf Espanyol Barcelona. Zum Glück aus Ihrer Sicht gab es damals noch zwei Finalspiele …

Götz: … denn wir haben das zweite gebraucht, um das erste wiedergutzumachen.

Das Hinspiel in Barcelona verloren Sie 0:3.

Götz: Wir hatten dort zehn Minuten einen richtigen Mist zusammengespielt – und das reicht manchmal, um sich ein ganzes Spiel kaputt zu machen. Uns hat dort sicherlich die Erfahrung gefehlt, wir waren teilweise zu euphorisch, zu wenig klar. Aber zum Glück hatten wir zwischen dem Hin- und
dem Rückspiel zwei Wochen Zeit, um uns zu sammeln. Zusätzlich motivierte uns auch die Nachricht aus der spanischen Presse, Barcelona würde nur noch nach Leverkusen fahren, um sich den Pokal abzuholen.

Diesen reckten am Ende aber Sie in den Nachthimmel.

Götz: In der ersten Halbzeit mussten wir geduldig sein, ein Gegentor wäre mit Blick auf die Auswärtstorregel fatal gewesen. In der zweiten Halbzeit gingen wir mehr ins Risiko. Tita erzielte nach 57 Minuten das 1:0, sechs Minuten später gelang mir das 2:0.

Mit einem wuchtigen Flugkopfballtreffer aus acht Metern.

Götz: Den habe ich in der Tat gut erwischt. Ging aber auch kaum anders, nach der präzisen Flanke des leider im Juli viel zu früh verstorbenen und damals gerade eingewechselten Klaus Täuber. Nach dem 2:0 jedenfalls brannte die Hütte. Und dann erzielte Bumkun Cha zehn Minuten vor Schluss das 3:0 – es gab Verlängerung …

… wo nichts mehr passierte. So kam es zum großen Showdown ...

Götz: ... Elfmeterschießen. Ich war ein recht passabler Schütze, musste aber als fünfter Schütze nicht mehr ran, weil der Spanier vor mir seinen Elfmeter verschossen und wir bereits gewonnen hatten. Das war auch okay für mich. Schließlich hatten wir unseren Titel, worüber ich einfach nur froh war. Falls Leverkusen diese Saison ein Endspiel erreichen sollte, dürfte dieses aber gerne weniger dramatisch verlaufen als unseres damals – und sich vom Ergebnis her lieber am zweiten Finalspiel orientieren.

 

Interview: Christian Engel

Foto: Imago Images

Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist

 

 
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