"Weil es dem Freiburger Weg entspricht"

Profis
18.09.2023

Jochen Saier und Klemens Hartenbach sprechen über die Transferphilosophie des SC Freiburg, die Neuzugänge für diese Saison und das Vertrauen in Spieler aus der eigenen Ausbildung.

Herr Saier, Herr Hartenbach, auch wenn die Bundesligasaison schon im August begann, endete die Sommer-Transferperiode erst Anfang September. Als letzten Neuzugang begrüßte der Sport-Club Maximilian Philipp, der kurz nach seiner Rückkehr gleich das Siegtor gegen Werder Bremen erzielte. Sehen Sie die Mannschaft gut aufgestellt für die Herausforderungen in dieser Spielzeit?

Jochen Saier: Das hoffen wir. Nicht nur weil „Milli“ gleich für so eine schöne Geschichte gesorgt hat. Es war eine Transferperiode unter besonderen Vorzeichen. Wir haben ein überaus erfolgreiches Jahr hinter uns, wahrscheinlich das erfolgreichste für den SC Freiburg bisher. Wir sind Fünfter in der Bundesliga geworden, standen erneut im DFB-Pokal-Halbfinale, haben zum ersten Mal das Achtelfinale der Europa League erreicht, und wir spielen zum zweiten Mal in Folge in der Europa League. Das ist nicht hoch genug zu bewerten.

Den Kader haben Sie mit den externen Neuzugängen Florian Müller, Junior Adamu und Maximilian Philipp sowie mit Jordy Makengo und Max Rosenfelder aus der eigenen U23 ergänzt. Die erste Torhüterposition wurde nach dem Weggang von Mark Flekken mit dem 21-jährigen Eigengewächs Noah Atubolu besetzt, der in seine zweite Profi-Spielzeit geht. Im Vergleich zum Vorjahr haben Sie weniger neue Spieler verpflichtet.

Saier: Die Kaderplanung beginnt mit dem Blick auf unsere potenziellen Abgänge und auf die Spieler, mit denen wir weiterhin planen. Nach dem Wechsel von Mark Flekken haben wir uns für Noah als neue Nummer eins im Tor entschieden, weil es dem Freiburger Weg entspricht und er sich das verdient hat.

Einem jungen Torwart das Vertrauen zu schenken, beinhaltet vielleicht auch ein Risiko.

Klemens Hartenbach: Ja, aber die sportliche Qualität steht für uns immer an oberster Stelle. Die hat Noah über viele Jahre in unseren Jugendteams, der U23 und auch darüber hinaus in den Junioren-Nationalmannschaften nachgewiesen, nicht zuletzt als aktueller U21-Nationaltorhüter. Wir wissen, dass es auch eine mutige Entscheidung war. Aber es war klar, dass wir ihm diesen Schritt ermöglichen, wenn wir es ihm zutrauen ....

Saier: … und weil das unser Weg ist. Wenn wir den jungen, im Verein ausgebildeten Spielern mit dieser Qualität nicht das Vertrauen schenken, können sie sich hier auch nicht weiterentwickeln und die nächsten Schritte gehen.

Mit Florian Müller haben Sie einen noch jungen, aber bundesligaerfahrenen zweiten Torwart verpflichtet, der in der Saison 2020/21 schon als Leihspieler für den verletzten Mark Flekken im SC-Tor stand.

Hartenbach: Das war für uns ein ganz wichtiger Transfer. Es ist sehr schwierig, für diese Rolle einen Torhüter zu finden, der alle gewünschten Voraussetzungen erfüllt. Sportlich, aber auch menschlich in Bezug auf das Torwartteam und die ganze Mannschaft. Und ich bin auch froh, dass Benjamin Uphoff seinen Vertrag verlängert hat und weiter zu unserem Torhüterteam gehört.

Saier: Wenn wir von Vertragsverlängerungen reden: Dass auch Philipp Lienhart sich dafür entschieden hat, bei uns zu bleiben, ist nach der langen Zeit, die er schon beim SC Freiburg spielt, und angesichts seiner Qualitäten überhaupt nicht selbstverständlich. Von daher ist seine Verlängerung für uns gleichbedeutend mit einer Neuverpflichtung.

Gab es Überlegungen, auf die erneute Verletzung von Christian Günter noch personell zu reagieren?

Hartenbach: Nein. Natürlich hat uns sein Ausfall sehr getroffen, "Günni" ist schließlich unser Kapitän. Aber Ersatz haben wir in der eigenen Mannschaft. Das hat Lukas Kübler zuletzt als linker Außenverteidiger gezeigt. Auch Kenneth Schmidt und Jordy Makengo können links spielen, genauso wie Noah Weißhaupt.

Was zeigt, dass Sie auch diese Saison auf einen breit aufgestellten und mit vielen jungen, entwicklungsfähigen Spielern besetzten Kader bauen können?

Saier: Ich denke, wir sind in allen Mannschaftsteilen wieder sehr variabel aufgestellt. Die Mannschaft hat in der vergangenen Saison auch als Gruppe toll harmoniert und war extrem erfolgreich. Was die jüngste Transferperiode betraf, hatten wir deshalb auch den Anspruch, das bestmögliche für das Gesamtgefüge zu tun.

Was auch mal weniger Neuzugänge bedeuten kann?

Hartenbach: Manche sagen, eine Mannschaft zusammenzuhalten ist eine genauso große Aufgabe, wie eine neue zusammenzustellen. Natürlich versuchen wir jedes Jahr, die Mannschaft ein Stück weit besser zu machen. Aber man wird ja nicht nur durch Neuzugänge besser. Man wird auch besser, indem sich eigene Jungs weiterentwickeln und dann mehr Spielzeit bekommen. Das hat Kenneth Schmidt vergangene Saison gezeigt,
genauso wie vorher schon Noah Weißhaupt, oder – neben Noah Atubolu – jetzt zum Saisonstart Merlin Röhl.

Zudem hoffen Sie nach der Länderspielpause auch auf das Debüt von Junior Adamu, der nach seinem Wechsel von RB Salzburg zum Sport-Club erst noch eine Verletzung auskurieren musste.

Hartenbach: Wir freuen uns sehr, dass er sich für den SC Freiburg entschieden hat. Junior ist österreichischer Nationalspieler und mit seinen 22 Jahren noch ein junger, äußerst talentierter Offensivspieler. Das wird er hoffentlich jetzt auch hier zeigen können. (Anm. d. Red., Adamus Interview nach seinem Debüt gegen Borussia Dortmund)

Herr Saier, erst das Heimspiel gegen Borussia Dortmund, am Donnerstag auswärts das Wiedersehen mit Olympiakos Piräus in der Europa League,
und drei Tage später geht es zu Eintracht Frankfurt. Vergangene Saison ist die Mannschaft gut mit der Mehrfachbelastung zurechtgekommen ...

Saier: ... aber davon lassen wir uns nicht blenden. Vergangene Saison ist vom Start weg fast alles optimal gelaufen. Daraus hat sich ein Grundgefühl der eigenen Stärke und Leichtigkeit entwickelt. Das wünschen wir uns natürlich erneut – müssen aber einen realistischen Blick bewahren. Das gilt auch für die Erwartungshaltung im Umfeld. Wir haben jetzt wieder einen Spielrhythmus, der bis Dezember extem herausfordernd sein wird.

In der Europa League treffen Sie außerdem auf den Conference-League-Sieger West Ham United und den serbischen Vizemeister FK Bačka Topola.

Saier: Das ist eine spannende Gruppe, in der jeder Gegner seinen ganz speziellen Reiz hat. "Über den Kanal" bei West Ham ist ein besonders tolles Los. Auch weil wir damit dann alle besungenen Sehnsuchtsorte des zitierten Fansongs bereist haben werden.

 

Interview: Uli Fuchs und Dirk Rohde

Foto: Achim Keller

Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist

 
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