Junior Adamu geht mit dem Sport-Club in seine zweite Saison. Nach schwierigem Anlaufjahr spricht der 23-jährige Österreicher im Interview über seine Nationalmannschaft bei der EM, eine Art Neuanfang beim SC und tierische Freude beim Anblick eines Balles.
Junior, lass uns zuerst auf die Europameisterschaft zurückblicken. Wie hast Du die Spiele verfolgt und wie fällt Dein Fazit aus?
Ich war im Urlaub in Spanien und bei meinen Eltern in Österreich. Die EM war natürlich mein ständiger Begleiter. Es waren viele Spiele dabei, die einfach Spaß gemacht haben. Besonders bei meinen Österreichern habe ich es voll gespürt. Auf dem Sofa hat es sich so angefühlt, als würde ich selbst mitkicken.
Österreich hat in der Vorrunde viel Freude bereitet und ist dann im Achtelfinale gegen die Türkei raus. Hat es arg wehgetan?
Wir sind völlig verdient Gruppenerster geworden und das bei Gegnern wie Frankreich oder Holland. Dann schießt die Türkei gleich in der ersten Minute ein Tor und es wird brutal schwierig. Ich habe das Tor ehrlich gesagt noch gar nie gesehen. Ich war noch beim Essen und wollte das Spiel voll genießen - damit war's nach dem frühen Rückstand natürlich vorbei. Ich weiß, was die Jungs drauf haben und habe gehofft, dass sie schnell zurückkommen. Aber an dem Tag lief einfach viel daneben. Jetzt freue ich mich auf die WM-Qualifikation und setze alles daran, dass ich da dabei bin.
Passt das Spiel der Österreicher gegen die Türkei mit dieser bescheidenen Spielentwicklung so ein bisschen zu Deiner Saison vergangenes Jahr beim SC? Vorbereitung verpasst, beim ersten Einsatz in Frankfurt ein Tor aberkannt bekommen und dann war der Wurm drin…
Es fing wirklich nicht gut an bei mir. Ich konnte anfangs nicht trainieren, konnte die Mannschaft nicht unterstützen und den Trainern im Verein und in der Nationalmannschaft nicht zeigen, was ich kann. Ich habe viel verpasst in der letzten Saison, das war schmerzhaft. Das will ich jetzt nachholen.
Jetzt bist Du vom ersten Trainingstag an voll dabei. Fühlt es sich ein bisschen wie ein Neuanfang an?
Genau. Ich bin vom ersten Tag an dabei und das Training ist sehr intensiv. Das tut mir richtig gut.
Was löst das eigentlich in Dir aus, wenn Du einen Ball siehst? Am Donnerstag hattet ihr eine wirklich heftige Zwei-Stunden-Einheit auf dem Platz. Und danach hast Du noch eine halbe Stunde mit ein paar Jungs aus der Mannschaft gebolzt…
Es ist vielleicht wie so ein junger Hund, der jedem Ball hinterherrennen muss (lacht). Wenn da ein Ball liegt, kann ich ihn einfach nicht in Ruhe lassen. Der muss gekickt werden. Da ist es mir eigentlich egal, ob es Training oder Freizeit ist. Mit dem Ball wird mir nie langweilig.
Gestern stand das erste Testspiel der Vorbereitung auf dem Programm - 1:1 gegen den österreichischen Bundesligisten SCR Altach und Du hast getroffen. Was lief schon gut, was weniger gut?
Für das erste Spiel fand ich es eigentlich ordentlich. Die Kommunikation auf dem Platz war da, wir hatten kompakte Phasen und haben auch aktiv nach vorne gespielt. Natürlich gibt es aber noch viel, an dem wir arbeiten müssen. Wir wollen die zweiten Bälle, wollen schnell umschalten und uns mehr Torchancen erarbeiten. Bei meinem Tor sah das schon ganz gut aus. Den wollte ich auch unbedingt machen.
Nach dem Regenerationstraining und der Wahl des Mannschaftsrates ist heute noch Teamabend. Der morgige Sonntag ist frei. Was fängt ein Österreicher mit einem freien Sonntag mitten in den Alpen an?
Ich glaube schon, dass wir auf den Berg fahren. Wenn das Wetter passt und die Aussicht schön ist, gibt es nichts besseres. Und ich hoffe, dass es da oben irgendwo einen gescheiten Kaiserschmarrn gibt.
Interview: Sascha Glunk