Debüttor gegen Oliver Kahn

Profis
14.01.2025

Jeder Club hat seine Kultfiguren. Vor dem Spiel bei Eintracht Frankfurt kommt in Heimspiel eine der Legenden des nächsten SC-Auswärtsgegners zu Wort: Ervin Skela. 

Herr Skela, kaum ein Bericht über Sie kommt ohne das Beiwort „Edeltechniker“ aus. Wie wird man zu einem solchen?

Skela: Da gehört sicher sehr viel Übung dazu, aber auch ein gewisses Talent. Mein Vater war früher auch Fußballer, spielte in Albanien zwar nicht hochklassig, aber dennoch hat er mir den Sport in die Wiege gelegt. Und was sicherlich zur guten Technik beigetragen hat, waren die unzähligen Stunden auf dem Bolzplatz. Schule stand bei meinen Eltern immer an erster Stelle. Aber sobald ich die Hausaufgaben erledigt hatte, rannte ich raus, um Fußball zu spielen: auf Plätzen und Wiesen, auf der Straße, gegen Wände und Garagentore. Und wir rannten schnell weg, wenn wir mal wieder eine Scheibe eingeschossen hatten (lacht).

Welchen Star ahmte der junge Ervin auf den Straßen und Wiesen nach?

Skela: Diego Maradona. 1986 sah ich ihn im WM-Finale gegen Deutschland. Von ihm konnte man sich als Zehnjähriger natürlich sehr viel abschauen. Später war dann auch Zinedine Zidane ein großes Vorbild für mich.

In Deutschland heißt es seit Jahren, es brauche wieder mehr Straßenfußballer-Typen. Da Sie Nachwuchsspieler ausbilden, seit nunmehr elf Jahren als Individualtrainer im Nachwuchsleistungszentrum von Eintracht Frankfurt: Ist es möglich, angehenden Jungprofis auch diese Straßenfußballer-Mentalität näherzubringen?

Skela: Ich denke, ja. Ich rate Spielern in den U-Mannschaften häufig, auch die Zeit außerhalb des Trainings zu nutzen, einfach mal mit Kumpels auf einen Bolzplatz zu gehen. Man kann dort Torschuss trainieren und sich im freien Spiel ausprobieren, etwa in einem Käfig bei einem Drei-gegen-Drei – ohne Aufgaben, ohne Plan. Ich finde, das ist eine sehr gute Schule, parallel natürlich zum geordneten Training im Verein.

Woran hatten Sie auf dem Weg zum Profi zu knabbern?

Skela: Ich kam 1995 mit 18 Jahren aus Albanien nach Deutschland, zunächst nach Berlin zum 1. FC Union. In Albanien pflegten wir einen technisch anspruchsvollen Ballbesitzfußball. In Deutschland war der Fußball in den 90ern eher noch geprägt von Kampf und Intensität. In der Regionalliga, wo wir mit Union spielten, noch mal mehr. Bei den vielen langen Bällen, Grätschen, dem körperbetonten Spiel musste ich mit meinen 1,73 Metern erst lernen, mich durchzusetzen. Für später hat diese Schule sicherlich viel gebracht – auch in schwierigen Momenten nicht aufzugeben, sich durchzubeißen.

Lautet ein Tipp an den Eintracht-Nachwuchs auch, Frankfurt möglichst niemals zu verlassen? In einem Interview sagten Sie einmal, Sie wären ein Jahr nach Ihrem Abschied 2004 gerne wieder zur Eintracht zurückgekehrt, was aber leider nicht klappte.

Skela: Das ist richtig. Das war sicherlich einer der größten Fehler meiner Karriere, weil ich hier so eine schöne Zeit hatte.

Nach Stationen bei Union Berlin, Erzgebirge Aue, dem Chemnitzer FC und Waldhof Mannheim kamen Sie 2001 zur Eintracht ...

Skela: … wo es unruhig zuging: Der Hauptsponsor stieg eine Saison später aus, der Lizenzentzug drohte. Im letzten Moment wurde der Verein dank verschiedener Geldgeber gerettet. Aber es war damals, im Sommer 2002, wie ein Neuanfang. Häufig mussten im Training A-Jugendspieler aushelfen, und unter Neu-Trainer  Willi Reimann gingen wir mit einem sehr kleinen Kader in die Zweitligasaison 2002/03.

Die dann in einem historischen Finale mündete.

Skela: Unvergessen ist natürlich der letzte Spieltag, als wir in der Nachspielzeit gegen den SSV Reutlingen noch zwei Tore schossen, 6:3 gewannen, den 1. FSV Mainz 05 vom dritten Platz verdrängten und aufstiegen.

So kamen Sie in der Saison 2003/04 zu Ihrem Debüt in der Bundesliga.

Skela: Und das gleich am ersten Spieltag beim FC Bayern München. Wer dort alles auf dem Platz stand: Michael Ballack, Giovane Élber, Zé Roberto, Welttorhüter Oliver Kahn …

… gegen den Sie prompt ein Tor erzielten.

Skela: Ein direkter Freistoß. Zwar verloren wir am Ende mit 1:3, aber mein Debüt-Tor war dennoch von großer Bedeutung für mich.

Danach gelangen Ihnen weitere sieben Saisontreffer – unter anderem am 30. Spieltag gegen den SC Freiburg.

Skela: Wir gewannen zuhause 3:0 und hofften, doch noch die Liga halten zu können. Am Ende stiegen wir aber leider wieder ab.

Woraufhin Sie den Verein verließen.

Skela: Im Nachhinein betrachtet war das ein großer Fehler, weil ich mich in den drei Jahren in Frankfurt sehr wohlgefühlt hatte. Aber ich wollte weiterhin in der Bundesliga spielen, tat das dann auch bei Arminia Bielefeld. Schon ein Jahr später wäre ich gerne zur Eintracht zurückgekehrt – was aber nicht klappte. Dafür kam ich 2013 über die Fußballschule von Charly Körbel zurück nach Frankfurt. So hat sich glücklicherweise ein Kreis geschlossen. 

Interview: Christian Engel

Foto: Imago Images

Bildunterschrift: Ervin Skela (48) bestritt zwischen 2001 und 2004 für Eintracht Frankfurt 99 Partien, in denen er 28 Treffer erzielte und 20 vorlegte. Für die albanische Nationalmannschaft bestritt er 75 Länderspiele (13 Tore). Seit 2013 ist er Individualtrainer im Nachwuchsbereich des hessischen Bundesligisten.

Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist.

 
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