"Highlights meiner Karriere"

Profis
31.01.2025

Jeder Club hat seine Kultfiguren. Vor dem Spiel beim VfL Bochum kommt eine der Legenden des nächsten SC-Auswärtsgegners zu Wort: Axel Sundermann.

Herr Sundermann, wenn man den Satz liest: „Axel Sundermann begann in der Jugend beim TBV Lemgo“ – dann denkt man zunächst an Handball. Wäre das auch eine Option gewesen?

Sundermann: Handball war sogar Schulsport in Lemgo. Ich war darin auch ganz gut. Aber als Vereinssport kam Handball für mich nicht in Frage. Da stand Fußball klar ganz oben.

Der TBV Lemgo war in seiner Historie zweifacher Deutscher Handball-Meister, vierfacher Pokalsieger. Welchen Stellenwert hatte Fußball zu Ihrer Zeit in der Stadt?

Sundermann: Fußballerisch war der TBV Lemgo nie groß in Erscheinung getreten. Aber zu meiner Zeit hatten wir eine richtig gute Mannschaft. Von der Bezirksliga ging es in wenigen Jahren hinauf in die Verbandsliga. Aber mit dem Erfolg kommen die Scouts. Viele Spieler wurden abgeworben, der Verein stieg dann wieder ab.

Einer, der im Sommer 1988 abgeworben wurde, waren Sie – von Hannover 96. Nach sechs Jahren Niedersachsen und insgesamt 26 Jahren Norddeutschland wagten Sie dann 1994 den Sprung in den Süden der Republik, zum SC Freiburg.

Sundermann: Ich wollte halt auch mal schönes Wetter haben (lacht). SC-Trainer Volker Finke hatte mich in seiner Zeit als Coach des TSV Havelse mehrmals im Trikot von Hannover 96 gesehen – wir waren in der 2. Bundesliga häufiger aufeinandergetroffen. Früh im Jahr 1994 meldete sich der Sport-Club bei mir, wir tüteten die Verpflichtung schnell ein. Mich reizte es, nach sechs Jahren bei Hannover 96 mal einen anderen Standort kennenzulernen – und auch mal in der Bundesliga anzutreten.

Obwohl das ja nicht gewährleistet war, weil der SC in seiner ersten Bundesligasaison (1993/94) bis zum letzten Spieltag im Abstiegskampf steckte.

Sundermann: Ich wäre mit dem SC auch in der 2. Liga angetreten, war aber sehr froh, dass er sich noch retten konnte (lacht).

Wie war die Umstellung von Nord nach Süd?

Sundermann: Hannover 96 hatte damals immer den Anspruch aufzusteigen – was aber nie gelang. Da war immer viel Druck im Kessel. In Freiburg hingegen ging es sportlich auch sehr ambitioniert zu, man blieb aber bei ausbleibendem Erfolg stets gelassen, demütig, weil man wusste, wo man herkam. Und auch sonst fühlten meine Frau und ich uns in Freiburg sehr wohl. Wir lebten in Ebnet, in der Nähe des Dreisamstadions – das war schon sehr schön.

Bis zu einer schweren Knieverletzung ...

Sundermann: ... die eklig war. Ein Knorpelschaden. Ich hatte zwei Spielzeiten viel gespielt, verletzte mich dann im Sommer im linken Knie. Die ganze Hinrunde 1996/97 fiel ich aus, in der Rückrunde kam ich dann wieder zum Zuge. Im Auswärtsspiel beim VfL Bochum, das wir leider 2:3 verloren, muss ich Eindruck gemacht haben, womöglich auch durch meinen Treffer. Jedenfalls kontaktierte mich der VfL bald danach, sagte, er suche einen neuen Rechtsverteidiger. Da war der Reiz groß, noch mal etwas Neues auszuprobieren.

Ein Anreiz dürfte auch die Teilnahme am UEFA-Cup gewesen sein, für den sich der VfL Bochum – sogar als Aufsteiger – durch Platz fünf in der Liga qualifiziert hatte.

Sundermann: Klar, und dennoch fiel mir der Abschied aus Freiburg schwer, weil ich mich dort so wohlfühlte.

Beim VfL Bochum erlebten Sie, wie auch zuvor beim SC, ein eindrückliches Debüt.

Sundermann: Ja, aber beim SC war das etwas unglücklich. Ligaauftakt der Saison 1994/95 beim Karlsruher SC, Derbystimmung. Nach 70 Minuten spielt Jörg Heinrich von der Mittellinie einen Rückpass zu Keeper Jörg Schmadtke. KSC-Stürmer Sergei Kiryakov geht dazwischen, ich renne hinterher, probiere alles und … nun ja, Notbremse, mit Rot vom Platz. Im ersten Spiel. Besonders ärgerte mich dann, dass wir am nächsten Spieltag daheim die Bayern mit 5:1 vom Platz fegten und ich dabei nur zusehen durfte.

Beim Debüt für den VfL gelang Ihnen dafür der Führungstreffer bei Borussia Mönchengladbach.

Sundermann: Oh ja, korrekt. Ein toller Einstand, auch wenn wir am Ende mit 1:2 verloren.

Ihre Debütsaison in Bochum war vom Abstiegskampf geprägt – aber auch durch die Auftritte im UEFA-Cup.

Sundermann: Ich hatte mit dem SC schon zwei Spiele im UEFA-Cup gemacht, beim VfL waren es dann fünf. Schon die erste Partie bei Trabzonspor in der Türkei war herausragend. Dann der FC Brügge in der zweiten Runde, den wir daheim mit 4:1 besiegten – und vor allem die zwei Partien gegen Ajax Amsterdam, in jener Zeit eins der besten Teams in Europa. Edwin van der Sar, Frank de Boer, Michael Laudrup – das waren schon tolle Spieler. Und dann gingen wir gegen diese Star-Truppe im Hinspiel auch noch 2:0 in Führung – auswärts! Gut, zur Halbzeit stand es 4:2 für Ajax, aber auch im Rückspiel boten wir ihnen die Stirn, spielten 2:2. Tolle Erlebnisse – und absolute Highlights meiner Karriere.   

Interview: Christian Engel

Foto: Imago Images

Bildunterschrift: Axel Sundermann (57) stand zwischen 1997 und 2002 für den VfL Bochum in 107 Partien auf dem Platz. Zuvor war der gebürtige Lemgoer drei Jahre lang für den SC Freiburg aufgelaufen (71 Spiele). Heute arbeitet er als Trainer des westfälischen Bezirksligisten FC Altenbochum.

Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist.

 
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