"Ein historischer Moment"

Profis
25.04.2025

Jeder Club hat seine Kultfiguren. Vor dem Spiel beim VfL Wolfsburg kommt eine der Legenden des nächsten SC-Auswärtsgegners zu Wort: Roy Präger, der für den VfL 170 Pflichtspiele gemacht und dabei 41 Tore erzielt hat. Heute arbeitet er als Markenbotschafter und in der Nachhaltigkeitsabteilung der Wölfe. 

Herr Präger, als Sie 1992 vom BSV Stahl Brandenburg zu Fortuna Köln kamen, waren Sie dort recht schnell als „Chancentod“ bekannt. Es gibt charmantere Spitznamen, oder?

Präger: Aber kaum passendere für jene Zeit! Ich war immer sehr gut darin, mir Chancen zu erarbeiten – durch meine Schnelligkeit, meine Dribblings. Aber ich war auch sehr gut darin, vor dem Tor den Torwart anzuschießen. Oder drüberzusemmeln. Daher war dieser Name schon okay, außerdem habe ich ihn mir auch selbst gegeben.

Das nennt man mal gesunde Selbstironie!

Präger: Ich war eben immer sehr ehrlich. Und ich wusste, dass noch einiges fehlte, um als Stürmer noch besser zu werden.

Die Torgefahr haben Sie sich eben für den VfL Wolfsburg aufgehoben, zu dem Sie 1995 innerhalb der 2. Liga wechselten.

Präger: Auch dort hat es eine Weile gedauert, bis ich richtig in Fahrt kam. Erst mal gab es in Wolfsburg im Sommer 1995 einen großen Umbruch. Auch deshalb verlief die Spielzeit 1995/96 durchwachsen. Wir spielten lange gegen den Abstieg, sicherten den Klassenerhalt erst am vorletzten Spieltag.

Eine Saison später schien sich das Team besser gefunden zu haben.

Präger: Neben dem Zusammenhalt, der zuvor schon sehr groß gewesen war, passte nun auch das Zusammenspiel auf dem Platz. Nach der Hinrunde lagen wir auf Rang vier, knapp hinter den Aufstiegsplätzen, blieben auch in der Rückrunde oben dran und standen vor dem letzten Spieltag auf Rang drei …

… einen Punkt vor dem 1. FSV Mainz 05, Ihrem letzten Gegner.

Präger: Mehr Spannung ging nicht! Und das Spiel erfüllte auch alle Erwartungen. Nach frühem Rückstand drehten wir die Partie …

… unter anderem durch zwei Tore von Ihnen …

Präger: … und lagen zur Halbzeit mit 3:1 vorne. Nach dem Seitenwechsel glich Mainz relativ schnell aus, woraufhin wir aber prompt mit zwei weiteren Treffern antworteten. Kurz vor Schluss fiel noch der Mainzer Anschlusstreffer – am Ende gewannen wir diese hoch emotionale Partie aber mit 5:4.

Und der VfL Wolfsburg stieg erstmals in die Bundesliga auf.

Präger: Ein historischer Moment! Für den Verein, für die gesamte Stadt. In der Saison 1996/97 haben wir den Grundstein gelegt für all die späteren Erfolge des VfL Wolfsburg: die Deutsche Meisterschaft 2008/09 oder den DFB-Pokalsieg 2014/15.

Auch Ihr Knoten als Stürmer war in jener Saison geplatzt.

Präger: Ich hatte in der Aufstiegssaison 1996/97 acht Tore erzielt, davon sieben in der Rückrunde. Der Spitzname „Chancentod“ war erst mal vergessen.

Und es wurde sogar noch besser. Gleich am ersten Spieltag der Bundesligasaison 1997/98 erzielten Sie in der 90. Minute den 1:0-Siegtreffer bei Hansa Rostock, mit dem Sie sich ein paar Einträge in den Geschichtsbüchern sicherten: Ihr erstes Bundesligator, das erste Bundesligator in der Historie des VfL, der erste Bundesligasieg für Wolfsburg.

Präger: Wir hatten eine tolle Saisonvorbereitung gehabt, die Euphorie war groß – und die Mannschaft war nach dem Aufstieg größtenteils zusammengeblieben. Die Partie gegen Hansa Rostock war nicht unbedingt hochklassig gewesen, hatte aber ein schönes Ende. Ein Highlight-Tor meiner Karriere.

Ein weiteres folgte noch in jener Spielzeit: das „Tor des Monats“ im Februar 1998.

Präger: Das hatte ich beim 1:1 gegen den 1. FC Köln erzielt. Ich bekam den Ball auf der linken Außenbahn, knapp zehn Meter vor dem Strafraum. Von dort zog ich einfach mal drauf, ins lange Eck – und hinein in den Winkel. Das war aber schon mit Absicht. Im Jahr darauf glückte mir gegen den
VfB Stuttgart ein nahezu identischer Treffer.

Ein „Tor des Monats“ kam später noch hinzu, 2001 im Trikot des Hamburger SV gegen den SC Freiburg.  

Präger: Per Fallrückzieher traf ich gegen SC-Keeper Richard Golz. Das war sicher einer meiner schönsten Treffer überhaupt.

Fast noch schöner als Ihre schönsten Treffer waren Ihre Torjubel. Hatten Sie als Jugendlicher Tanzstunden genommen?

Präger:(lacht) Ja, meine Tänzchen sind vielen in den Köpfen geblieben. Aber Tanzstunden hatte ich keine genommen. Ich habe hin und wieder etwa die Tanzbewegungen aus dem Film „Die nackte Kanone“ nachgeahmt. Ich mochte beim Jubeln auch den „Diver“, also nach einem Tor bäuchlings über den Rasen zu rutschen, oder einfach auf den Zaun zu klettern und mit den Fans zu feiern. Ich musste die Emotionen direkt rauslassen, sie auch mit den Fans teilen. Genau das wollen Besucherinnen und Besucher im Stadion doch erleben: Emotionen und nahbare Fußballer.                      

Interview: Christian Engel

Foto: Imago Images

Das Interview erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist.

 

 

 
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