Der Sport-Club zeigt eine herausragende Leistung gegen Borussia Dortmund und muss sich nach drei Gegentreffern in der Schlussviertelstunde dennoch geschlagen geben.
Nicht wenige SC-Fans dürften am Freitagabend um 20.28 Uhr Gänsehaut gespürt haben. Endlich ging es wieder los – und wie. Im Flutlicht des ausverkauften Europa-Park Stadions trafen die Freiburger, die mit der gleichen Aufstellung wie beim 4:0-Auftaktsieg in Augsburg antraten, nicht nur auf eines der Top-Teams der letzten Jahre, sondern auch auf Heimkehrer Nico Schlotterbeck, der genauso in der Startelf stand wie Anthony Modeste.
In einer ausgeglichenen Anfangsphase landete ein erster Abschluss von Donyell Malen aus 15 Metern nach vier Minuten sicher in den Armen von Mark Flekken im SC-Tor. Nach zehn Minuten versuchte es Maxi Eggestein ebenfalls wuchtig aus der zweiten Reihe, stellte Gregor Kobel im BVB-Tor aber vor keine größeren Probleme. Der Sport-Club präsentierte sich von Anfang an auf Augenhöhe und begegnete den Dortmunder Mittelfeldspielern um Kapitän Marco Reus immer wieder mit einer gesunden Härte.
Über die schnellen Ritsu Doan und Roland Sallai setzten die Gastgeber nach Ballgewinn zudem immer wieder Nadelstiche. Dass aber auch die Gäste Konter durchaus in ihrem Repertoire haben, zeigte die 22. Minute: Nach einem Doppelpass mit Reus tauchte Neuzugang Modeste halblinks unbedrängt im SC-Strafraum auf und zwang Mark Flekken zu einer ersten Glanztat.
Gegen ein Spitzenteam wie den BVB werden Fehler in der Regel bestraft. Als Nicolas Höfler in der 31. Minute einen Befreiungsschlag genau in den Fuß von Raphael Guerreiro spielte, hatten die Freiburger Glück, dass dies ohne Folgen blieb. Auf der Gegenseite zwang Roland Sallai seinen Gegenspieler Thomas Meunier im Vollsprint kurz vor dem Strafraumeck zu einem Foul. Den fälligen Freistoß setzte Vincenzo Grifo genau in Richtung Kreuzeck, Kobel parierte jedoch glänzend (34).
Gregoritsch trifft per Kopf
Beflügelt von dieser Chance blieben die Badener weiter dran und wurden prompt belohnt. Nach einer Hereingabe von Christian Günter aus dem linken Halbfeld legte Matze Ginter nach 35 Minuten per Kopf quer auf Michael Gregoritsch, der BVB-Schlussmann Kobel mit seinem Kopfball aus kurzer Distanz überlupfte. Das Europa-Park Stadion explodierte – und die Stimmung wurde auch drei Minuten später nicht getrübt, weil Anthony Modeste das SC-Tor aus aussichtsreicher Position knapp verfehlte.
Nur das Bein von Gregoritsch, der aus kurzer Distanz von Grifo angeschossen wurde, verhinderte eine höhere SC-Führung (41.), auch Sallai hatte nach einer Eggestein-Flanke noch eine dicke Gelegenheit (43.). Es blieb beim hochverdienten 1:0 zur Pause.
BVB wechselt zur Pause
Edin Terzic reagierte und brachte Marius Wolf für den bereits gelbverwarnten Thomas Meunier in die Partie. Die zu erwartende Offensive der Schwarz-Gelben wurde von den Breisgauern zu Beginn der zweiten Hälfte durch frühes Einlaufen im Keim erstickt.
Der BVB übernahm zwar immer mehr die Spielkontrolle, konnte sich zunächst aber keine nennenswerten Chancen erspielen. Zwingender blieb der Sport-Club. Nach etwas mehr als einer Stunde legte Michael Gregoritsch auf Roland Sallai ab, der aus 15 Metern zentraler Position mit einem Flachschuss an Gregor Kobel scheiterte (65.).
Es wurde hitzig. Nico Schlotterbeck zeigte nach 67 Minuten, dass er auch im gelben Trikot nichts an seiner Aggressivität eingebüßt hatte. Für sein Foul an Ritsu Doan direkt vor den Augen seines ehemaligen Trainers Christian Streich sah er zurecht die Gelbe Karte.
Unglücklicher Ausgleich
Der Sport-Club ließ wenig zu und kassierte nach 77 Minuten dennoch den Ausgleich. Der eingewechselte Youngster Janie Bynoe-Gittens fasste sich aus 26 Metern einfach mal ein Herz und sein Schuss glitt dem ansonsten so zuverlässigen Mark Flekken durch die Hände – 1:1. „Er hat einen Fehler gemacht – kein Problem", kommentierte Christian Streich diese Szene knapp. „Es geht immer um die Haltung. Dass du solche Spiele verlierst, passiert nicht oft, aber immer wieder."
Nach 84 Minuten war es erneut Bynoe-Gittens, der zum Solo ansetzte, Julian Brandt bediente und diesem die Möglichkeit gab, nochmal auf Youssoufa Moukoko abzulegen. Das andere BVB-Juwel schoss aus sechs Metern zum 1:2 ein.
Das Freiburger Trainerteam brachte für die Schlussphase Daniel-Kofi Kyereh und Noah Weißhaupt für Vincenzo Grifo und Ritsu Doan. Den nächsten und gleichzeitig letzten Treffer der Partie erzielte aber wieder ein Dortmunder. Marius Wolf verschaffte sich nach 88 Minuten mit einem Haken am rechten Strafraumeck Platz und traf mit links präzise ins lange Eck. „Die Mannschaft hat es gut gemacht. Entscheidend ist, welche Schlüsse du daraus ziehst, damit du in das nächste Spiel wieder so rein gehst“, meinte SC-Trainer Streich.
Der aufopferungsvolle Kampf der Freiburger wurde auch vom Publikum nach dem Schlusspfiff honoriert. Mit einem Sieg am kommenden Samstag (15.30 Uhr) im Derby beim VfB Stuttgart wäre die ohnehin aktuell sehr bunte SC-Welt direkt wieder strahlend hell.
Marius Faller
Foto: Achim Keller
Aufstellung Heimteam: Flekken -Sildillia, Ginter, Lienhart, Günter - Doan (84., Kyereh), Eggestein, Höfler, Grifo (84., Weißhaupt) - Sallai, Gregoritsch (74., Petersen) | |
Trainer: Christian Streich | |
Bank: Uphoff, Gulde, Schlotterbeck, Keitel, Siquet, Jeong | |
Aufstellung Auswärtsteam: Kobel - Meunier (46., Wolf), Hummels, Schlotterbeck, Guerreiro - Bellingerham, Dahoud (76., Brandt) - Reus - Hazard (64., Bynoe-Gittens), Modeste, Malen (70., Moukoko) | |
Trainer: Edin Terzic | |
Bank: Meyer, Özcan, Can, Passlack, Coulibaly | |
Tore: 1:0 Gregoritsch (35.), 1:1 Bynoe-Gittens (77.), 1:2 Moukoko (84.), 1:3 Wolf (88.) | |
Gelbe Karten: Kyereh - Meunier, Bellingham, Schlotterbeck | |
Gelb-Rote Karten: - | |
Rote Karten: - | |
Schiedsrichter: Tobias Welz | |
Zuschauer: 34.700 |