Trotz einer starken Mannschaftsleistung sollte es der Tag der Freiburger Sommertransfers werden. Gleich drei Neuzugänge hatten sich im Verlauf des Spiels in die Torschützenliste eingetragen und durften nach Schlusspfiff an den einzelnen Interviewstationen ausgiebig Rede und Antwort stehen.

"Wir sind davon ausgegangen, dass Augsburg viel eins-gegen-eins auf dem Platz spielen wird. Das war äußerst unangenehm, in der ersten Halbzeit war es schwierig für uns", beschrieb Christian Streich die ersten 45 Minuten und ergänzte mit Blick auf die vier Tore in Durchgang zwei: "In der zweiten Halbzeit waren wir die Glücklicheren, weil wir gleich zwei Tore gemacht haben. Ich bin zufrieden, weil sich die einzelnen Spieler voll in den Dienst der Mannschaft gestellt haben. Das gilt für alle, deshalb haben sie ein Kompliment verdient." 

Der Sport-Club ging die Partie gegen Augsburg mit zwei Wechseln im Vergleich zum Erstrundensieg im Pokal gegen Kaiserslautern an. Für den angeschlagenen Lukas Kübler rotierte Kiliann Sildillia in die erste Elf, außerdem ersetzte Roland Sallai Wooyeong Jeong. Enrico Maaßen setzte bei seinem Bundesligadebüt als Trainer des FC Augsburg auf dieselbe Elf, die in der ersten Pokalrunde gegen BW Lohne (4:0) aufgelaufen war.

Torloser erster Durchgang

Über Nacht hatte es im Vergleich zu den extrem heißen Vortagen deutlich abgekühlt. Zum Anpfiff zeigte sich der Himmel über der WWK Arena bedeckt. Auf dem Rasen kamen die Gastgeber in einer ausgeglichenen Anfangsphase zur ersten aussichtsreichen Gelegenheit. Nach einem Zuspiel von André Hahn versuchte es Daniel Caligiuri aus sieben Metern aus der Drehung und setzte das Kunstleder ein gutes Stück über die Latte (4.). Die Breisgauer wiederum kamen in Person von Michael Gregoritsch erstmals gefährlich vor das Tor von Rafal Gikiewicz. Nach einem schönen Zuspiel von Vincenzo Grifo tauchte der ehemalige Augsburger frei vor dem Kasten auf, verfehlte diesen mit dem schwächeren Rechten um einen guten Meter. Im Anschluss ging ohnehin die Fahne des Linienrichters nach oben – Abseits (17.).  

Vor der Partie hatte SC-Trainer Christian Streich davor gewarnt, dass der FCA unter seinem neuen Coach, im Gegensatz zu den Vorjahren, hoch und aggressiv anlaufen könnte. Stattdessen ließ die Mannschaft von Enrico Maaßen den Sport-Club erstmal kommen, stellte im Mittelfeld die Passwege zu und versuchte es im eigenen Angriffsspiel mit schnellen Verlagerungen.

Den Gästen blieb anfangs somit häufig nur der lange Schlag nach vorne und der Versuch, sich über die zweiten Bälle in der gegnerischen Hälfte festzusetzen. Ein Unterfangen, das spätestens Mitte der ersten Hälfte anfing Früchte zu tragen. In kurzer Abfolge musste Gikiewicz einen Kopfball über die Latte lenken (29.) und zuschauen, wie ein Schuss von Christian Günter an den linken Pfosten klatschte (32.). Kurz vor dem Pausenpfiff bot sich außerdem Maximilian Eggestein nach einem abgeblockten Schuss von Ritsu Doan und vorangegangenem Konter die Chance aufs 1:0 – das Spielgerät zischte nur Millimeter am Augsburger Gehäuse vorbei (45.+3).

Freiburger Doppelschlag

Torlos ging es in die Pause, torreich wurde es sofort nach Wiederanpfiff. Auf der rechten Seite machte Kiliann Sildillia die Kugel vor dem gegnerischen Strafraum mit starkem Einsatz fest und flankte sofort butterweich in die Mitte, wo Michael Gregoritsch mit dem Kopf zur Stelle war und aus sieben Metern ins lange Eck vollendete – keine Minute war zu diesem Zeitpunkt in Durchgang zwei gespielt (46.).

Zwei Zeigerumdrehungen später erhöhte der Sport-Club auf 2:0. Maxi Eggestein wurde halbrechts vor dem Sechzehner gefällt und während alle im Stadion auf eine Freistoß-Flanke warteten, zirkelte Vincenzo Grifo den Ball über den zu spät reagierenden Rafal Gikiewicz hinweg in die Maschen (48.).

Und die Mannschaft des Freiburger Trainerteams hielt den hohen Druck aufrecht. Zunächst scheiterten Michael Gregoritsch und Roland Sallai noch nach schönen Kombinationen (51., 54.), dann wurde ein Treffer des Ungarn nach langer Ansicht der Videobilder aufgrund einer Abseitsstellung zurückgenommen (55.).

Ginter und Doan machen den Deckel drauf

War die Freude der rund 2.000 mitgereisten Freiburger nach Sallais Abseitstor noch recht schnell verebbt, durfte in der 61. Minute umso ausgiebiger gejubelt werden, denn: Rückkehrer Matthias Ginter war nach einem Freistoß aus dem Halbfeld per Kopf von Michael Gregoritsch bedient worden und hatte aus dem Rückraum mit einem starken eingesprungenen Schuss das 3:0 besorgt.

Der FCA wirkte von den kurz aufeinanderfolgenden Nackenschlägen geschockt und fand – auch weil der Sport-Club weiterhin mit hohem Druck und Spielfreude agierte – nicht mehr zurück ins Spiel. Nach einer Kombination der eingewechselten Nils Petersen und Daniel-Kofi Kyereh, konnte Ritsu Doan mit einem Flachschuss von der Strafraumkante gar auf 4:0 erhöhen (78.). Der dritte Treffer eines Freiburger Neuzugangs an diesem Nachmittag – und zugleich der Endstand.

Nach Spielschluss ließen sich die Spieler vom Auswärtsfanblock für einen Traumeinstand in die Bundesligasaison 2022/23 feiern. Weiter geht es bereits am kommenden Freitag um 20.30 Uhr, wenn der BVB im Europa-Park Stadion gastiert.

David Hildebrandt

Foto: Achim Keller