Mit dem 0:0 gegen RB Leipzig bleibt der Sport-Club auch im sechsten Spiel in Serie ungeschlagen.
Ein Abstieg und direkter Wiederaufstieg, eine Pokalfinalteilnahme, vier Achtelfinalspiele in der Europa League und insgesamt 312 Spiele im deutschen Oberhaus: Elf Jahre sind im Fußball eine lange Zeit, wie diese kleine Auswahl an Meilensteinen in der SC-Geschichte seit dem bislang letzten Samstagabend-Topspiel im Breisgau zeigt. Das fand Ende März 2014 gegen den 1. FC Nürnberg statt und endete mit 3:2 für den Sport-Club. Mit Julian Schuster und Nicolas Höfler standen immerhin zwei Akteure aufseiten des SC damals wie heute in den Diensten der Breisgauer.
Einer, der seine Zelte in Freiburg erst im Folgejahr aufschlug, stand vor der Partie im Fokus. Mit bis dato 297 Pflichtspielen für den SC, fehlte Vincenzo Grifo nur noch eine Partie um Karl-Heinz Schulz von Platz fünf der ewigen Rekordspieler zu verdrängen. Etwas gedulden musste sich der Deutsch-Italiener allerdings noch, bevor Nummer 298 zu Buche stand, da er, wie der angeschlagene Merlin Röhl aus der Startformation rotierte. Für Grifo und Röhl - der im Kader fehlte - starteten Junior Adamu und Eren Dinkci.
Leipzigs Coach Marco Rose hatte seiner Mannschaft angesichts der durchwachsenen Leistungen in den Vorwochen im Vorfeld der Begegnung ein Kurztrainingslager in Salzburg verordnet und das Team im Vergleich zur knappen Heimniederlage gegen formstarke Mainzer auf einer Position verändert. Anstelle von Amadou Haidara begann Kevin Kampl.
Abtastphase zu Beginn
Während die Stimmung auf den Tribünen des Europa-Park Stadions bereits mit Anpfiff auf Topspiel-Niveau war, brauchte das Geschehen auf dem satten Grün einige Minuten, um an Fahrt aufzunehmen. Auch, da die Gäste dem Sport-Club im Aufbau häufig bis zur Mittelinie den Ball überließen und auf eine kompakte Defensive setzten.
Wurde es in der Anfangsphase doch einmal gefährlich, dann zumeist über die rechte Freiburger Angriffsseite und den trickreichen Ritsu Doan. Dessen schöne Flanke es auch sein sollte, die die erste dicke Gelegenheit für den SC einleitete. Da Lucas Höler nicht genug Druck hinter seinen Kopfball aus neun Metern bekam, endete der Angriff in den Armen von Keeper Peter Gulacsi (13.).
Gulacsis Gegenüber Noah Atubolu wiederum dürfte Mitte des ersten Durchgangs zufrieden auf die Videoleinwand geblickt haben. Mit zu diesem Zeitpunkt 510 Minuten ohne Gegentreffer hatte der deutsche U21-Nationalspieler den Uraltrekord von Richard Golz aus der Spielzeit 2000/01 geknackt. Viel Mühe seinen Kasten sauber zu halten, hatte Atubolu bis dato nicht gehabt. Lediglich zwei eher ungefährliche Abschlüsse der Sachsen fanden bis Minute 30 ihren Weg auf das Freiburger Gehäuse.
Bis zum Gang in die Kabinen sollte sich an der Chancenarmut der intensiv geführten Partie nicht mehr viel ändern. Kiliann Sidlillia rettete mit einem beherzten Tackling im eigenen Sechzehner vor Benjamin Sesko (38.), Eren Dinkci misslang 16 Meter vor dem gegnerischen Tor eine Ballannahme nach sehenswertem Pass in die Tiefe (41.) – die aussichtsreichsten Szenen vor dem Pausenpfiff.
Keine Treffer im zweiten Durchgang
Das Freiburger Trainerteam reagierte zur Pause, verhalf Grifo zu seinem 298. Pflichtspiel und nahm dafür den als Linksaußen aufgebotenen Dinkci vom Feld. Und auch wenn das Gehäuse der Sachsen zunächst nicht in Gefahr geraten sollte: Der SC kam mit neuem Elan aus der Pause, kombinierte sich phasenweise zielstrebiger bis ins letzte Drittel des Gegners.
Insgesamt aber blieb vieles beim Bild von vor der Pause. Beide Abwehrreihen boten quasi nichts an, gleichzeitig wirkte auch keines der Teams gewillt ein unnötiges Risiko einzugehen. Ein Fernschuss von Christian Günter über das Tor blieb lange der einzige Abschluss, der es in die Notizblöcke schaffte (58.).
Erst eine knappe halbe Stunde vor Spielende ging es plötzlich binnen einer Zeigerumdrehung rund vor den Torhütern. Zunächst rettete Gulacsi seine Elf gegen einen platzierten Höler-Kopfball vor dem Rückstand, dann klärte Osterhage nach einem schnell vorgetragenen Leipziger Konter in höchster Not im eigenen Sechzehner (64.). Da auch Ridle Bakus Distanzversuch kurz darauf über die Latte rauschte (72.), und Doan das Gehäuse aus der Drehung knapp verfehlte (79.), ging es torlos in die Schlussphase der ausgeglichenen Begegnung. Die Partie blieb umkämpft, jeder gewonnene Zweikampf wurde vom Heimanhang gefeiert. Ein Treffer wollte aber nicht mehr fallen.
„Ich glaube, eine der größten Qualitäten von Leipzig ist ihr Umschaltspiel. Da muss man sehr diszipliniert sein. Das haben die Jungs gut gemacht und dann resultiert so ein Spiel wie heute daraus. Natürlich ist immer der Wunsch da, drei Punkte zu holen. Aber heute war es so ausgeglichen, dass wir absolut mit dem Unentschieden leben können,“ fasste Julian Schuster seine Sicht der Dinge im Anschluss an die Begegnung zusammen.
Der Sport-Club bleibt damit auch zum sechsten Mal in Folge ohne Gegentreffer – Vereinsrekord – und steht nach 25 Spieltagen mit 41 Punkten auf dem fünften Tabellenplatz. Als nächster Gegner wartet vor der anstehenden Länderspielpause die direkte Konkurrenz aus Mainz (Samstag, 15:30 Uhr) auf die Elf von Julian Schuster und seinem Trainerteam.
David Hildebrandt
Foto: Achim Keller
Aufstellung SC Freiburg: Atubolu - Sildillia, Ginter, Lienhart, Günter - Doan, Eggestein, Osterhage, Dinkci (46., Grifo) - Adamu (75., Beste), Höler | |
Trainer: Julian Schuster | |
Bank: Müller, Kübler, Philipp, Höfler, Makengo, Gregoritsch, Manzambi | |
Aufstellung RB Leipzig: Gulacsi - Geertruida, Orbán, Bitshiabu (78., Lukeba) - Baku, Kampl (46., Haidara), Xavi (88., Gomis), Vermeeren (56., Seiwald), Raum - Openda, Sesko (78., Poulsen) | |
Trainer: Marco Rose | |
Bank: Vandevoordt, Zingerle, Nedeljkovic | |
Tore: - | |
Gelbe Karten: - Orbán, Seiwald, Raum | |
Gelb-Rote Karten: | |
Rote Karten: | |
Schiedsrichter: Sven Jablonski | |
Zuschauer/innen (Fahrradzahl): 32.900 (5.616) |