Riposare in pace, Carmine

Verein
15.06.2022

Am 4. Juni verstarb unser lieber Kollege Carmine Giacobone nach 13 Monaten schwerer Krankheit. Am heutigen Mittwoch findet auf dem Bergäcker Friedhof in Freiburg-Littenweiler seine Trauerfeier statt. Ein Nachruf.

Wenn man morgens auf den Parkplatz des Dreisamstadions fuhr, war Carmine schon da. Meistens hörte man ihn schon von Weitem, wie er auf seinem fahrbaren Untersatz um die Ecke bog. Der hagere Kerl mit seinem übergroßen Schnurbart und dem einnehmenden Grinsen, der die Kollegen im Vorbeifahren grüßte. Auf dem Weg von der einen Tribüne zur nächsten, wo es etwas zu reparieren, auszubessern oder abzuschließen gab.

Zusammen mit seiner Frau Elke lebte er in der Hausmeisterwohnung des Dreisamstadions und damit quasi in der Südtribüne. Auf dem Stadiongelände kannte er jeden Winkel, jedes Loch und jeden Grashalm – egal ob auf dem Platz oder zwischen den Tribünenstufen. Arbeiten, schlafen, Heimspiele, mit seinem Hund Rex Gassi gehen, Feiern in der eigenen Kellerbar – alles an einem Ort.

„Chici“, wie ihn viele Freunde und Kollegen nannten – der ein oder andere, weil er seinen Nachnamen nicht richtig aussprechen konnten – gehörte zum Dreisamstadion wie die vier Fluchtlichtmasten, wie der abschüssige und zu kurze Platz oder die zusammengestückelten Tribünen. Und er hatte mindestens genauso viel Charme.

Es gab und gibt niemanden im Verein, der Carmine nicht kannte. Egal ob Cheftrainer, Vorstand oder Praktikant/in. Egal ob seit 20 Jahren im Verein oder erst zwei Monaten. An seiner herzlichen Art konnte man einfach nicht vorbeikommen. Seine schelmischen Sprüche, die er in einer Mischung aus italienisch gefärbtem Akzent und badischem Dialekt vortrug und dabei auch Vorstände oder Spieler nicht schonte, waren sein Markenzeichen. Geliebt wurde er trotzdem – oder gerade deshalb.

Aufgewachsen ist Carmine in Caserta bei Neapel, wo er zunächst bei seinen Großeltern lebte und Ende der 1970er-Jahre nach seinem Schulabschluss dann von seinen Eltern nach Südbaden nachgeholt wurde. In Freiburg machte der stolze Süditaliener zunächst eine Lehre als Dachdecker und Blechner. Es gibt wohl wenige Menschen, die so viel Dächer im Stadtteil Wiehre bestiegen haben wie er.

Für den SC Freiburg arbeitete Carmine seit 2001. Sein Talent entdeckten Trainer und Greenkeeper des Sport-Club damals beim Nachbarverein PTSV Jahn, wo er in einem kleinen Häuschen lebte und sich damals um den Platz kümmerte. Das tat er so gut, „dass unsere Profis manchmal zum Trainieren rüber sind“, erinnert sich sein Kollege Stefan „Spohni“ Spohn, der in den vergangenen Jahren am engsten mit ihm zusammengearbeitet hatte und mit dem ihm eine echte Freundschaft verband.

Vor knapp zehn Jahren wurde Carmine dann Hausmeister des Dreisamstadions, nachdem die Stelle frei wurde und sein Rücken eine Tätigkeit als Platzwart nicht mehr zuließ. Diesen Job füllte er bis zum Schluss aus – bis es nicht mehr ging.

Carmine war einer, der anpacken konnte. Einer vom alten Schlag. Seine Hilfe bot er an, auch wenn er wenig Zeit hatte. Nicht nur beim Sport-Club, sondern auch als ehrenamtlicher Fußballtrainer und Platzwart bei verschiedenen Vereinen, unter anderem beim SV Ebnet, SV Kappel, dem TSV Alemannia Freiburg-Zähringen und eben beim PTSV Jahn Freiburg.

Gleichzeitig war er auch ein Lebemensch, ein Fastnachtsnarr (bei der Narrenzunft der „Feurigen Salamander Ebnet“) und ein bunter Hund, bestens bekannt und vernetzt in der Freiburger Kneipenszene. Wo Carmine auftauchte, war eigentlich immer was los. Lieblingsgetränk: Whiskey-Cola.

Vor allem war er fußballverrückt. Seine Liebe galt – neben seiner Frau Elke, seinen Kindern Marco und Sabrina – vor allem dem SSC Neapel, der Squadra Azzurra und natürlich dem Sport-Club, dem er beim DFB-Pokalfinale in Berlin vor wenigen Wochen noch im Olympiastadion die Daumen drückte. Außerdem war er gern Torwart. Beim Betriebskick – unter anderem gegen die Heavy-Metal-Band Iron Maiden – stand er im Kasten und wurde daher scherzhaft auch „die Katze von Neapel“ genannt. 

Bis zuletzt strahlte Carmine Lebensfreude und viel Menschlichkeit aus, obwohl ihn seine Krankheit doch schwer gezeichnet hatte. Seinen 61. Geburtstag am 16. Juli konnte er nicht mehr feiern. Er verstarb am 4. Juni, nach 13 Monaten schwerer Krankheit, in seiner Wohnung in der Schwarzwaldstraße, im Kreise seiner Familie. Einige seiner Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen konnten ihn zuletzt dort noch besuchen und sich von ihm verabschieden.

In Zukunft werden wir Carmine nicht mehr auf dem Stadiongelände antreffen. Du fehlst uns, Kollege. Für uns bleibst du aber für immer ein Teil des SC Freiburg – und des Dreisamstadions ohnehin.

Foto: Dominik Bloedner (Badische Zeitung)

 
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