"Ein zentrales Element des Dialogs"

Verein
27.02.2023

Welchen Stellenwert hat der Fanbeirat für den gegenseitigen Austausch zwischen Verein und Fans sowie die Weiterentwicklung der Fankultur? Ein Gespräch mit Eberhard Fugmann, SC-Präsident, und Arne Stratmann, Leiter für gesellschaftliche Kommunikation und Fans. 

Herr Fugmann, Herr Stratmann, Anfang Februar fand die konsituierende Sitzung des SC-Fanbeirates statt. Welche Idee steckt hinter diesem neuen Gremium?

Eberhard Fugmann: Es gibt ja seit vielen Jahren und in unterschiedlichen Zusammensetzungen Gespräche zwischen dem Sport-Club und seinen Anhänger/innen. Dabei haben einige Fangruppierungen immer wieder angeregt, den diesen Dialog intensiver zu gestalten...

...was mit dem Fanbeirat nun umgesetzt wird?

Arne Stratmann: Wir denken: ja. Auch weil jetzt mit einer erweiterten Teamaufstellung im Bereich unserer Fanbetreuung mehr Kapazitäten zur Verfügung stehen. Ab April werden wir zudem nicht nur - wie von der DFL vorgeschrieben - drei, sondern vier hauptamtliche Fanbeauftragte haben. Das ist angesichts ständig wachsender Mitgliederzahlen und der vielfältigen Freiburger Fankultur auch notwendig. Nicht nur, was die Spielbegleitung angeht, sondern auch bezogen auf grundsätzliche konzeptionelle Fragen. 

Mit seinem Präsidenten, Herr Fugmann, hat der Sport-Club ja quasi sogar noch einen fünften Fanbeauftragten - oder nicht? 

Fugmann: Wenn Sie so wollen, könnte man das tatsächlich so ausdrücken. Die Vereinssatzung wurde schon vor meiner Wahl dahingehend geändert, dass die Kommunikation mit den Mitgliedern, aber auch die Mitausgestaltung des Klub-Fan-Dialogs, schwerpunktmäßig in den Aufgabenbereich des Präsidenten fällt. Der Verein ist in den letzten Jahren so stark gewachsen, dass der hauptamtliche Vorstand diese Kommunikation allein gar nicht mehr bewältigen kann. Insofern arbeiten Arne als hauptamtlicher Leiter Gesellschaftliche Kommunikation und Fans und ich als ehrenamtlicher Präsident da eng zusammen - und gleichzeitig auch mit dem gesamten Team der Fanbetreuung. Ich finde, so haben wir inzwischen auf Seiten des Vereins eine gewisse Schlagkraft entwickelt, um den Dialog mit den Fans angemessen führen zu können und dabei auch zu Ergebnissen zu kommen. 

Dem Fanbeirat gehören 21 Fan-Vertreter/innen an, dazu Sie beide, drei Fanbeauftragte sowie ein Mitglied des Ehrenrats. Nach welchen Kriterien wurde der Fanbeirat zusammengestellt?

Stratmann: Es gibt einen gewissen Rahmen, den die DFL vorgibt. Zur Saison 2022/23 wurden seine Inhalte nach einem großen Konsultationsprozess mit bundesweiten Fanorganisationen sowie Vertreter/innen aus der professionellen Fanarbeit als Teil der Lizenzierungsordnung verabschiedet. Es gibt einerseits verpflichtende Elemente und andereseits Elemente, die empfehlenden Charakter haben. Damit sind wichtige Leitplanken für die Klub-Fan-Dialoge bei den 36 Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga gesetzt worden. Der Austausch zwischen Fans und Verein soll aber weiter individuell an den Standort angepasst umgesetzt werden. 

Können Sie das für Freiburg ein bisschen konkreter fassen?

Stratmann: Uns war es von Anfang an sehr wichtig, dass die unteschiedlichen Facetten der Fankultur beim Sport-Club in diesem Gremium repräsentiert sind. Trotzdem kann das immer nur eine Annäherung sein. Sie möglichst gut hinzukriegen, zählt künftig zu den wichtigen Aufgaben des Fanbeirats. 

Fugmann: In der DFL-Formulierung heißt es, dass die Vielfalt von Fans in diesem Fanbeirat abgebildet werden soll. Beim SC Freiburg gibt es ja neben der Fangemeinschaft, in der rund 100 Fanclubs zusammengeschlossen sind, auch mehrere Ultra-Gruppierungen. Dass diese unterschiedlichen Fan-Gruppen auch miteinander kommunizieren, ist uns wichtig, wie auch mit mehr als 50.000 Mitgliedern die nicht Organisierten mit dabei zu haben, die ja ebenfalls Teil unserer Fankultur sind...

...und ein gar nicht so kleiner. 

Fugmann: Richtig. All das schlägt sich jetzt in der Zusammensetzung des Fanbeirats nieder. Die aktive Fanszene hat dort acht Vertreterinnen und Vertreter, die Fangemeinschaft fünf plus zwei Vertreter aus ihrem Vorstand. Dazu kommt ein Vertreter für Menschen mit Behinderung, der auch Vorsitzender des Inklusionsfanclubs Breisgauflitzer ist. Außerdem gibt es fünf nicht organisierte Mitglieder, die sich ebenfalls schon seit vielen Jahren für den Sport-Club engagieren. 

Stratmann: Für diese Zusammensetzung gab es in der konstituierenden SItzung dann auch ein einstimmiges Votum. Deshalb starten wir jetzt für die vier vereinbarten Sitzungen in diesem Jahr mit dieser Aufstellung. Dann werden wir bei einem fünften Treffen im November zurückschauen und reflektieren: Wie lief es in der Organisation, wie sind Themen behandelt worden, passt die Zusammensetzung so? Das ist der Weg, den wir jetzt gemeinsam beschreiten werden. 

Hat Sie die erste Sitzung in diesem Ansatz bestärkt?

Fugmann: Auf jeden Fall. Wir waren zum Beispiel sehr beeindruckt von der Diskussionskultur, die durch eine große Sachlichkeit und Offenheit geprägt war. 

Stratmann: Ziel ist es, dass der Fanbeirat den Verein bei potenziell allen Themen, die Fans betreffen können, berät. Ein Entscheidungsgremium ist er aber nicht. In der ersten Sitzung ging es zum Beispiel schon konkret um Problemstellungen im Umlauf, auf die der Verein mit mobilen Erweiterungen am Spieltag - beispielsweise vor der Südtribüne - reagierte. Wir haben uns dazu Feedback von den Fanverterter/innen eingeholt. Das war sehr konstruktiv und hat bereits den Mehrwert des Fanbeirats gezeigt. 

Wurde auch schon festgelegt, welche Themen man sich für den Rest des Jahres vornimmt?

Stratmann: Vor unseren Treffen wird die jeweilige Tagesordnung gemeinsam abgestimmt. Sowohl die Fanvertreter/innen als auch der Verein können dafür ihre Themen benennen. Es können sich aber genauso Mitglieder mit ihren Anliegen über die E-Mail-Adresse des Fanbeirats an das Gremium wenden oder auch direkt an eine der im Fanbeirat aktiv beteiligten Gruppierungen. Das Entscheidende ist: Nicht nur der Verein gibt Themen vor, sondern das geschieht partizipativ. Außerdem werden die Sitzungen protokolliert und die Inhalte von Vereinsvertreter/innen im Verein sowie von den Fanvertreter/innen in ihren Gruppierungen kommuniziert. Einmal im Jahr werden auch die Vorstände Oliver Leki und Jochen Saier in den Fanbeirat kommen, sich informieren und mitdiskutieren. 

Fugmann: Und wir wollen je nach Thema bei jeder Fanbeiratssitzung auch unsere Abteilungsleitungen mit einbeziehen, Personen, die zu den einzelnen Themen qualifiziert Auskunft erteilen können. Das ist für die Mitglieder des Fanbeirats wichtig, um so direkt ins Gespräch mit den zuständigen Vertreter/innen des Vereins zu kommen - und umgekehrt genauso. Wie kommunizierende Röhren. Ich bin überzeugt, dass sich unsere Vereinskultur dadurch in ihrer Gesamtheit weiterentwickeln kann. 

Und auch weiter auf bewährten Fundamenten steht?

Fugmann: Ziel ist auf jeden Fall eine Freiburger Fankultur, die sich in der Bundesliga hoffentlich nach wie vor positiv abhebt. Das ist mir ein wichtiges, persönliches Anliegen. 

Stratmann: Wichtig ist auch: Dieser Fanbeirat wird nicht alle bestehenden Formate des gesamten Klub-Fan-Dialogs ersetzen. Wir sind weiter insbesondere über die Fanbetreuung im Gespräch mit einzelnen Fangruppen und machen Veranstaltungen mit den Fanclubs, der Projektgruppe Frauenfußball oder im Rahmen des Formats "Zeit für GeSChichte". Auch die 2022 begonnenen Mitglieder-Foren werden fortgesetzt werden. Der Fanbeirat ist also ein zusätzliches, ergänzendes Element, das aber zukünftig eine zentrale Rolle beim Dialog zwischen Verein und Fans spielen soll. Weil hier vielfältige fankulturelle Gruppen und Ansichten zusammenkommen und miteinander Themen diskutieren, die den Sport-Club in seiner Gänze ausmachen - und auch zurkünftig ausmachen sollen. 

 

Interview: Dirk Rohde und Uli Fuchs

Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel".

Foto: Achim Keller

 
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