Am kommenden Samstag trifft die U19 des SC Freiburg im Halbfinale des DFB-Pokals auf Schalke 04. Auf den Club also, gegen den zehn Jahre zuvor die damalige U19 das Finale gewann und somit den Pokal holte – und dafür nicht nur vom eigenen Anhang gefeiert wurde. Von Constantin Schöttgen.
Kurz dachte ich, ich spinne. Auf dem Foto sieht es ja aus, als ob ich zwei verschiedenfarbige Schuhe trage, und sowas hab ich nie gemacht, nicht mal im U19-DFB-Pokalfinale 2014 gegen Schalke. Tatsächlich aber ist der orangene Schuh gar nicht meiner, sondern liegt auf dem Rasen, weil mein damaliger SC-Mitspieler und lustiger WG-Mitbewohner Jonas Bergmann in der Bildmitte ihn bei diesem Zweikampf mit Schalkes Leroy Sané
verloren hat – ein kurioses Bild.
Mit Jonas und auch Kapitän Faiz Gbadamassi, vorne mit der Nummer 4, hatte ich lange keinen Kontakt mehr, was schade ist. Schließlich waren wir über Jahre eng verbunden wie in einer Familie. Mit einigen Jungs von damals bin ich aber noch eng befreundet, besonders mit Hendrik Hofgärtner und Jonas Föhrenbach, die derzeit beim FC Augsburg II und 1. FC Heidenheim spielen. Wir machen jedes Jahr zusammen Urlaub.
Dass wir vor zehn Jahren den Junioren-Pokal holten, war Wahnsinn, zumal Schalke ein brutal starkes Team hatte, das in der Youth League damals
erst gegen den FC Barcelona ausgeschieden war. Allein der Trip zum Finale war unglaublich für uns: der Flug, das Hotel, die Aufmerksamkeit, die wir als Pokalfinalist bekamen. Alles war anders und ungewohnt.
Das Spiel gewannen wir 8:7 im Elfmeterschießen, wobei ich in die komfortable Situation kam, dass der heutige Nationalspieler Thilo Kehrer für
Schalke verschossen hatte, ehe ich zum Elfer ran musste – und zum Glück verwandelte. Unser somit eingetüteter Sieg war sicher der krasseste Moment in meinem Leben bisher. Und obwohl er mir heute sehr weit weg und lange her vorkommt, ist manches auch, als wär’s gestern gewesen: etwa wie wir dann zum SC-Anhang liefen, darunter meine Schwester und mein Bruder und natürlich die vielen mitgereisten Freunde und Familienangehörigen der anderen Jungs. Es war unfassbar emotional.
Vom Stadion am Wurfplatz war’s danach nur ein Katzensprung zur Siegerehrung im Olympiastadion, das kurz vor dem Herren-Pokalfinale Bayern gegen Dortmund schon gut gefüllt war. Da wir den BVB-Erzrivalen Schalke besiegt hatten, bejubelten uns die schwarz-gelben Fans lautstark. Später feierten wir im Hotel und dann im „Pearl“ weiter, einem ziemlichen Schickimicki-Club. Eigentlich nicht so mein Fall, aber das war mir da ganz egal.
Unabhängig vom Pokalsieg, und auch wenn ich kein Fußballprofi wurde, bin ich glücklich, beim SC gekickt zu haben. Ich hab das für mein Leben gern gemacht und dabei viel Wertvolles gelernt, etwa in einem zusammengewürfelten Haufen unterschiedlichster Typen mit jedem klarzukommen
Mit 22 Jahren hab ich mit Leistungsfußball aufgehört. Mir fehlte auch einfach der absolute Wille, unbedingt Profi zu werden. Ich begann ein Studium,
auch weil ich bei meinem Bruder sah, wie cool ein Studentenleben sein kann. Cool war’s aber auf jeden Fall auch beim SC, in dessen Fußballschule, glaube ich, einiges anders läuft als anderswo: Es geht einfach sehr menschlich zu. Ich hab die geile Zeit dort sehr genossen.
Aufgezeichnet von Timo Tabery
Foto: Imago Images