Tja, da bejubeln wir den ersten großen Titel einer SC-Jugend, den DFB-Junioren-Pokalsieg 2006. Christian und ich kannten uns da schon 18 Jahre. Und jetzt, wiederum 18 Jahre später, da er beim SC bald aufhört – was ist das Wichtige und Besondere, das ich da hervorheben würde?

Die Eckdaten unserer Beziehung sind ja bekannt. Auch ich selbst habe sie oft wiedergegeben: Wie aufregend es 1988 für mich war, beim SC 2. Bundesliga zu spielen und aus Gottenheim nach Freiburg in eine WG mit dem damaligen Neuzugang Christian Streich und noch zwei anderen total coolen Typen zu ziehen. Oder wie wir – bevor wir ab 1990 beide gemeinsam beim Freiburger FC gekickt haben – auch einmal als Gegner aufeinandertrafen: Christian im Trikot des FC Homburg und ich als SC-Torwart. Und wie er mich in dem Spiel mit dem Ellenbogen so am Kinn erwischt hat, dass meine Zunge genäht werden musste. Christian war eben ein harter Spieler.

Die U19 des SC haben wir – Christian war nebenbei Student und ich Lehrer im Referendariat – dann ab 1999 gemeinsam trainiert. Damals noch bei Post Jahn Freiburg und auf dem Hartplatz am Dreisamstadion, wo die Torhüter Eishockeyhosen überzogen, um sich nicht zu verletzen und wo bei Spielen der Ersten Mannschaft die Autos parkten.

Nach der Gründung der Freiburger Fußballschule im Möslestadion 2001 kamen wir uns dann wie im Paradies vor: feste Umkleiden, mehrere Rasenplätze, ein Kunstrasen, Trainerbüros, 16 Internatsplätze.

Der Pokalsieg 2006 veränderte auch über die Fußballschule hinaus die Wahrnehmung der SC-Nachwuchsarbeit: Vielen schimmerte, dass da richtig langfristig etwas entsteht. Und ich werde nie vergessen, wie wir nach dem Finale mit dem Pokal, den unser Betreuer Harry Glusa hinter der Frontscheibe unseres Busses präsentierte, durch Berlin gefahren sind. Und das ist nur einer von so vielen Höhepunkten, die wir in diesen unglaublichen gemeinsamen Zeiten erlebt haben. Erst recht ab 2012, mit Christian als Trainer der Profis, ist der Verein nochmal ein riesiges Stück vorangekommen. Aber auch das ist ja allseits bekannt.

Was für mich das ganz Besondere, das Wesentliche ist? Dass unsere Freundschaft über all die Jahre gehalten hat und sich unser Miteinander heute immer noch gut anfühlt. Und das in einem Geschäft, in dem es hoch emotional zugeht, und in Funktionen, von denen ungemein viel für den Club abhängt. Wir dürfen, glaube ich, schon ein bisschen stolz sein, dass es dabei zwischen uns so eng geblieben ist, so vertraut und offen – freundschaftlich eben. Es ist fast ein Wunder.

Als Christian, kurz nachdem wir uns kennengelernt hatten, nach Homburg ging, dachte ich: So ein Mist, da geht er hin. Unsere Freundschaft war damals ja noch ganz jung. Heute weiß ich, dass sein Abschied an unserer Beziehung nichts ändern wird. „Mach was Cooles!“, denke ich mir. Und fahr mal mit, wenn ich zum Scouten unterwegs bin, nach Toulouse oder Braunschweig. Wir gucken ein Spiel und haben eine gute Zeit.

Klemens Hartenbach (59) spielt und arbeitet Fußball mit Christian Streich – fast ohne Unterbrechung – seit 1988.

Aufgezeichnet von Timo Tabery

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