Die heutigen Kooperationsvereine SC Freiburg und Freiburger FC waren einst erbitterte Rivalen. Lange Jahre war der FFC der klare Freiburger Primus. 1982 kam es zur Wachablösung. Hans-Peter Schulzke, Mitorganisator der SC-Traditionself, erinnert sich.
Nicht schlecht, meine Beinmuskulatur, oder (lacht)? Die Szene ist typisch für mich damals: mit hängenden Stutzen und ohne Schienbeinschoner. So spielte ich als Verteidiger gegen die besten Zweitligastürmer, etwa Rudi Völler. Hinter mir sichert „der Brasilianer“ ab: Karl-Heinz Wöhrlin, ein eleganter Spieler und neben Stürmer Hans Meisel mein bester Freund damals beim Sport-Club. Im Tor lauert Günter Wienhold, über Jahre sowas wie unsere Lebensversicherung.
Meinen Gegenspieler vom Foto (links) erkenne ich leider nicht eindeutig. Ans damalige Spiel im Dreisamstadion 1982 erinnere ich mich aber noch gut: ein 4:0-Derbysieg gegen den Freiburger FC vor 13.000 Zuschauern, die richtig nah am Spielfeld dran waren. Danach feierten wir mit unseren Fans bei einigen Bierchen im Vereinsheim „Dreisamblick“. Der Sieg gab enormen Auftrieb. Wir verloren keines der noch folgenden drei Zweitligaspiele dieser Zittersaison und hielten die Liga.
Der FFC aber stieg ab, dabei hatte er in der Vorrunde noch oben mitgespielt. Über Jahre hatte er unterstützt von Geldgebern oft namhafte, teure Profis verpflichtet, sogar einen echten Star wie Buffy Ettmayer. Nun aber lag der Verein wirtschaftlich am Boden. Dennoch dachte keiner, der FFC könnte das Derby abschenken. Eher dachten wir: Wenn die schon selbst absteigen, wollen sie uns wenigstens mit runterziehen. Unter uns Profis verstanden wir uns zwar gut, und die Stadt-Derbys liefen fair und anständig, aber unter den Clubverantwortlichen und den Fanlagern herrschte eine bittere Rivalität.
Der FFC war eben der Platzhirsch, der Traditionsverein und deutsche Meister von 1907. Als kleiner Bub war der FFC mit seinem Möslestadion ein Traum für mich. Ich dachte: Da will ich mal spielen! Dank des legendären Jugendleiters Wolfgang Keller, der beim TuS Schönau auch die Brüder Jogi und Markus Löw sowie meinen Cousin Wolfgang Becker, der zum KSC wechselte, formte, schaffte ich es tatsächlich zum Fußballprofi und wechselte als solcher 1979 von Eintracht Braunschweig zurück in die Heimat – aber zum SC, inzwischen wie der FFC Zweitligist, und Präsident Achim Stocker rackerte unermüdlich. Unvergesslich ist für mich etwa, wie er bei einer DFB-Verhandlung – ich hatte zu Recht glatt Rot gesehen – die klamme Lage beim SC so herzerweichend dargestellt hat, dass ich freigesprochen wurde. „Denen haben wir’s gezeigt!“, sagte Stocker danach augenzwinkernd.
Trotz bröckelnder Vorherrschaft sah man beim FFC weiterhin etwas hochnäsig auf die „Dreisamratten“ vom SC herab (lacht). Klar, die SC-Fans gifteten mit gleicher Münze zurück. Und vor Derbys knisterte es: Wer ist die Nummer 1 in der Stadt? Im Training spürte man: Jeder will unbedingt spielen. Im Café wurde man aufs Derby angesprochen und merkte gleich: Wer hält zum SC und wer zum FFC?
Das 4:0 von 1982 sollte das letzte Freiburger Derby bleiben. Der FFC scheiterte mehrfach am Wiederaufstieg. Leider. Wir Spieler haben die Stadt-Derbys nämlich bald schon vermisst. Das waren absolute Highlights.
Timo Tabery
Foto: "Staatsarchiv Freiburg W 140 NR. 00121, Sammlung Marlis Decker“
Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist.