Abstiegskampf und Dramatik pur bei Eiseskälte und Schneetreiben: Die Auswärtspartie des Sport-Club beim 1. FC Köln in der Saison 2017/18 hatte es in sich. Marco Terrazzino erinnert sich.
Na, schick waren unsere grau-schwarz-lila Ausweichtrikots nicht gerade, oder? Ich mag ja eher klassische Trikots ohne viel Schnickschnack. Sonst fällt mir zu diesem Foto, das ich schon oft aufs Handy geschickt bekommen habe, vor allem ein Wort ein: kalt. Denn nachdem ich da im Zweikampf mit Frederik Sörensen in den aufgehäuften Schnee geraten bin, waren meine Füße komplett nass und eiskalt. Richtig eklig. Allgemein mag ich Schnee nicht. Ich liebe Wärme und Sonne – typisch Italiener eben.
Vor dem Spiel im Dezember 2017 beim 1. FC Köln hatte es aber nunmal derart heftig geschneit, dass lange geschippt werden musste, bis mit halbstündiger Verspätung angepfiffen werden konnte – und wir ruckzuck mit 0:3 hinten lagen. Das 2:0 der Kölner fiel durch einen Elfmeter. Und da im Schnee kein Punkt zu finden war, musste der Schiri die elf Meter mit Schritten abmessen, die die FC-Fans lauthals mitzählten. Immerhin hat Nils Petersen per Volleyschuss noch vor der Pause das 1:3 für uns gemacht.
Danach haben wir eine super Moral gezeigt – und die Kölner Nerven. Janik Haberer köpfte das 2:3. Nils machte in der 90. Minute das 3:3 – und in der Nachspielzeit sogar noch das Siegtor für uns, jeweils per Elfmeter. Welcher Kölner dabei den letzten Strafstoß so extrem ungeschicktverschuldet hat, hätte ich ohne nachzusehen nicht mehr gewusst: Serhou Guirassy, heute der Star des VfB Stuttgart. So kann's gehen im Fußball: Aus einem 0:3 wird ein 4:3, und der Pechvogel von damals ist heute ein gefeierter Goalgetter.
Uns hat der Sieg damals in einer Saison, in der Abstiegskampf pur angesagt war, natürlich enorm gut getan. Und es war lustig, danach mit den SC-Fans in der Kurve zu feiern. So wurde das – meinen Eisfüßen zum Trotz – ein richtig schöner Tag.
Überhaupt hatte ich beim SC eine gute, lehrreiche Zeit. In Freiburg hab ich gelernt, was es heißt, Profi zu sein und alles dafür zu tun, optimal leistungsfähig zu sein. Mit allem, was dazugehört: Ernährung, Trainingsvor- und -nachbereitung und so weiter. Besonders war für mich auch, mit meinem alten Kumpel Manu, also Manuel Gulde, zusammenzuspielen. Beim kleinen VfL Neckarau aus Mannheim hatten wir als Jugendkicker zusammen früher oft sogar die Nachwuchsteams von Proficlubs besiegt. Pascal Groß, der da auch dabei war, ist kürzlich sogar Nationalspieler geworden, was absolut mega ist – für ihn, aber auch für uns alle aus der Neckarau-Clique. Bis heute gibt es da einen großen Zusammenhalt.
Der herrschte auch beim SC. Und Spaß musste natürlich auch ab und zu sein. Dabei habe ich – als einer von mehreren – im Spielerkreis mitunter Trainer Christian Streich imitiert. Dass er das kürzlich sogar in einem Interview erwähnt hat, hat mich erst ein bisschen verunsichert, aber ich finde es jetzt ganz witzig. Im Nachhinein erinnere mich auch, wie er mal in die Kabine kam, als ich ihn gerade nachgemacht habe. „Puh, gerade noch mal gut gegangen“, habe ich damals gedacht. Offensichtlich hat er da aber wohl doch mehr mitbekommen, als ich gehofft hatte (lacht).
Aufgezeichnet von Timo Tabery
Foto: Imago Images
Dieser Text erschien erstmals in unserem Stadionmagazin "Heimspiel", das hier auch im Abo erhältlich ist.