Am Freitag (ab 13 Uhr, ive auf www.uefa.com) findet in Monaco die Auslosung zur UEFA Europa League statt. Die Freiburger Europareise begann vor 28 Jahren im UEFA-Cup gegen Slavia Prag. Hanno Franke, heute Abteilungsleiter Marketing und Nachhaltigkeit und damals seit ein paar Monaten als Marketingmitarbeiter im Verein, erinnert sich.
Hanno, nimm uns mit in den September 1995...
Die ersten Monate seines Berufslebens vergisst man ja nicht. Die Truppe war gerade sensationell Dritter in der Bundesliga geworden und hat dann zum Saisonstart 1995/96 wahnsinnig Probleme bekommen. Rodolfo Cardoso ging nach Bremen und die Mannschaft hat ganz viele Spiele verloren. Auch das Spiel gegen Slavia Prag war noch mit der alten Mannschaft. Da war weder Alain Sutter da, noch Nikola Jurčević, noch Harry Decheiver - die kamen dann alle hintereinander weg später im Herbst.
Wie sah das Dreisamstadion damals aus?
Die neue Südtribüne war gerade fertiggestellt, der Erdhügel auf Nord war ohnehin eine reine Stehplatztribüne und auf der Gegengerade gab es unten auch noch Stehplätze. So fanden 18.000 Fans im Dreisamstadion Platz. Großartig fand ich, dass es damals gegen Prag keine Einschränkungen auf den Stehplätzen gab. Die Mannschaft hat auch richtig gut gespielt und viele Chancen - trotzdem ging das Heimspiel mit 1:2 verloren. Sportlich war nach der rauschhaften Saison davor einfach eine Katerstimmung zu spüren.
Die Marketingabteilung bestand damals aus Dir und einem weiteren Kollegen. Wie habt ihr dieses Europa-Abenteuer organisiert bekommen?
Ich kann mich gut daran erinnern, dass wir aus Stuttgart Jürgen Holder von Sponsorcom haben kommen lassen. Er war Berater und Sportvermarkter, den wir in der Zeit öfter konsultiert haben. In alten Aufnahmen habe ich gesehen, dass wir im UEFA-Cup über die gesamten 240 Meter Drehwender im Einsatz hatten. Das waren drehbare Werbebanden, die wir zum Teil mit unseren eigenen Werbepartnern bestückt hatten. Eine UEFA-Zentralvermarktung, mit exklusiven Partnern nur für den Wettbewerb, gab es also noch nicht. Auch der Aufwand, den wir heute betreiben, bis unters Dach alle eigenen Werbebanden abzukleben, um den Partnern der Europa-League Exklusivität zu gewähren, gab es damals noch nicht.
Apropos Aufwand: In der Europa League gibt es jede Menge UEFA-Inspektoren, die den Verein in der Organisation der Spiele auf Trab halten. Wie lief das 1995?
Ich kann mich nicht erinnern, dass es da unerfüllbare Auflagen gab. Wenn man sich Fotos vom Spiel anschaut dann fällt auf, dass wir zuhause in gelb-schwarzen Trikots gespielt haben. Da waren sich die Trikots von uns und Prag wohl zu ähnlich und die UEFA hatte das letzte Wort. Auf Trab gehalten haben uns andere Dinge. Es gab etwa eine Sonderausgabe des "heimspiel", so hieß das Stadionzeitung schon damals. Wir hatten das erste digital produzierte Magazin in Freiburg auf den Weg gebracht und die Druckereien und Werbekunden waren noch voll auf Handwerk ausgelegt. Da war natürlich Vollalarm angesagt und jede zweite Anzeige musste neu gebaut werden. Die Ausgabe kommt jetzt übrigens in unsere Museumsecke im neuen Stadion - so schnell werden Dinge museal.
Auch um die TV-Übertragung musstet ihr euch damals selbst kümmern...
... ich glaube, dass das eine öffentlich-rechtliche Übertragung und Kommentierung gewesen ist. Der Spielkommentar klingt aus heutiger Sicht sehr zurückhaltend. Bundestrainer Berti Vogts war damals im Stadion, wurde aber nicht in der Halbzeit als Experte zu seiner Meinung gefragt. Das SWF-Fazit zum Spiel lautete übrigens: Freiburgs Europapokalpremiere nur vom Resultat her ein Flop. Die Leistung stimmte und machte Mut für die Bundesliga und das Rückspiel in Prag.
Das Rückspiel endete dann 0:0 und die erste Freiburger Europapokalsaison war schnell beendet.
Ja, es galt von der ersten Runde an das KO-System. Die Mannschaft konnte sich schnell wieder auf die Bundesliga konzentrieren und hat nach dem schlechten Start in der Rückrunde auch noch die Kurve gekriegt und ziemlich souverän die Klasse gehalten. Slavia Prag hat es dafür bis ins Halbfinale des UEFA-Pokal geschafft. Die hatten aber auch überragende Spieler wie Karel Poborský in ihren Reihen.
Slavia Prag ist übrigens ein möglicher Gegner dieses Jahr in der Europa League. Slavia spielt am Donnerstagabend noch Play-Offs und hat sein Hinspiel gewonnen. Eine Reise in die goldene Stadt? Das wäre doch was…
Das Rückspiel 1995 habe ich nur am Fernsehen gesehen. Daher wäre eine Fahrt nach Prag wirklich schön.
Interview: Sascha Glunk
Foto: Picture Alliance