"Immer daran glauben"

Verein
19.09.2023

Es gibt viel zu fragen, wenn sich ein Jugendspieler und ein Profi des SC Freiburg zum Gespräch treffen. Im "Doppelpass" unterhalten sich dieses Mal Merlin Röhl und Timo Klausmann über erste Kicks auf dem Bolzplatz, Bewerbungen per App und ungewöhnliche Wege in den Profifußball.

Merlin Röhl: Hallo Timo, wie gehts? Die Doppelpass-Rubrik habe ich schon öfter im Stadionmagazin gesehen. Was interessiert dich?

Timo Klausmann: Hallo. Erstmal: Wann hast du angefangen, Fußball zu spielen?

Röhl: Auf dem Bolzplatz, mit drei oder vier Jahren. Das war in Berlin, wo ich herkomme. Im Verein dann als Siebenjähriger, bei Babelsberg 03 in Potsdam, wo wir hingezogen sind. Wann hast du begonnen, und spielst du schon lange beim SC Freiburg?

Klausmann: Das war mit drei oder vier, in Vöhrenbach. Beim SC bin ich seit der U13, jetzt spiele ich in der U15. Vöhrenbach liegt im Schwarzwald, ungefähr eine Stunde von Freiburg entfernt. Dort wohne ich auch. Von etwas weiter weg kommt Christian Günter, aus Tennenbronn.

Röhl: Ah, da kommst du her? In der Gegend war ich schon mal, bei einem Physiotherapeuten. Deswegen kann ich mir ein bisschen vorstellen, wo
du lebst. Wie kommst du dann hierher zum Training?

Klausmann: Früher hat mich meine Mutter gefahren, jetzt werde ich mit dem Bus vom SC-Fahrdienst abgeholt und nach Hause gebracht.

Röhl: Das stelle ich mir sehr anstrengend vor, du gehst ja auch noch zur Schule. Ich habe in Babelsberg zum Glück in der Nähe des Trainingsgeländes gewohnt, und in Ingolstadt später im Internat.

Klausmann: Der FC Ingolstadt war ja dein erster richtiger Profiverein. Wie kam es, dass du aus dem Norden soweit runtergezogen bist?

Röhl: Kennst du die Geschichte schon? Die ist ganz lustig. Ich war früher etwas kleiner, ein bisschen unauffälliger und bin keinem Scout aufgefallen. Ich habe bis zur U17 in Babelsberg gespielt. Dann habe ich gesehen, dass einer aus unserer Mannschaft eine App hatte, die Tonsser-App, in die er immer seine persönlichen Spielstatistiken und Leistungsbewertungen eingetragen hat. Das habe ich dann auch gemacht. Meine Vorlagen und meine Tore in jener Saison, und dann konnte ich mich über die App für ein Probetraining beim FC Ingolstadt bewerben.

Klausmann: Cool. Und wie lief es dort für dich?

Röhl: Gut. An dem Tag waren 75 Spieler gekommen. Ich bin wohl aufgefallen, denn ich wurde danach noch mal für eine ganze Woche eingeladen. Und dann bin ich zum FC Ingolstadt gewechselt. Das ist schon auch eine skurrile Story, dass ich, quasi ohne richtig gescoutet worden zu sein, nach Ingolstadt gekommen bin.

Klausmann: War das auch der Punkt in deiner Karriere, wo du gedacht hast: Jetzt weiß ich, dass ich Profi werden will?

Röhl: Mit dem Schritt nach Ingolstadt wollte ich es zumindest probieren. Ich habe aber trotzdem in der U17 nicht gedacht, ich gehe jetzt dahin und
werde Profi. Aber unter den guten Voraussetzungen dort konnte ich mich weiterentwickeln. Bis dahin sah es eigentlich nicht nach einer Profikarriere
aus. Das kann ich auf jeden Fall weitergeben: Du musst immer daran glauben, und manchmal braucht es einfach nur Glück.

Klausmann: Du hast ja mit Ingolstadt 2021/22 auch schon eine Saison in der 2. Bundesliga gespielt.

MERLIN: Ja, ich bin über die U19 zur Ersten Mannschaft gekommen, wir sind dann aus der 3. Liga aufgestiegen, aber nach einem Jahr schon wieder abgestiegen. Danach bin ich zum Sport-Club gewechselt. Auf welcher Position spielst du?

Klausmann: Früher war ich Stürmer, jetzt meistens Linksverteidiger.

Röhl: Und Linksfuß bist du auch? Das kann noch wertvoll sein, denn davon gibt es nicht so viele. Da hast du größere Chancen, auf der Linksverteidigerposition oder links vorne zu spielen. Ich habe immer im Zentrum gespielt, in dieser Vorbereitung auch mal Stürmer.

Klausmann: Und wie ist es jetzt für dich, hier beim SC Freiburg zu spielen, Europa League, das ist ja ...

Röhl: … Ich habe leider noch nicht Europa League gespielt, aber das ist natürlich dieses Jahr auch ein Ziel. Vergangene Saison war ich öfter verletzt. Aber hier zu spielen, wenn das Stadion voll ist, das ist einfach ein super Gefühl. In der vergangenen Saison hatte ich im Spiel bei Borussia Mönchengladbach mein Bundesligadebüt. Das war natürlich ein ganz besonderer Moment. Genauso wie der diesjährige Saisonauftakt, als ich beim Spiel in Hoffenheim zum ersten Mal in der Startelf stand. Jetzt hat mein zweites Jahr hier begonnen. Ich fühle mich in Freiburg und beim SC sehr wohl und habe mir für diese Saison viel vorgenommen.

 

Aufgezeichnet von Dirk Rohde

Foto: Dirk Rohde

 
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