Ab der Saison 2023/24 sind alle Erst- und Zweitligisten verpflichtet, an der Virtual Bundesliga teilzunehmen, dem eFootball-Wettbewerb der DFL. Damit wird auch der SC Freiburg erstmals ein eigenes Team melden – und möchte seinen eigenen authentischen Weg gehen.
Die 36 Erst- und Zweitligisten haben gemeinsam und mehrheitlich entschieden, die Virtual Bundesliga Club Championship (VBL CC) als dritten Wettbewerb neben der Bundesliga und der 2. Bundesliga in den Ligastatuten zu verankern. Laut DFL-Lizenzierungsordnung ist damit ab der Saison 2023/24 für alle Erst- und Zweitligisten die Teilnahme am DFL-eFootball-Teamwettbewerb verpflichtend. Das gilt auch für den SC Freiburg.
Laut einer aktuellen Jugend- und Kinderstudie des Forschungs- und Beratungsunternehmens Nielsen Sports beschäftigen sich 51 Prozent der deutschen fußballinteressierten Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 15 Jahren in ihrer Freizeit am liebsten mit Computer- und Konsolenspiele – und damit mehr als zum Beispiel mit „Social Media“ oder „Sport im Fernsehen“ (je 37 Prozent). 55 Prozent der deutschen Kinder und Jugendlichen (10 bis 15 Jahre) interessieren sich für eSports, gut ein Viertel (27 Prozent) wünschen sich ein eSport-Angebot ihres Lieblingsvereins. Lieblingsspiel (51 Prozent) der Kinder und Jugendlichen ist das eFootball-Spiel FIFA.
Die Ergebnisse zeigen: PC- und Konsolenspiele in der Freizeit und selbst eSport als professionelle Form des Gamings sind keine Nischenphänome, sondern längst bei dieser Zielgruppen angekommen und damit fester Bestandteil der Freizeitbeschäftigung nachrückender Generationen. Diese Entwicklung möchte die DFL nutzen, um über ihren eigenen Wettbewerb und die medialen Aktivitäten der Clubs junge Fans an die Bundesliga heranzuführen und an ihre Lieblingsclubs zu binden.
Der SC Freiburg hatte sich bis zur vergangenen Saison als einer von wenigen Proficlubs noch gegen eine Teilnahme an der VBL und gegen einen grundsätzlichen Einstieg in den eSport entschieden. Holger Rehm-Engel, Leiter Club-Medien und Digitalisierung beim SC Freiburg, sagt: „Ohne die neue Regelung hätte es beim Sport-Club keinen Einstieg in den eSport gegeben.“ Gleichzeitig versteht sich der SC Freiburg als Teil der Solidargemeinschaft DFL, und in der geht es vorrangig um die Entwicklung und Professionalisierung der Liga als Ganzes.
Talentförderung statt Shooter
Dass sich der Sport-Club über Jahre aus dem eSport fernhielt, hat auch mit dem gesellschaftlichen Engagement des Vereins zu tun, und im Speziellen mit seinen Bestrebungen, Kinder und Jugendliche in ihrer Bewegung zu fördern. So entstanden in den vergangenen Jahren beim Sport-Club eine Vielzahl von Sport- und Bewegungsangebote, neue Bolzplätze und zuletzt die Idee der sogenannten „Sport-Quartiere“. Auch innerhalb des Vereins wurde ein eSport-Einstieg daher kontrovers diskutiert: Passt eSport zum SC, der sich seit Jahren für Bewegungsförderung einsetzt, und funktionieren beide Themen unter einem Dach? Und wenn wir es schon machen müssen: Wie kann eine geeignete Strategie im eSport aussehen, der auch zum SC Freiburg passt?
„Wir waren uns sehr schnell einig, dass wir uns ausschließlich auf eFootball konzentrieren wollen“, sagt Holger Rehm-Engel. Keine Strategiespiele wie „League of Legends“, keine Shooter-Spiele wie „Counterstrike“. Stattdessen ging es von Beginn an darum, authentische Vereinsthemen zu definieren, die den Verein auszeichnen und die sich auch über eFootball transportieren lassen.
Eine dieser Stärken des Vereins ist die grundsätzliche Förderung junger Talente aus der Region. Neben zwei erfahrenen Spielern, wovon einer als Spielertrainer fungieren wird, sollen zwei bis drei Kaderplätze im eFootball-Team des SC an junge Talente – bestenfalls aus der Region – vergeben werden. „Unsere Nachwuchsspieler sollen von den erfahrenen Spielern lernen“, erklärt Holger Rehm-Engel.
Gescoutet werden sollen die Nachwuchskräfte über vier Online-Sichtungsturniere, bei denen sich die besten für ein Finalturnier in Freiburg qualifizieren (alle Informationen und Teilnahmebedingungen in den kommenden Tagen auf scfreiburg.com). Beim Finalturnier werden neben den spielerischen Fähigkeiten auch die Herkunft, die Affinität zum SC Freiburg, der Charakter und ein authentisches Auftreten der Spielerinnen und Spieler berücksichtigt.
„Wir möchten mit eFootball junge Zielgruppen ansprechen, auf eine andere Art an den Verein heranführen, aber sie natürlich auch unterhalten“, erklärt Holger Rehm-Engel. „Uns ist es aber auch wichtig, Themen zu besetzen, die man beim eFootball nicht unbedingt vermuten würde.“ Zu diesem „eFootball mit Wirkung“ können Workshops zum verantwortungsvollen Umgang mit Computerspielen („Responsible Gaming“), „Fitness“ oder „Ernährung“ gehören. Aber auch die Einbindung von Athletiktrainern, Spielerinnen und Spielern der SC-Frauen oder der Freiburger Fußballschule, um über eine neue Plattform Aufmerksamkeit und Interesse für den gesamten Verein zu erzeugen.